Nachrichten aus einem unbekannten Universum
nehmen die mit 2 mm größten Vertreter des Mesoplanktons auch ohne optischen Verstärker wahr. Allmählich wird die Sache auch für ausgewiesene Blindschleichen interessant. Denn Organismen der vierten Kategorie, des Makroplanktons, bringen es schon auf zwei Zentimeter.
An solche Formate denken wir gemeinhin, wenn wir von Plankton sprechen. Gewimmel, das wolkig durch die Meere treibt und erstaunlicherweise die größten Lebewesen des Planeten sättigt. Es geht aber noch weiter. Jenseits der Zweizentimetermarke beginnt das Mega- oder Megaloplankton. Und hier tummeln sich nicht nur viele kleine Fische, sondern auch bis zu neun Meter große Quallen.
Wie bitte? Neun Meter? Das soll Plankton sein?
Na, freilich! Erinnern wir uns der wörtlichen Bedeutung. Planktonische Wesen sind Herumtreiber im ureigenen Sinne. Sie machen keine Anstalten, gegen Strömungen anzuschwimmen, weil sie das gar nicht können, und verfolgen keinen eigenen Kurs. Planktonische Quallen haben nie gelernt, Hemden zu bügeln, weil sie nicht eben mal zurückkehren können, um nachzusehen, ob sie das Bügeleisen ausgemacht haben. Insofern trifft der Begriff Plankton keinerlei Aussagen über Größenverhältnisse. Zum Plankton gehört schlicht alles, was sich der Strömungsdynamik unterwirft. Die Masse schwimmt mit dem Strom, ohne ausgeprägten Richtungswillen. Wer seinen eigenen Kopf hat und diesen kraft Flossen und Schwanz in definierte Richtungen zu lenken versteht — auch gegen die Strömung —, gehört zum so genannten Nekton: Fische, Kopffüßer und Wale. Übrigens eine Minderheit im Meeresleben.
Aber die Kleindarsteller in den Filmen Cecil B. de Milles, merkt Klein-Erna an, die verfügen doch über einen eigenen Willen, oder etwa nicht?
Das, sagt Klein-Fritz, ist Ansichtssache. Wer sich für einen bescheidenen Obulus vom Roten Meer wegspülen lässt, folgt einer anderen Strömung, dem Dollarkurs. Zumindest will er der Welt sagen können, guck mal, die arme Sau im Hintergrund, die gerade mit dreitausend anderen Komparsen ersäuft, das bin ich. Diese Strömung nennt man Eitelkeit.
Woraufhin Fritz und Erna sich einig sind, dass demzufolge ja wohl jeder irgendwie Plankton sei.
Ich sag’s ja immer: kluge Kinder.
Die Faustregel lautet, dass die Individuenanzahl des Planktons zunimmt, je kleiner die Einzelorganismen werden. Ultraplankton schlägt also Nanoplankton, dieses ist zahlreicher vertreten als Mesoplankton, und so weiter und so fort. Was Sinn ergibt. Auf das Volumen einer einzigen großen Qualle kommen schließlich einige Milliarden Einzeller.
Außerdem unterscheiden wir zwischen Bakterioplankton, My- koplankton, Phytoplankton und Zooplankton. Bevor Sie jetzt weiterblättern, weil sich Ihr Hirn über so viel Fachchinesisch in Neuroplankton verwandelt, sei Ihnen versichert: Es ist ganz einfach. Bakterioplankton, das sind die bakteriellen Vertreter, die kleinsten aller Keindarsteller im Monumentalwerk der Schöpfung. Mykoplankton sind Pilze. Phytoplankton bezeichnet grünes, pflanzliches Plankton mit der Befähigung zur Photosynthese, darunter Algen wie die einzelligen Kieselalgen, Dinoflagellaten, Foraminiferen, und so weiter, die zusammen etwa die Hälfte des atmosphärischen Sauerstoffs produzieren. Im marinen Phytoplankton ist zudem viel irdisches CO 2 gebunden, weit mehr als in den Regenwäldern — interessant vor dem Hintergrund der Idee, Überschüsse in der Tiefsee zu versenken. Weg sind sie. Bloß, wenn CO 2 auf Algen appetitanregend wirkt, stellt sich die Frage, ob das unverhoffte Fresschen nicht zu unkontrollierter Vermehrung führen würde. So gesehen ganz praktisch, dass wir der Welt in weiser Voraussicht ein Ozonloch beschert haben. An sich gibt es für Algen nichts Nahrhafteres als Sonnenlicht, doch ungefilterte UV-Strahlung ist geeignet, Phytoplankton großflächig zu dezimieren.
Das Zooplankton schließlich gefällt durch gut sichtbare Körperformen und umfasst tierisches Leben. Dazu gehören winzige Fische und Krebse, Larven größerer Fische, verschiedene Borstenwürmer und deren Larven, Quallen, Seesterne und manches mehr. Sie alle müssen sich unentwegt abstrampeln, um nicht von der Tiefe verschluckt zu werden. Dabei helfen winzige Flossen, Ruderbein- chen, Haare und Borsten. Nicht nur Zooplankton versucht auf diese Weise sein Level zu halten. Auch pflanzliches Phytoplankton wirkt der Schwerkraft mit allerlei Stacheln, Haaren und rotierenden Geißeln entgegen.
Die gängige Vorstellung von Zooplankton ist die
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