Nachhaltig genießen - Rezeptbuch fuer unsere Zukunft
das stark klimabelastende Treibhausgas Methan. Sind die Kühe somit aus Klimasicht unten durch?
Warum Weidehaltung besser für das Klima ist
Bei Wiederkäuern gilt es, deutlich nach der jeweiligen Haltungsform zu unterscheiden. Denn sog. Dauergrünland, das über Jahre nicht in Ackerland umgebrochen wird, hat das Potenzial, Kohlendioxid (CO 2 ) aus der Atmosphäre zurückzubinden. Die Graspflanze lagert dabei durch Photosynthese große Mengen Kohlenstoff in den tiefen, weit verzweigten Wurzeln ein – und zwar das ganze Jahr über. Wenn die Wurzeln absterben, bilden Regenwürmer & Co. daraus fruchtbaren Humus, der einen bedeutsamen klimaentlastenden Kohlenstoffspeicher bildet.
Achtung: Dieser Klima-Vorteil von Rindern auf nachhaltig bewirtschaftetem Dauergrünland gilt nicht für Hochleistungs-Kühe in Intensivtierhaltung, die nicht oder wenig auf Weideland grasen, sondern häufig importiertes, eiweiß-und energiereiches Kraftfutter statt Gras fressen. Denn Soja als wichtiger Bestandteil des Kraftfutters wird in manchen Ländern wie Brasilien oder Paraguay oftmals auf Flächen produziert, deren Umbruch von tropischem Regenwald zu Ackerland hohe Mengen an Treibhausgasen freisetzt. Der Regenwald steht dann auch nicht mehr für die Kohlendioxid-Rückbindung zur Verfügung, was unter anderem aus Klimaschutzsicht hochgradig problematisch ist. Zudem erfordert der Anbau von Kraftfutter einen hohen Energieeinsatz: Einen wichtigen Beitrag zu den Treibhausgasen verursachen dabei die verwendeten energieaufwendigen synthetischen Stickstoffdünger. Diese werden im Öko-Landbau durch sog. Gründüngung mit Gras-Kleesamen ersetzt, um die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern. Das geerntete Grünfutter ist auch eine gute zusätzliche Eiweißquelle für Wiederkäuer.
Kühe, Schafe und Ziegen sind an sich keine Klimakiller
Zusammen genommen hat nachhaltige Weidehaltung von Wiederkäuern auf Dauergrünland wegen der Humusbildung wesentliche Vorteile für das Klima gegenüber der herkömmlichen Haltung. Dies steht im Widerspruch zu ihrem weitverbreiteten Klimakiller-Image. Für das Klima ist somit eine gewisse, aber deutlich verminderte Menge an Milch (Käse sowie andere Milchprodukte eingeschlossen) und Fleisch von Wiederkäuern durchaus in Ordnung – wenn diese auf Dauergrünland basiert. 12
Flächenbedarf von tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln (m 2 Ackerland pro verzehrsfähiger Nahrungsenergie) 14
Tierische Lebensmittel
Pflanzliche Lebensmittel
Flächenbedarf (m 2 /1000 kcal)
Flächenbedarf (m 2 /1000 kcal)
Rindfleisch
31,2 (5,3 + 25,9→ * )
Ölfrüchte
3,2
Geflügelfleisch
9,0
Obst
2,3
Schweinefleisch
7,3
Hülsenfrüchte
2,2
Eier
6,0
Gemüse
1,7
Vollmilch
5,0 (1,2 + 3,8→ * )
Getreide
1,1
* Weideland
WISSEN
Stichwort Flächenkonkurrenz
Durch den Anbau von Exportprodukten – neben Futtermitteln wie Cassava, Soja und Mais sind dies unter anderem Südfrüchte, Kaffee, Tee, Kakao, Tabak, Baumwolle, Blumen – entsteht in Entwicklungsländern eine Flächenkonkurrenz gegenüber der Produktion von Nahrungsmitteln für die einheimische Bevölkerung. In afrikanischen Ländern beispielsweise belegt die Exportproduktion etwa 5 –20% der agrarischen Nutzfläche. Die Restfläche würde ausreichen, um die afrikanische Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Ein Konflikt besteht allerdings in qualitativer Hinsicht: Für Exportprodukte werden oft die besten Böden und die meiste Arbeitszeit verwendet. Viele Staaten fördern den Exportanbau zusätzlich mit Kreditprogrammen und Bereitstellung von Saatgut und Dünger. Da mit Exportprodukten in der Regel höhere Erlöse zu erzielen sind, kann dies zu einer Vernachlässigung der Nahrungsproduktion für den eigenen Verbrauch und für den lokalen Markt führen.
Sehr problematisch sind die Importe von Futtermitteln aus Entwicklungsländern. Sie können dort zu Flächenkonkurrenzen für die einheimische Nahrungsproduktion führen und somit zum Welthunger beitragen (siehe Kasten).
Darüber hinaus entstehen bei der Erzeugung tierischer Lebensmittel sog. Veredelungsverluste, da die Tiere einen Großteil der Energie aus dem Futter für ihren eigenen Stoffwechsel verbrauchen. Sie wandeln – je nach Tierart, Fütterung usw. – nur etwa ein Drittel oder weniger in Fleisch, Milch bzw. Eier um. So muss das Mehrfache an Kalorien aus pflanzlichen Futtermitteln verfüttert werden, um eine Kalorie eines tierischen Lebensmittels zu erzeugen 5 .
Anders sieht es jedoch aus, wenn
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