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Nachricht von dir

Nachricht von dir

Titel: Nachricht von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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ich in der Eingangshalle warte?«
    »Nun ja, es ist noch sehr früh …«
    »Ich muss leider darauf bestehen, Eddy, es ist wirklich sehr dringend.«
    »Ich rufe Mrs DeLillo sofort auf ihrem Handy an.«
    Von imposanter Statur à la B. B. King, war Eddy in jeder Hinsicht die »Schlüsselfigur«. Er kannte die Geheimnisse aller Bewohner: Streitereien, Ehebruch, Misshandlung, Drogenprobleme … Je nachdem, ob man eine gute oder schlechte Beziehung zu ihm unterhielt, konnte er einem das Leben erleichtern oder zur Hölle machen.
    »In Ordnung, Sir, sie erwartet Sie.«
    Jonathan dankte dem Portier mit einem Kopfnicken und ging zum Aufzug am Ende der Halle. Er gab den Code ein, der die Kabine direkt zur Wohnung seiner Exfrau schickte, sodass sich die Türen auf den Eingangsraum des verglasten Penthouses im obersten Stockwerk öffneten.
    Jonathan ging zum Salon, ein riesiger, mit Lavastein gefliester Raum, der mit modernem Mobiliar aus hellem Holz und Nussbaum eingerichtet war. Hier war alles elegant, aber puristisch. In zwei langen, ultramodernen Einbaukaminen züngelten Flammen, riesige Glasfassaden gewährten einen atemberaubenden Blick auf den Hudson und hoben die Grenze zwischen Innenraum und Terrasse auf. Jetzt, bei Tagesanbruch, war das Licht märchenhaft, eine Mischung aus Rosa, Purpur und Grauweiß.
    Obwohl er zwei Jahre lang hier gelebt hatte, kam sich Jonathan wie ein Fremder vor. Der Wintergarten, die vierhundert Quadratmeter große Terrasse, der privilegierte Ausblick, der Portierservice rund um die Uhr, das Hauspersonal, der zwanzig Meter lange beheizte Pool, der Fitnessraum, die Sauna … Zu der Zeit, als er noch der »Imperator« gewesen war, war ihm all dieser Luxus normal erschienen. Heute hatte er den Eindruck, damals größenwahnsinnig gewesen zu sein. Jetzt fühlte er sich wie ein einfacher Sterblicher, der den Göttern des Olymps einen Besuch abstattete.
    Francesca eilte aus dem Schlafzimmer im ersten Stock.
    »Ist Charly etwas zugestoßen?«
    »Charly geht es gut, er ist in San Francisco bei deinem Bruder.«
    Beruhigt stieg sie die Glastreppe hinab, die den Eindruck erweckte, sie würde in der Luft schweben.
    Angesichts der frühen Stunde war sie sicherlich schnell in ihre schwarzen Jeans und den beigefarbenen Kaschmirpullover geschlüpft. Dennoch wirkte sie wie aus dem Ei gepellt. Sie hatte eine stolze Haltung und die natürliche Eleganz, die jenen Menschen eigen war, die seit Generationen im Reichtum lebten. Ihr Geld trug den Stempel given not earned . Vielleicht war auch dies etwas gewesen, das sie einander entfremdet hatte, denn er hatte sich sein Geld erarbeitet und nicht geschenkt bekommen … bevor er alles verloren hatte.
    »Du hast ihn umgebracht, nicht wahr?«, fragte er und reichte ihr den Ausdruck des Zeitungsartikels über Lloyd Warners Tod.
    Sie senkte nicht einmal den Blick, um ihn zu lesen. Sie fragte auch nicht, wovon er sprach. Sie verharrte eine Weile reglos, ehe sie sich aufs Sofa setzte und in einen Plaid einwickelte.
    »Wer hat es dir gesagt? Dieser Idiot von George? Nein … sicher nicht.«
    »Wie ist das passiert?«
    Sie schloss die Augen und ließ die Erinnerungen hochkommen.
    »Es war vor zwei Jahren, Ende Dezember …«, begann sie. »Du hattest mich morgens zum Flughafen gebracht, und ich hatte dir erzählt, ich würde nach London fliegen, um einem unserer Restaurants einen Besuch abzustatten. Das war gelogen. In der Woche zuvor hatte ich gehört, dass Lloyd Warner auf die Bahamas nach Nassau fliegen würde, um einen Vertrag für eines seiner Kasinos auszuhandeln. Ich wollte hinfahren, um ihn zu bitten, unser Darlehen zu stunden. Bei der Ankunft hinterließ ich ihm eine Nachricht in seinem Hotel und bat ihn, mich auf Columbus Isle zu treffen. Damals war dir das Ausmaß unserer Verschuldung nicht bewusst. Unsere Restaurants begannen sich zu entwickeln, aber die Wirtschaftskrise hat die Rendite verschlungen. Ich wollte, dass Win Entertainment uns mehr Zeit für die Rückzahlung ließ, und es gab keinen Weg, in New York unter vier Augen mit Warner zu sprechen.«
    »Und ist er gekommen?«
    »Ja, wir haben zusammen zu Abend gegessen. Ich habe versucht, ihn zu überreden, uns Zeit zu geben, aber er hat mir nicht zugehört. Stattdessen hat er mich den ganzen Abend über aufzureißen versucht, sodass ich den Tisch vor dem Dessert verlassen habe.«
    Ein Hausmädchen brachte ein Tablett mit einer Teekanne und zwei Tassen. Francesca wartete, bis sie den Raum verlassen hatte, und fuhr

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