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Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Titel: Nachrichten aus einem unbekannten Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Akustisch bringen sie eindeutig mehr zustande als Hunde. Ist das darum Sprache? Nicht zuletzt verfügen sie über ein hoch entwickeltes Sonar, sicher eine Meisterleistung der Biotechnologie. Lässt sich daraus auf Verstand schließen?
    Der amerikanische Psychologe und Bewusstseinsforscher John Lilly begeisterte sich in den sechziger Jahren für das komplexe Vokabular der Delphine, mit dessen Hilfe die Tiere seiner Ansicht nach vielfältige Informationen austauschten. Für ihn war schon das große Gehirn des Delphins Beweis genug, es mit einer intelligenten Spezies zu tun zu haben. Tatsächlich, wenn man das Gewicht der Hirnmasse in Relation zum Gesamtkörperwicht seines Besitzers setzt, haben Delphine mehr Grütze im Kopf als Menschen. Bloß, wozu? Warum fällt ihnen nichts anderes ein, als ein halbwegs manierliches Sozialverhalten an den Tag zu legen, rohen Fisch zu fressen und Spielchen zu spielen? Sie schreiben keine Bücher und komponieren keine Popsongs. Auch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass menschliche Vorlieben bei der Beurteilung von Intelligenz keine Rolle spielen dürfen, fangen Delphine mit ihrem Riesenhirn erstaunlich wenig an.
    Es sei denn, ihr empfindliches Sonar erfordert so viel neuronalen Speicherplatz.
    Die ersten Computer in den Sechzigern waren, gemessen an ihrer Rechenleistung, gigantisch groß. Datenverarbeitung spielte sich in Hallen ab, voll gestellt mit tickenden und ratternden Schränken. Heute erbringt ein Laptop dieselbe Leistung und kann im Allgemeinen noch viel mehr. Es liegt nahe, dass das Hirn des Delphins so eine Art früher Riesencomputer ist. Sonar erfordert Millionen paralleler Rechenvorgänge, Unmengen von Daten müssen in Bruchteilen von Sekunden erfasst und verarbeitet werden. Bei genauer Untersuchung zeigt sich, dass Delphinhirne zwar anspruchsvoller konstruiert sind als die von Schimpansen, indes eine vergleichsweise dünne Großhirnrinde aufweisen mit entsprechend flacher Furchung. Das menschliche Selbstbewusstsein, unsere Fähigkeit zu lernen, Sinnzusammenhänge herzustellen, in Mustern zu denken, vorauszuplanen, unsere motorischen Kontrollen, all dies liegt jedoch in unserer Großhirnrinde verborgen. Es ist nicht auszuschließen, dass Delphine mit den Jahrmillionen eine dickere Rinde erwerben und gleichziehen könnten — ganz sicher haben sie einige Schwellen des tumb Tierischen schon überschritten. Deswegen sind sie vorerst immer noch Tiere. Zu mehr ist der Klumpen Neuronen in ihrem Schädel (noch) nicht in der Lage.
    Indes hat der englische Physiker und Nobelpreisträger Francis Crick, ein Pionier der Gentechnik, eine wahrhaft traumhafte Erklärung dafür gefunden, warum Delphinhirne so groß sind: weil Delphine wenig schlafen und kaum träumen. Im Traum aber bewältigen wir Erlebtes und entledigen uns unangenehmer Assoziationen. Dem Delphin ist diese Möglichkeit der Kompensation verwehrt, also benötigt er Speicherplatz, um die tägliche Reizüberflutung zu verarbeiten. Er legt das Erlebte in speziellen Dateien ab, die das Riesenhirn erforderlich machen.
    Was ist Intelligenz überhaupt?
    Wir müssen unterscheiden lernen zwischen intelligenten Wesen und intelligenten Lösungen. Das ist gar nicht so einfach. Beispielsweise wird unter Intelligenz die Gabe verstanden, prognostisch zu denken. Auch ein Computer kann jedoch, wenn man ihn ausreichend mit Daten füttert, Prognosen erstellen. Da muss also mehr sein. Assoziationsvermögen. Die Fähigkeit, Pläne zu machen, sich Szenarien vorzustellen, auf abstrakter Basis Entscheidungen zu treffen. Sich selbst kritisch wahrzunehmen und andere zu beurteilen, sich in sie hineinzufühlen. Zu hassen und zu lieben. Mit jeder dieser Eigenschaften verliert der Computer, Inbegriff unbewusster Intelligenz, ein Stück an Boden.
    Nun ist ein Delphin etwas anderes als ein Computer. Er fühlt. Er empfindet. Freundlichkeit und Intimität, wie Menschen sie im Umgang mit Meeressäugern empfinden, lassen auf sensible Wesen schließen. Nicht aber zwangsläufig auf Intelligenz. Vieles, was Delphine lernen, vollbringen sie mechanisch. Bloße Nachahmung, wie auch Papageien sie beherrschen, heißt nicht im Mindesten, dass die Tiere den Sinn und Zweck ihres Handelns begreifen. Bringen Sie einem Papagei die Formel E=mc 2 bei, wird er dennoch keinerlei Aussagen über die Lichtgeschwindigkeit treffen können. Selbst ein fortschrittliches Sozialverhalten kann genetisch implantiert sein, wie bei den schon angesprochenen Ameisen und

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