Nachhaltig genießen - Rezeptbuch fuer unsere Zukunft
in allen anderen Industrieländern, essen wir heute viel mehr tierische Produkte als noch vor 50 Jahren. Der Fleischverzehr liegt inzwischen für Männer bei 58 kg pro Person und Jahr, für Frauen bei 30 kg – das entspricht einer Menge von 1,1 kg bzw. 600 g pro Woche 7 . Die empfohlenen Mengen liegen jedoch deutlich niedriger: pro Woche bis zu zwei Fleischmahlzeiten (à 150 g) – sowie bis zu einer Portion Fisch (à 150 g) und bis zu zwei Eier pro Woche 2 . Warum eine überwiegend pflanzliche Ernährung nicht nur gut für unsere Gesundheit ist, sondern auch ökologische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Vorteile hat, erfahren Sie im nachfolgenden Kapitel.
Umweltbelastungen bei Ackerbau und Viehzucht
In Deutschland werden jährlich pro Person etwa elf Tonnen Treibhausgase ausgestoßen 8 . Die weltweit klimaverträgliche Menge liegt jedoch bei nur zwei Tonnen pro Person und Jahr 9 . Dafür müssen wir in den reichen Industrieländern den Treibhausgas-Ausstoß drastisch vermindern, nämlich um etwa 80%.
Der Ernährungsbereich trägt mit etwa 20% zum gesamten Treibhausgas-Ausstoß in Deutschland bei 10 . Rund die Hälfte davon stammt aus der landwirtschaftlichen Erzeugung, größtenteils aus der Produktion tierischer Erzeugnisse 11 . Bei diesen entstehen mehrfach höhere Mengen an Treibhausgasen als bei pflanzlichen Lebensmitteln. Um Futterpflanzen für die Tiere anzubauen, muss viel Energie eingesetzt werden: insbesondere in der Chemieindustrie, um mineralischen Stickstoffdünger für die konventionelle Landwirtschaft zu produzieren. Ferner ist die Umwandlung pflanzlicher Erzeugnisse in tierische Produkte teilweise wenig effizient, sodass sich deren Treibhausgasbilanz deutlich verschlechtert. Hinzu kommen auch noch die Treibhausgase, die während Aufzucht, Haltung, Verarbeitung usw. durch den Energieeinsatz oder durch die Tiere selbst entstehen, beispielsweise Methan und Lachgas durch deren Ausscheidungen (Kasten → S. 127 ). 10
Pflanzliche Lebensmittel haben in der Regel auch einen wesentlich geringeren Wasserbedarf bei ihrer Erzeugung als tierische. Das sog. Virtuelle Wasser ist dabei nicht das Wasser, das ein Produkt tatsächlich enthält, sondern das »unsichtbare« Wasser, das für seine Erzeugung und Verarbeitung verwendet wurde. Beispielsweise werden für die Erzeugung von einem Kilogramm Rindfleisch aus Intensivtierhaltung mehr als 15 000 Liter Wasser benötigt. Dazu zählt vor allem die Bewässerung für den Anbau der Futtermittel. Für ein Kilogramm Kartoffeln sind dagegen im Schnitt nur 260 Liter Wasser nötig (siehe Tabelle). 13 Sehr problematisch ist der »Import von Virtuellem Wasser«, wenn landwirtschaftliche Produkte aus Ländern zu uns kommen, wo Wasserknappheit herrscht, aber für die Bewässerung sehr viel Wasser eingesetzt wird. Beispiele sind aus Israel importierte Erdbeeren, die in der Wüste mithilfe aufwendiger Bewässerungsanlagen wachsen, und Frühkartoffeln aus Marokko oder Ägypten. Ökologisch ist das unsinnig, weil deutsche Kartoffeln sich durchaus bis ins Frühjahr hinein lagern lassen.
Virtueller Wassergehalt von tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln 13
Tierische Lebensmittel
Pflanzliche Lebensmittel
Virtuelles Wasser (l/kg Lebensmittel)
Virtuelles Wasser (l/kg Lebensmittel)
Rindfleisch
15500
Weizen
1300
Käse
5000
Bananen
860
Schweinefleisch
4800
Äpfel
700
Geflügelfleisch
3900
Kartoffeln
260
Eier
3300
Tomaten
180
Wie Kuhweiden dabei helfen, die Welternährung zu sichern
Die Produktion tierischer Lebensmittel erfordert viel mehr landwirtschaftliche Nutzfläche als die Erzeugung pflanzlicher Lebensmittel. So werden für die Herstellung von 1000 kcal in Form von Rindfleisch (entspricht etwa 900 g) mehr als 30 m 2 landwirtschaftlicher Fläche benötigt. Dazu zählt die Fläche für die Weide sowie für den Anbau weiterer Futtermittel. Für 1000 kcal in Form von Gemüse (entspricht etwa 3 kg) werden dagegen im Schnitt nur 1,7 m 2 Fläche benötigt (Tabelle oben). 14
Ein großer Teil der weltweit vorhandenen Ackerflächen wird zum Anbau von Futtermitteln verwendet, nämlich etwa ein Drittel 15 . Würden auf diesen Äckern hingegen beispielsweise Getreide, Kartoffeln oder Hülsenfrüchte angebaut und direkt für die menschliche Ernährung genutzt, stünde für die Sicherung der Welternährung erheblich mehr Nahrung zur Verfügung.
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