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Nachricht von dir

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Titel: Nachricht von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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sich in einer prekären Situation. Was sollte sie als Nächstes tun? Ihm den Lauf der Glock in den Mund schieben? Ihm Wasser in die Atemwege schütten, damit er erstickte? Ihm ein Fingerglied abtrennen?
    Ein Typ wie Danny hätte George in weniger als fünf Minuten zum Reden gebracht. Aber Danny wäre vermutlich nicht damit einverstanden gewesen, dass sie die Seite wechselte.
    Sie nahm ein Küchenmesser und durchtrennte die Fessel, an Georges rechter Hand.
    »Den Rest machst du selbst«, sagte sie und verließ die Wohnung.


    Kapitel 22
    Das Phantom von Manchester
    Ein unausgesprochenes Geheimnis ist wie eine nicht gebeichtete Sünde: Es keimt und verfault in uns, und nur andere Geheimnisse können ihm als Nahrung dienen.
    Juan Manuel de Prada,
Trügerisches Licht der Nacht
     
     
     
     
    Mittwoch, 21. Dezember
    London
     
    Die Maschine der British Airways landete um sieben Uhr morgens bei Dunkelheit, Regen und Nebel in London. Dieses typisch englische Wetter störte Jonathan nicht sonderlich, er war schließlich nicht hier, um Urlaub zu machen. Nachdem er die Formalitäten erledigt hatte, wechselte er seine Dollar und ging zum Hertz-Schalter, um den Wagen abzuholen, den er am Vorabend per Internet reserviert hatte.
    Die Fahrt von London nach Manchester dauerte vier Stunden. Die ersten Kilometer waren albtraumartig: Jonathan dachte, er würde sich nie an den Linksverkehr gewöhnen. Ein paar antibritische Ressentiments schossen ihm durch den Kopf (ständig wurde die Arroganz der Franzosen kritisiert, doch was sollte man von einem Volk halten, das sich darauf versteifte, den Euro abzulehnen, das weiterhin links fuhr und als Drohgebärde Zeige- und Mittelfinger benutzte), schob jedoch diese ethnozentrischen Klischees rasch beiseite. Er atmete tief durch und befahl sich, cool zu bleiben, nicht zu schnell zu fahren und sich zu konzentrieren.
    Dann kam er an einen Kreisverkehr, hätte sich fast in der Richtung geirrt, wollte den Blinker setzen, betätigte aber stattdessen den Scheibenwischer und hätte um Haaresbreite einen Unfall gebaut.
    Auf der Autobahn fuhr er vorsichtig und gewöhnte sich allmählich an die neuen Gegebenheiten. In den Außenbezirken von Manchester aktivierte er das GPS , gab die Adresse des Kommissariats von Cheatam Bridge ein und ließ sich bis zu einem grauen Gebäude leiten. Es war so, wie er es sich vorgestellt hatte. Hier hatte Madeline gearbeitet, hier war an einem trüben Morgen Erin Dixon aufgetaucht, um das Verschwinden ihrer Tochter anzuzeigen …
    An der Anmeldung fragte er nach Kommissar Jim Flaherty und bat, ihn sprechen zu können.
    Die Polizistin telefonierte und forderte ihn auf, ihr zu folgen. Sie durchquerten ein Großraumbüro, das Jonathan von Madelines altem Geburtstagsfoto her kannte. Hier hatte sich nichts verändert – nur dass das Poster von Cantona gegen eines von Wayne Rooney ausgetauscht worden war.
    Nicht gerade eine kluge Entscheidung, Jungs.
    Er wurde in ein Büro geführt, das Flaherty mit einem jungen Polizeiobermeister teilte.
    »Der Kommissar empfängt Sie gleich.«
    Jonathan begrüßte die beiden Beamten und betrat den Raum. Flaherty hatte das alte »Canto«-Poster neben das von einem Konzert von The Clash gehängt.
    Ein Pluspunkt für ihn …
    An einer Korkplatte waren verschiedene Fotos von Geburtstagen, Abschiedsfeiern und anderen Gelegenheiten angepinnt, die alle aus der Zeit stammten, als Madeline noch hier gewesen war. In der oberen rechten Ecke klebte der eingerissene und vergilbte Handzettel mit der Vermisstenanzeige von Alice Dixon. Flaherty hatte ihn nicht entfernt und daneben ein Foto seiner ehemaligen Kollegin befestigt. Es war unübersehbar: Die beiden Frauen hatten denselben umwölkten Blick, dieselbe traurige Schönheit, und beide vermittelten den Eindruck von Abwesenheit, so als lebten sie in einer anderen, weit entfernten Welt.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte Flaherty und schloss die Tür hinter ihm.
    Der Kommissar hatte angenehme Gesichtszüge, rotblondes Haar und eine imposante Leibesfülle. Er war noch immer gut aussehend, schien sich aber neuerdings etwas zu sehr gehen zu lassen, denn sein Bauch quoll bereits über den Hosenbund. Ein paar Wochen Dukan-Diät wären in seinem Fall eine wirklich gute Investition.
    »Wir haben eine gemeinsame Bekannte«, begann Jonathan und setzte sich.
    »Und wer ist das?«
    »Madeline Greene.«
    Flahertys Augen leuchteten auf.
    »Madeline. Sie hat sich nicht mehr gemeldet, seit sie den Dienst quittiert

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