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Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Titel: Nachrichten aus einem unbekannten Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Termiten.
    Dennoch ist nicht auszuschließen, dass es im Ozean so etwas wie bewusste Intelligenz gibt. Dazu wollen wir insbesondere einer Meeresspezies auf den spitzen Zahn fühlen, die Intelligenzforscher fasziniert: dem Orca — auch Schwert-, Mörder- oder Killerwal genannt.
    Fragt man die Indianer Westkanadas, ob Schwertwale intelligent sind, antworten sie mit einem klaren Ja. In ihren Mythen wird ein guter Mensch als Orca wiedergeboren. Jüngstes Beispiel für die Vitalität dieses Glaubens ist das Gerangel um Luna, einen 1999 geborenen Orca, der sich 2001 von seiner Familie trennte und mutterseelenallein im Nootka-Sund vor Vancouver Island auftauchte. Luna folgte dem Verlauf des Muchalat Inlet und erreichte 2003 das Gebiet der Mowachaht und Muchalath, denen der Einzelgänger irgendwie bekannt vorkam. Diese listigen Augen, das fliehende Kinn, das permanente Grinsen ... klar doch! Das war Ambrose Maquinna, ihr kürzlich verstorbener Häuptling. Wie nett! Hatte sich Ambrose nicht immer gewünscht, als Orca in die Welt zurückzukehren?
    Da war er nun.
    Luna zeigte sich verschmust, ließ sich tätscheln und kam so dicht an Boote heran, dass Mitglieder des Vancouver Aquariums und des Fischereiministeriums beschlossen, den kuriosen Wal in einem speziellen Gehege unterzubringen. Die Indianer sabotierten die Versuche auf friedliche, aber bestimmte Weise. Wann hatte man je einen Häuptling im Gehege gesehen? Das Fischereiministerium wies darauf hin, Luna könne Touristen gefährlich werden oder landenden Wasserflugzeugen, auch das Risiko, sich selber zu verletzen, sei zu hoch. Die Indianer konterten, der Wal werde schon wieder verschwinden, wenn er es für richtig halte. Soweit mir bekannt ist — Stand März 2006 —, nimmt man auf die Befindlichkeiten der Indianer Rücksicht. Auf jeden Fall verhält sich Luna nicht wie ein Wesen, dessen Verhalten sich in Schablonen pressen lässt.
    Orcinus Orca, übersetzt »dem Königreich der Toten zugehörig«, hat sämtliche Ozeane besiedelt, vom Äquator bis hin zur Antarktis. Von Jacques-Yves Cousteau als äußerst brutal und gefährlich eingestuft, hat er Menschen in freier Wildbahn bis heute nicht angegriffen. Woher auch immer sein Ruf als Killer rührt, wir haben wenig Grund, ihn zu fürchten. Orcas scheinen uns im Gegenteil eher zugetan, dabei könnte man ihnen eine gehörige Portion Wut im Bauch kaum verdenken: Als gnadenlose Menschenschlächter verschrien, haben Piloten die Tiere im Zweiten Weltkrieg zu Übungszwecken bombardiert und laut »Yeah!«, »Magnifique!« und »Potzblitz!« gerufen, wenn die Leiber spritzend auseinander flogen. Auch die Navy hat Orcas lange Zeit als Toprisiko für Taucher angesehen. Sie zogen den Hass und die Gewehrkugeln der Fischer auf sich, denen sie angeblich ins Handwerk pfuschten, obwohl für alle genug da war.
    Schon vor Free Willy erfolgte der Gesinnungswandel, und die Öffentlichkeit fiel ins andere Extrem. Zwischen Clown und spirituellem Heilsbringer spielte er nun alle erdenklichen Rollen, bis auf seine eigene. Erst seit einigen Jahren nähert sich die Forschung den rätselhaften Tieren und gelangt zu erstaunlichen, teils verwirrenden Resultaten.
    Orcinus Orca ist nach dem Pottwal der größte Zahnwal, eher ein riesiger Delphin, dessen Männchen zwischen sieben und zehn Meter lang werden. Weibchen sind ein bisschen kleiner. Sie werden knapp doppelt so alt wie die Männchen, weshalb es mehr verwitwete Orca- Damen gibt als rüstige Witwer. Vor der Küste Westkanadas, speziell im Bereich um Vancouver Island, entfalten sie eine Sozialstruktur, wie man sie sonst nirgendwo auf der Welt findet. Orcas sind die Lieblinge der Whale-Watcher und der Verhaltensforscher, die den Alltag des Schwertwals in vier Tätigkeitsfelder aufteilen: Jagen, Ruhen, Reisen und Soziales.
    Drei Arten von Orcas unterscheidet die Cetologie: Offshore- Orcas, die weit draußen vor den Küsten leben, etliche Fischarten verspeisen und rege Kommunikation untereinander betreiben, über die man allerdings wenig weiß. Transient Orcas, die entlang der Westküste in kleinen Verbänden nomadisieren und sich auch von Seehunden und anderen Walen ernähren. Und schließlich Resident Orcas, die von allen Killerwalen am besten erforscht sind. Sie verbringen den Sommer an festen Plätzen entlang der westkanadischen Küstenlinie, was ihrer Vorliebe für Lachs zu danken ist. Die Johnstone Strait zwischen Vancouver Island und dem kanadischen Festland dient riesigen Lachsschwärmen als

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