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Nachrichten an Paul

Nachrichten an Paul

Titel: Nachrichten an Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Heinold
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und Helena begrüßen und Paul vorstellen. Aber mir ist nicht so recht danach. Ich trinke meinen Espresso aus und Paul bestellt die Rechnung.
    Ich gehe auf Toilette, als Vorsichtsmaßnahme, damit ich unterwegs nicht pinkeln muss und auch um ein bisschen Zeit zu gewinnen und zu überlegen. Eigentlich müssten wir natürlich zu Miguel und Helena an den Tisch gehen und ich müsste Paul vorstellen. Aber mir ist nicht danach. Auf der anderen Seite ist einfach nicht hingehen unhöflich. Plötzlich steht Helena neben mir.
    „Hallo Anna“, sagt Helena.
    „Oh, hallo Helena“, sage ich. „Wie geht´s dir?“
    „Ganz gut“, sagt Helena. „Und dir?“
    „Auch gut“, sage ich.
    „Sag mal ...“, fängt Helena den Satz an, bricht ab und setzt neu an. „Sag mal, gibt es eigentlich einen bestimmten Grund, warum du dich bei Miguel nicht meldest?“
    „Ich?“, sage ich. „Ich melde mich nicht.“
    „Hat Miguel mir jedenfalls so erzählt“, sagt Helena.
    „Ihr redet über mich?“, sage ich.
    „Wir sind gute Freunde“, sagt Helena. „Wir gehen nicht zusammen oder wie immer man das heute nennt. Wir sind einfach befreundet.“
    „Oh“, sage ich.
    Da habe ich wohl was falsch eingeschätzt. Bleibt die Tatsache bestehen, dass ich mich in der Tat nicht bei Miguel gemeldet habe. Ganz so wie wir Frauen es den Männern immer vorwerfen. Ich habe mich benommen wie die Männer in meinem Lehrfilm. Aber warum habe ich ihn nicht angerufen? Vermutlich, weil ich einfach nicht wusste, was ich sagen sollte. Oder was ich von ihm will. Oder ob ich überhaupt was von ihm will.
    „Er mag dich sehr gerne, weißt du“, sagt Helena.
    „Ja, ich weiß“, sage ich. „Deswegen wollte er ja nicht mit mir schlafen.“
    Mist, das ist mir jetzt so rausgerutscht, das geht Helena doch überhaupt nichts an. Und jetzt kann ich es nicht mehr zurücknehmen, denn das gesprochene Wort ist ja bekanntlich wie der abgeschossene Pfeil und die verpasste Chance. Zurück bekommt man´s nicht.
    „Hat er das so gesagt?“, fragt Helena.
    „Ja, irgendwie schon“, sage ich.
    War doch so, oder. Na jedenfalls so ähnlich. Na ja, es war ein bisschen anders, wenn ich mich richtig erinnere. Aber auf keinen Fall möchte ich das im Detail jetzt hier auf der Damentoilette in der ehemaligen Zwergschule von Macieira weiter vertiefen. Noch dazu mit einer Frau, die ich kaum kenne.
    „Ich werde dir jetzt etwas sagen, was mich eigentlich überhaupt nichts angeht“, sagt Helena. „Aber vielleicht geht es mich ja doch was an, denn Miguel ist schließlich mein Freund.“
    „Ja?“, sage ich.
    Obwohl ich mir nicht so sicher bin, dass ich das überhaupt hören will.
    „Ich glaube, Miguel liebt dich“, sagt Helena.
    „Hat er das gesagt?“, frage ich.
    „Nein, natürlich nicht“, sagt Helena. „Miguel redet nicht über seine Gefühle. Da ist er wie alle Männer. Aber ich habe gesehen, wie er dich ansieht.“
    Oh. Oha. Ähm.
    „Warum tut er dann nichts?“, sage ich.
    „Und was soll er bitte schön tun?“, sagt Helena. „Soll er sich jetzt hier vielleicht mit Paul schlagen?“
    Woher weiß sie eigentlich, dass das Paul ist, oder nimmt sie das einfach an? Was hat ihr Miguel bloß alles erzählt über mich.
    „Nein, natürlich nicht“, sage ich. „Was ich meine ist, also, ich meine, warum macht er denn dann nicht mal einen Schritt auf mich zu?“
    „Vermutlich weil er nicht den blassesten Schimmer hat, was du willst“, sagt Helena.
    Tja, das Problem ist, das weiß ich ja selber nicht. Und jetzt fällt mir ein – Miguel hat ja einen Schritt auf mich zu gemacht. Am Auto. An diesem Freitagabend in den Thermen. Auf dem Parkplatz. Nur dann war Funkstille. Er hat sich nicht mehr bei mir gemeldet. Und ich mich nicht bei ihm.
    Als wir gehen, bleiben wir kurz bei Miguel und Helena am Tisch stehen. Ich stelle alle gegenseitig vor. Wir tauschen ein paar Nichtigkeiten und Nettigkeiten aus. Und dann gehen wir. Wer sind die beiden?, fragt Paul. Freunde, sage ich. Freunde aus Porto.
    Montag ist Pauls letzter Tag. Paul liegt im Garten im Liegestuhl und liest in seiner Computerzeitschrift. Ich sitze auf dem Rasen und lese überhaupt nichts. Am Abend gehen wir im Nachbardorf essen. Es ist voll und laut wie immer, das Essen ist ziemlich gut und unglaublich günstig. Und am Dienstag muss Paul in aller Frühe los um seinen Flieger zu kriegen und das Wochenende ist viel zu schnell zu Ende.
     
    *
     
    Und jetzt besuchst du mich in Vancouver, hat Paul zum Abschied gesagt. Ich habe

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