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Nachhaltig tot (German Edition)

Nachhaltig tot (German Edition)

Titel: Nachhaltig tot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Brabänder , Karin Mayer
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auf, und obwohl ich mit Waffen gänzlich unerfahren bin, ist es mir gelungen, das Magazin zu öffnen. Es enthält noch fünf Kugeln.
    Ich habe versucht, das Rad zurückzudrehen, dort anzuknüpfen, wo wir waren, bevor Maik in unser Leben trat. In einem Lexikon habe ich gelesen, dass Igel alleine überwintern, außer wenn man ihnen eine Übernachtungsmöglichkeit zur Verfügung stellt. Die habe ich bei einem freundlichen älteren Herren auf dem Flohmarkt gekauft: einen aufklappbaren Baumstumpf, den ich in unserem Garten in einen Laubhaufen gestellt habe. Das Bild im Lexikon zeigt zwei schlafende Igel nebeneinander liegend. Ich betrachte es immer wieder verwundert. Die Igel sind nicht zu einer Kugel zusammengerollt, wie man es von Igeln erwartet, sie liegen auf dem Rücken, die Schnauze zur Brust gezogen, die Beine auf dem Bauch gefaltet, gänzlich ungeschützt.

Stromtrasse
    Heike Klein
    Das SEK war innerhalb von einer Stunde vor Ort. Anne Kremer beobachtete, wie die Männer sich in dem beschaulichen Ort mitten im Grünen verteilten und vor dem Einfamilienhaus in Position brachten. Sie sah ihren Kollegen, Hauptkommissar Thomas Brandner, mit dem Einsatzleiter sprechen. Brandner winkte sie heran.
    „Anne, das ist Michael Keil vom SEK und Philipp Westkamp, der Psychologe. Meine Kollegin, Anne Kremer, sie hat hauptsächlich mit dem Geiselnehmer zu tun gehabt.“
    Sie schüttelten sich die Hände.
    „Und, Frau Kremer“, sprach sie der Psychologe direkt an, „wie schätzen Sie die Situation ein? Denken Sie, dass Peter Dorn seiner Familie tatsächlich etwas antun könnte?“
    Anne seufzte und schaute zu dem Haus hinüber, in dem Peter Dorn sich mit einer Waffe, seiner Frau, den zwei Kindern und dem Nachbarn, Markus Thelen, verschanzt hatte. „Ich weiß es nicht. Aber, eigentlich, ich denke eher nicht. Er ist verzweifelt und ein angeschlagener Mensch, aber wenn man ruhig mit ihm bleibt, haben wir eine gute Chance, alle heil aus dieser Sache zu bekommen.“
    Anne verstummte und lehnte sich an den Wagen des Einsatzkommandos an. Es war unglaublich, welche Wende dieser Fall genommen hatte. Es war gerade eine Woche her, dass sie nach Raasdorf gerufen worden war. Ein paar Straßen weiter war Rainer Berger mit zwei Schüssen in der Brust in seinem Wohnzimmer gefunden worden. Rainer Berger, der mit Leichtigkeit den Wettbewerb zum unbeliebtesten Einwohner Raasdorfs gewonnen hätte. Denn in Raasdorf ging es entgegen dem idyllischen Anschein hoch her. Letztes Jahr hatte der Netzbetreiber Amprion bekannt gegeben, parallel zur Starkstromtrasse, die schon jetzt quer durch den Ort führte, eine weitere Trasse zu bauen. Die neue Trasse sollte im Rahmen des Gesetzes zum Ausbau von Energieleitungen, EnLAG, entstehen und helfen, den Strom, der in den Offshore-Windparks im Norden produziert wird, nach Süden zu transportieren. Nur waren dafür Strommaste geplant, die fast das Doppelte an Höhe wie die jetzigen maßen. Schnell formte sich der Protest. Es wurde eine Bürgerinitiative „Pro-Erdkabel-Raasdorf“ gegründet, die verlangte, statt der gigantischen Maste die Leitungen unterirdisch zu verlegen. Der Netzbetreiber lehnte aus Kostengründen ab. In Kürze sollte das Planfeststellungsverfahren eröffnet werden. Es war mehr als fraglich, ob die Bürger sich mit ihrem Antrag durchsetzen konnten.
    Rainer Berger hatte seit seiner Lehre vor 20 Jahren für Amprion gearbeitet. Er war die ersten Jahre noch selbst hinausgefahren und hatte Stromleitungen gewartet, bis er den Blaumann gegen einen Anzug tauschte und in die Büros wechselte. Amprion hatte die Idee, weil Rainer in Raasdorf aufgewachsen war und immer noch dort lebte, ihn als Vertreter der Firma einzusetzen. In seinem Wohnzimmer führte er die Verhandlungen über die Entschädigungszahlungen mit den Anwohnern, die direkt von dem Projekt betroffen waren. Auf den Bürgerversammlungen vertrat er die Position seiner Firma. Dieses ließ seine Beliebtheitswerte stetig sinken. Anne Kremer machte es die Arbeit schwer. Sie hatte ein Dorf, in dem fast jeder ihr Mordopfer hasste. Hinzu kam, dass Raasdorf einen äußerst aktiven Sport- und Schützenverein hatte. Fast ein Drittel dieser angesehenen Bürger nannte einen ordentlichen Waffenbestand sein Eigen, ein Traum für jeden Kriminalisten. Doch trotz mehrerer Durchsuchungen blieb die Tatwaffe verschwunden. Auch die erkennungsdienstlichen Ermittlungen brachten sie nicht weiter. Es wurden zwar jede Menge Fingerabdrücke gefunden, aber keine, die

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