Nachricht von dir
in deiner Situation solltest du besser keine Ratschläge erteilen. Aber zurück zu der Mail: Warum wolltest du Jonathan Lempereur in San Francisco aufsuchen?«
George, der einem Schwächeanfall nahe war, traten Schweißperlen auf die Stirn. Um ihn zum Sprechen zu bringen, drückte ihm Madeline den Lauf der Waffe an die Schläfe.
»Ich verdanke Jonathan alles«, stieß er hervor. »Er hat mir aus dem Dreck geholfen und mir eine Karriere ermöglicht. Er war jung und voller Energie. Er war wirklich ein einzigartiger Typ: großzügig und in der Lage, die Menschen von ihren Lastern abzubringen und ihre guten Seiten zu entdecken …«
»Und zum Dank hast du ihm die Frau weggeschnappt …«
»Das stimmt nicht«, verteidigte sich George, der zu zittern begann. »Sie werden doch nicht glauben, dass sich Francesca in einen Typen wie mich hätte verlieben können! Sie war verrückt nach ihrem Mann!«
Kalter Schweiß rann ihm übers Gesicht.
»Die beiden waren ein besonderes, ein leidenschaftliches Paar«, fuhr er fort. »Sie bewunderten einander, und jeder wollte den anderen beeindrucken. Sie hatten sich die Aufgaben aufgeteilt, er am Herd und in den Fernsehsendungen, sie im Hintergrund mit der Erweiterung der Firmengruppe beschäftigt. Francesca liebte ihren Mann über alles und wollte seine Küche weltberühmt machen, aber …«
»Aber was?«
»Sie wollte zu schnell expandieren und hat einige Fehlentscheidungen getroffen, die das Unternehmen an den Rand des Ruins gebracht haben.«
George klapperte mit den Zähnen. Unter seinen Augen lagen tiefe dunkle Schatten. Ganz offensichtlich war die Mischung von Ecstasy und Beruhigungsmittel nicht gerade empfehlenswert.
»Die Bilder von dir und Francesca waren also gefälscht, oder?«
»Natürlich! Vor zwei Jahren hat sie mich plötzlich von den Bahamas angerufen. Es war während der Weihnachtsferien. Ich war mit einem Freund zum Tauchen auf den Malediven. Sie war völlig außer sich und sagte, ich müsste am nächsten Tag vor fünfzehn Uhr bei ihr in Nassau sein, es sei dringend. Ich habe versucht, mehr herauszufinden, aber sie hat mir versichert, je weniger ich wüsste, desto besser wäre es für mich.«
»Warum hast du eingewilligt?«
»Francesca war meine Chefin und hat mir nicht wirklich die Wahl gelassen. Ich erinnere mich, es war ein furchtbares Chaos: Die Maschinen waren ausgebucht, ich musste über London fliegen, um rechtzeitig dort zu sein. Ich dachte, einmal an Ort und Stelle, würde sie mir weitere Informationen geben. Aber sie hat nur die Fotos mit einem albernen Paparazzo inszeniert, und dann sind wir zusammen nach Hause geflogen.«
»Und?«
»Bei der Ankunft erwartete uns Jonathan am Flughafen. Ich weiß nicht, wer ihn informiert hatte, aber die Sache ist schlecht gelaufen. Er hat mir einen Kinnhaken verpasst und sich vor allen Leuten furchtbar mit seiner Frau gestritten. Am nächsten Tag hat er die Scheidung und den Verkauf des Unternehmens bekanntgegeben.«
»Und du hast deinem Freund nie die Wahrheit erzählt?«
»Nein. Ich habe mehrmals daran gedacht. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, ich wusste, dass es ihm nicht gut ging und dass er in San Francisco lebte. Ich habe mit Francesca darüber gesprochen, aber jedes Mal hat sie mich davon abgebracht, vor allem da …«
»Vor allem, da du von der DeLillo-Foundation reichlich dafür bezahlt wirst, damit du den Mund hältst.«
»Hören Sie, ich habe nie vorgegeben, ein guter Mensch zu sein«, verteidigte sich George. »Das hat nur Jonathan geglaubt.«
»Und Francesca?«
»Sie lebt noch immer mit ihrem Sohn in New York. Seit dem Tod ihres Vaters kümmert sie sich vorrangig um die Stiftung.«
»Hat sie einen Freund?«
»Das weiß ich nicht. Sie kommt manchmal in Begleitung zu Wohltätigkeitsveranstaltungen oder Theaterpremieren, aber das muss nicht heißen, dass sie eine Beziehung mit diesen Typen hat. Jetzt binden Sie mich endlich los, verdammt noch mal!«
»Schrei nicht so! Was meint sie mit ›ich dachte, das hättest du durch die Zeitungsartikel verstanden …‹?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung!«
Madeline blieb misstrauisch. Sie hätte wetten können, dass George in diesem Punkt log. Jetzt, da er langsam wieder zu sich kam, wurde er aggressiv.
»Ihnen ist doch wohl klar, dass ich, sobald Sie mich befreit haben, ins nächste Kommissariat gehe und …«
»Das glaube ich nicht.«
»Und warum?«
»Weil ich von der Polizei bin, du Idiot!«
Sie musste sich beruhigen. Sie befand
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