Nachhaltig tot (German Edition)
Präsidenten kann ich Ihnen versichern, dass mein Nachfolger in Kürze die Position übernimmt, und das Projekt kann problemlos weitergeführt werden.
Obwohl Sie über die Gründe meiner Kündigung und die vorherigen Geschehnisse auch offiziell informiert werden, möchte ich Ihnen persönlich einen Bericht geben.
Wie Sie wissen, arbeiteten wir seit Jahren an einer neuen Energiequelle, die kostengünstig und ohne jegliche Umweltgefährdung die volle Energieversorgung der Stadt übernehmen kann. Nach unserer Beurteilung kamen die Forschungen und Experimente letztes Jahr in eine entscheidende Phase, sodass das System in einer städtischen Einrichtung im Praxisbetrieb ausprobiert werden konnte.
Leider traten mehrere technische und menschliche Fehler auf, die meine Verantwortlichkeit belasten. Deshalb habe ich meinen Rücktritt als Leiterin des Altenheimes und des Projektes beschlossen.
Die Analyse dieser bedauerlichen Fehler zeigte aber eindeutig, dass wir mit dem geplanten und erhofften Erfolg des Projektes recht haben. Auch unter extremen Bedingungen und Leistungen funktionierte das System wirtschaftlich und sicher. Deshalb entschied sich das Kuratorium der Stiftung im Einklang mit der technisch-wissenschaftlichen Leitung des Projekts, dass die Entwicklung weitergeführt wird. Die wichtigste Bedingung ist allerdings, dass keine weiteren menschlichen Risiken in Kauf genommen werden dürfen. Deshalb wurde das Gebäude evakuiert, und die Bewohner zogen in ein anderes Heim der Stiftung. Das Projekt läuft also in der Zukunft in einem leeren Gebäude unter simulierten Bedingungen (Lüftung, Öffnen der Türen usw.).
Ich werde meinem Nachfolger selbstverständlich alle Hilfen geben, damit das Projekt wegen meines Rücktritts keinerlei Nachteile erleidet.
Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, dass Sie mir die Möglichkeit gaben in diesem revolutionären Projekt mitzuwirken. Für die Zukunft der Energiewende und Ihnen persönlich wünsche ich viel Erfolg.“
Ja, die Buren sind einzig und alleine schuldig. Wenn sie mit den Briten keinen Streit gehabt hätten, wenn sie anstatt blutige Kämpfe auszufechten friedlich miteinander Whiskey getrunken hätten, dann hätte ich auch friedlich auf weißem Sand liegen, meinen Bauch sonnen und an meinem Cocktail nippen können.
Aber dann hätte mich Hans (oder Hubertus?) nie bemerkt.
Und das ganze komische Projekt wäre unbemerkt geblieben.
Und wir wären mit meiner Oma nie Verbündete geworden.
Kann es sein, dass ich den Buren doch dankbar bin?
Grüner Tod
Kriminalinski
Prolog
Münsterländische Tageszeitung
Zeitungsartikel aus dem Jahre 2010
Gasvergiftung
Drei Tote bei Unglück in Biogasanlage
Ein bisher ungeklärter Gasaustritt in einer Biogasanlage in Molbergen hat gestern das dritte Todesopfer gefordert. Neben dem 46-jährigen Kraftfahrer einer niederländischen Zulieferfirma sind zwei Mitarbeiter des Anlagenbetreibers im Alter von 27 und 35 ihren schweren Gasvergiftungen erlegen.
Landkreis Cloppenburg - Nach dem Unglück in einer Biogasanlage in Molbergen ist die Zahl der Todesopfer auf drei gestiegen. Wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, erlag ein 46 Jahre alter Berufskraftfahrer einer niederländischen Zulieferfirma am Mittag im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Bereits am Dienstag waren eine 35-jährige Frau und ein 27 Jahre alter Mitarbeiter des Anlagenbetreibers gestorben. Fünf Feuerwehrmänner erlitten Hautreizungen. Aus bislang ungeklärter Ursache war aus der Anlage Gas ausgetreten.
Am Mittwoch lief die Suche nach der Schadensursache auf Hochtouren. Bislang ist das Leck, aus dem eine Gasmischung aus brennbarem Methan sowie Schwefelwasserstoff, Kohlendioxid und Ammoniak ausgetreten sein soll, nicht gefunden worden. Bis zum Mittag hatte ein Expertenteam Messungen an der Produktionshalle der Anlage vorgenommen. Dort lagen die Messwerte von Schwefelwasserstoff, dem Gas, das vermutlich zum Tod der Opfer führte, noch deutlich über der maximalen Arbeitsplatzkonzentration.
In der 2007 erbauten Biogasanlage in Molbergen werden überwiegend Maissilage sowie Bioabfälle aus der Landwirtschaft verarbeitet. Damit wird Methangas produziert, das in Blockheizkraftwerken in Wärme und Strom umgewandelt wird. Die Anlage galt bis zu dem Unglück als landwirtschaftlicher Demonstrationsbetrieb.
* * *
Thies Otten saß auf der Holzbank vor seinem Haus und hielt in der einen Hand einen Zettel, auf dem mit aufgeklebten Buchstaben eine äußerst bedrohliche Nachricht
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