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Nachhaltig tot (German Edition)

Nachhaltig tot (German Edition)

Titel: Nachhaltig tot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Brabänder , Karin Mayer
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Unverständnis, der Rest hielt mich für geistesgestört, das ließ man mich unmissverständlich wissen. Wie denn ein dahergelaufener crazy German boy auf die Idee kommen könne, den Amerikanern vorzuschreiben, was sie zu tun und zu lassen hatten! Von da an war ich ein Außenseiter. Binnen Minuten hatten sich die Sympathien in krasse Ablehnung gewandelt.
    Am nächsten Morgen war die Unterhaltung am Frühstückstisch kühl und sachlich, alle Herzlichkeit war verflogen. In den Weinbergen erledigte ich meine Arbeit, aber keiner sprach mit mir. So ging es die ganze Woche über und mir wurde klar, dass ich hier keine Unterstützung mehr zu erwarten hatte. Ich erklärte den Wörnörs, dass ich in der darauf folgenden Woche weiterziehen wolle, was diese ohne Widerrede und mit sichtlicher Erleichterung zur Kenntnis nahmen. Ich hätte gleich und auf der Stelle gehen sollen, dann hätte ich mir einiges erspart und Dithör auch.
    Als Dieter am späten Freitagabend nach Hause kam, spürte er wohl, dass sich während der Woche irgendetwas zugetragen hatte. Wahrscheinlich hatten seine Eltern ihm sofort von meinen Ausführungen berichtet und dass ich den Ort bald verlassen würde, denn am Samstagmorgen machte er abfällige Bemerkungen über mich und erklärte, dass man mir besser gleich eine Tracht Prügel verabreicht und mich davongejagt hätte. Sein Hass gegen mich war unübersehbar, und ich beschloss, ihm für den Rest des Wochenendes aus dem Weg zu gehen.
    Das Wetter war herrlich, geradezu ideal, um die letzten beiden Tage in den Weinbergen zu verbringen, die Landschaft und die Sonne zu genießen und zu überlegen, wie es weitergehen sollte. Im Grunde meines Herzens hatte ich mit den USA abgeschlossen. Die Amis waren unbelehrbar, für Ökologie und Verantwortung für unseren Planeten hatten sie kein Gefühl. Ich lief gegen eine Wand von Ignoranz und sah keine Möglichkeit, daran etwas zu ändern. Warum also die Zeit nutzlos verstreichen lassen?
    Da ich zu Hause alles verkauft hatte, fehlte es mir zwar im Augenblick nicht an Geld, aber für den Rest meines Lebens würde es nicht ausreichen. Ich musste irgendwo hin, wo ich Geld verdienen konnte, am besten im Bereich des Umweltschutzes oder etwas in dieser Richtung. Als Energieberater vielleicht, aber wo? Während ich im Weinberg saß und meinen Gedanken nachhing, hörte ich hinter mir ein Geräusch, das mich aufschreckte.
    Ich drehte mich blitzschnell um und sah, dass Dieter hinter mir stand. Im Nachhinein kann ich nicht beurteilen, ob er zugekifft oder besoffen war oder ob es der Ausdruck seines schwachsinnigen Hasses war, der aus seinen Augen funkelte. Ich saß am Boden, eine Hand auf die Erde gestützt, halb zu ihm gedreht, als er sich mit einem Holzknüppel in der Hand auf mich stürzen wollte.
    „Wie kommst du dazu, meinen Eltern mit deinem Gequatsche so etwas anzutun?“, schrie er. In seinen Augen stand der Wahnsinn.
    Er machte zwei Schritte auf mich zu und hob den Knüppel.
    Es gelang mir mit einem Reflex, zur Seite zu rollen, sodass Dieters Schlag danebenging und in einem Weinstock landete. Vom Spanndraht in den Reben federte der Knüppel zurück und glitt Dieter aus der Faust. Er selbst kam auf dem steinigen Hang ins Rutschen, machte ein paar unbeholfene Schritte nach vorne, stürzte und landete schließlich auf dem Bauch. Das alles spielte sich in Bruchteilen von Sekunden ab, und als ich die Fassung wiedererlangt hatte, sah ich mich mit dem Knüppel in der Hand über Dieter stehen.
    Er hatte sich auf den Rücken gedreht und schaute mit hasserfülltem Blick zu mir herauf. Und dann sagte er etwas, was er besser nicht gesagt hätte: „Motherfucker!“
    Es waren die letzten Worte, die er in seinem Leben von sich gab.
    Ich erinnere mich, dass das gleiche Gefühl wie beim ersten Mal in mir aufgestiegen war: Ich hatte gewonnen! Für einen Augenblick genieße ich diese Erinnerung, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dieses Gefühl nicht noch einmal empfinden werde. Zurzeit habe ich nur das Empfinden unendlich drückender Hitze. Der Ventilator ist anscheinend abgestellt, denn ich höre sein monotones Summen nicht mehr. Draußen ruft jemand, aber ich glaube nicht, dass ich gemeint bin. Mein Besuch wird wohl noch etwas auf sich warten lassen. Mir ist es egal – Hauptsache, sie hören mit dieser schändlichen Energieverschwendung auf.
    Zunächst war ich geschockt, als ich Dieter vor mir liegen sah, aber nach wenigen Augenblicken war mein Verstand wieder intakt, und mein

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