Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Titel: Nachrichten aus einem unbekannten Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
Vom Netzwerk:
Platz im Innern des gut sieben Meter langen Bootes, das seine Tanks mit Meerwasser flutet, um dann wie ein Stein auf 4.000 Meter abzusinken.
    Gut 40 Jahre später sind immer noch die wenigsten Tauchboote für größere Tiefen als 3.000 Meter zugelassen. Neben der Alvin haben sich vor allem die russischen Tiefseezwillinge MIR I und MIR II einen Namen gemacht: Hollywood-Regisseur James
    Cameron reiste damit zur Titanic und zur Bismarck. Die Sichtfenster sind großzügiger bemessen als an Bord der Alvin, die Kabine mit gut zwei Meter Durchmesser allerdings nicht gerade das Ritz. Egal. Wer braucht Platz, wenn draußen Leuchtquallen Tiefseeballett tanzen. Immerhin gut sechs Kilometer tief kommen die MIRs, die an Bord der Akademik Keldysh, des größten ozeanografischen Forschungsschiffs der Welt, beheimatet und auf Jahre ausgebucht sind. Ebenfalls 6000 Meter schaffen die japanische Shinkai und die französische Nautile. All diesen Gefährten ist gemeinsam, dass sie nur durch das Fluten und Ausblasen der Ballasttanks sinken und steigen können. Für Vorwärtsbewegungen unter Wasser sorgen Elektromotoren, von Geschwindigkeit kann nicht die Rede sein.
    Graham Hawkes war das zu wenig.
    Vor einigen Jahren ersann der amerikanische Tiefseekonstrukteur ein völlig neuartiges Prinzip, um die Tiefen zu erobern. Seine Deep Fight-Konstruktionen weisen verblüffende Ähnlichkeit mit Flugzeugen auf und funktionieren auch so. Während die Tragflächen »echter« Flugzeuge für Auftrieb sorgen, wirkt das Flächenprofil des Deep Flight dem Auftrieb entgegen und erzeugt einen Sog nach unten. In steilem Abwärtswinkel gleitet man dahin und kann Kurven fliegen wie in einem Düsenjäger. Ohne die raumgreifenden Ballasttanks ist Hawkes zudem in der Lage, seine Boote klein zu halten, wodurch sie dem zunehmenden Druck besser gewachsen sind — für Deep Flight I und II gibt es praktisch keine Tiefengrenze. Mit 20 Stundenkilometern sind die Unterwasserflitzer richtig flott und kraft ihrer strapazierfähigen Keramikhülle fähig, Hawkes’ größten Traum zu erfüllen: Denn auch der Amerikaner will den Mariannengraben erreichen. Die Landung wird auf alle Fälle eleganter sein als die Piccards.
    Unabwendbar geht das Zeitalter der schwerfälligen floating tanks dem Ende zu. Möglicherweise wird aber auch die bemannte Tauchfahrt eine immer bescheidenere Rolle spielen. Leibhaftig in fremde Welten vorzustoßen ist und bleibt das einzig wahre Abenteuer, doch gesundheitsfördernd ist es nicht. Stattdessen erobert eine neue Generation bionischer Unterwasserfahrzeuge die unwirtlichen Tiefen:
    Mikroroboter.
    Was vor Jahren mit kabellosen, ferngesteuerten Sonden, so genannten AUVs (Autonomous Underwater Vehicles) von zwei bis drei Metern Länge begann, tritt derzeit in die fortgeschrittene Phase. Auch die Fernsteuerung wird entfallen. Künftig werden programmierbare Robotspäher die Tiefe durcheilen, selbstständig Entscheidungen treffen, sich untereinander austauschen und ihre Daten an Satelliten funken. Das deutsche Robotsystem DeepC kann 60 Stunden in einer Tiefe von 6.000 Meter autonom operieren. Xanthos und Caribou, zwei weitere Prototypen der neuen RoboterKlasse, ähneln Torpedos, sollen aber schon bald in Fischform konstruiert werden, einschließlich schlagender Schwanzflosse, was die Energiekosten deutlich herabsetzen und die Verweilzeit unter Wasser um ein Vielfaches erhöhen würde. Der Trend geht zur Miniaturisierung. Augenblicklich testet die amerikanische Firma Nekton Research ein Geschwader von sieben Zentimeter langen Kleinst-U-Booten, die koordiniert agieren und untereinander kommunizieren können. Das interessiert Ölfirmen ebenso wie Umweltschützer, Wissenschaftler und die Kommunikationsbranche.
    Und dann? Sehen wir es pragmatisch: Werden die Meere erst mal von Schwärmen winziger, fischartiger Maschinen durchkämmt, stehen uns völlig neue Erkenntnisse ins Haus — und den Fischern manch seltsamer, ungenießbarer Fang.

 
Die Reise der Aquanauten
    Wussten wir’s doch!
    Es gibt ihn, den Riesenkalmar. Jahrelang mussten wir uns mit seinen schäbigen Hinterlassenschaften begnügen, abgerissenen Tentakeln und wenig appetitlichen Körperfragmenten, die an Stränden fliegenreich vor sich hin gammelten. Jetzt endlich haben die Japaner einen lebendigen Verwandten des mythischen Untiers fotografiert. In einer Futterfalle war er hängen geblieben, 900 Meter unter dem Meeresspiegel. Nach vierstündigem Versuch, sich zu befreien, trennte sich der

Weitere Kostenlose Bücher