Nachrichten aus einem unbekannten Universum
diese miteinander reagieren. Allein aus der Spektralanalyse lässt sich bestimmen, ob ein Planet von einem Ozean aus Wasser bedeckt ist, letztlich sogar, ob er Leben trägt. Sechs der acht Schiffe sind als fliegende Superteleskope geplant, die ihre optischen und digitalen Daten an das siebente weiterleiten, wo der Input gebündelt und zur Erde geschickt wird. Das achte Schiff dient als Kommunikationseinheit zwischen der interstellaren Flotte und der irdischen Kommandozentrale.
Weiter angenommen, die Flotte stieße auf einen Wasserplaneten. Was dann? Pack die Badehose ein?
Langsam.
Dann brauchte man entweder einen langen Atem oder einen Trick. Soll heißen, entweder man begibt sich in den Kälteschlaf und stellt den Wecker auf — sagen wir mal — Montag früh halb sieben in 200.000 Jahren. Oder man findet einen Weg, das Reglement der Lichtgeschwindigkeit zu umgehen. Wie dies geschehen könnte, gehört in ein anderes Buch. Wir als erfahrene Kopfabenteurer wollen einfach mal so tun, als hätten wir den Trick schon drauf. Und schon kreisen wir im Orbit der Wasserwelt, die kraft ihrer Masse eine enorme Gravitation ausübt, sehen die schwimmende Stadt unter uns liegen und landen.
Je nach Dichte und Umfang des Planeten müssten wir schon bei der Landung Panzeranzüge tragen, die zudem über künstliche Muskeln verfügen. Wäre der Planet wider Erwarten leichter, fiele uns anfangs lediglich das Atmen etwas schwerer, allerdings stünde zu erwarten, dass wir uns den herrschenden Verhältnissen über Generationen hinweg anpassten. Körperlich würden wir uns sicher sehr verändern. Unsere Urururenkel wären um einiges kleiner und gedrungener als wir. Die Marylin Monroe eines Wasserplaneten käme über Einsvierzig nicht hinaus, hätte aber die Traummaße 190-160-190.
Was würde uns erwarten, wenn wir in diesen fremden Ozean eintauchten?
Gar nichts, sagen die einen. Wasserplaneten bringen kein Leben hervor. Es wäre öde und leer.
Alles, behaupten die anderen, weil es alternative Wege zur Lebensentstehung geben muss, wenn so viele Parameter stimmen.
Gut. Nehmen wir an, die Optimisten haben Recht. Dann wird das Leben auf Wasserplaneten ebenso klein angefangen haben wie auf der Erde. Herrschende Spezies werden die Mikroben sein. Höhere Wesen sind eher unwahrscheinlich. Ein Planet, der kein Feuer speit, keine Wetterextreme kennt und keine tief greifenden atmosphärischen Veränderungen, erfordert keine Höherentwicklung. Sie ist das Resultat einschneidender Naturereignisse, wie uns die Geschichte unseres Planeten lehrt. Umwälzungen der natürlichen Rahmenbedingungen zwangen das Leben zur Anpassung, forcierten die Zusammenrottung einzelner Zellen zu Vielzellern und die Herausbildung von Waffen und Verteidigungsmechanismen. Welchem Druck aber sollte das Leben in einem Ozean unterworfen sein, der immer gleichförmig ist und dessen Boden aus Eis besteht?
Fackeln wir ein wenig. Legen wir Feuerchen.
Es wäre nämlich durchaus denkbar, dass im Inneren unserer Wasserwelt ein Rest thermischer Energie verblieben ist. Nehmen wir also an, es gibt Vulkanismus, zumindest Warmzonen. Hier und da brodelt es sogar ein wenig. Zweite Annahme, chemische Substanzen begünstigen die Bildung von Hartschalen. Drittens, Meteoriten schlagen ein, wälzen das System um, laden außerirdische Mikroben ab und sorgen für den üblichen Ärger, dem sich Ableben und Aufblühen etlicher Spezies verdankt. Und so weiter und so fort. Alles, was wir brauchen, sind Vielzeller und Sex.
Nun kann sich das Leben höher entwickeln. Weil ein Ozean auf einer Kugel keine Grenzen kennt, kann es wachsen und wachsen und wachsen. Lebewesen eines Wasserplaneten könnten riesig werden, so groß, dass sie Blauwale verspeisen würden wie Anchovis. Das setzt entsprechende Beutetiere voraus. Nicht jeder kann groß und mächtig sein, also dürften von Mikroben bis zu kleinstadtgroßen Kreaturen sämtliche Formate anzutreffen sein.
Je mächtiger ein Einzelorganismus wird, desto erdrückender werden allerdings auch seine Probleme, wie man an Sauriern oder prähistorischen Riesenhaien sehen kann. Die größten Lebewesen der Wasserwelt werden darum eher Konglomerate aus vielen Organismen sein, große Verbände, die sich bei Bedarf zusammenkoppeln und wieder voneinander lösen. Solche Schwarmwesen könnten eine für uns kalte, fremdartige Kollektivintelligenz entwickeln. Aller Wahrscheinlichkeit nach lässt sich mit der Intelligenzija einer Wasserwelt nicht über
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