Nachrichten aus einem unbekannten Universum
orientieren. Und dessen Haut-Fettgewebe-Verbund ist einzigartig unter der Landbevölkerung. Nicht mal Schimpansen, Gorillas und andere Primaten weisen so etwas auf. Wenn der Wind bläst, neigen wir zum Frösteln, weil uns das Fell abhanden kam. Im Wasser hingegen sind wir besser gegen Kälte geschützt als viele dick bepelzte Landbewohner.
Hardy glaubt, hierin den Beweis für seine Theorie gefunden zu haben. Kritiker werfen ihm Einseitigkeit vor. Sie sehen in der Speckschicht des Menschen eher eine zusätzliche Nährstoffreserve, die erforderlich wurde, um unser komplexes Gehirn mit Energie zu versorgen.
Auffällig ist, dass menschliche Babys großzügig in Speck gepackt sind, was sich von kleinen Schimpansen und Orang-Utans nicht behaupten lässt. Möglicherweise hat Miss Evolution uns für ein Geborenwerden unter Wasser prädestiniert. Andererseits kommen auch Säuger, die eindeutig keine aquatische Entwicklungsphase durchlaufen haben, gleich nach der Geburt mit Wasser klar. Denn eine aquatische Phase durchlaufen alle: die im Mutterleib. Jener Schutzmechanismus, dem Ungeborene verdanken, dass sie in der Fruchtblase keine Flüssigkeit verschlucken, ist bei Menschen wie bei Tieren gleichermaßen aktiv.
Allerdings sind menschliche Säuglinge die besten Schwimmer von allen. Während ihres ersten Lebensjahres legen sie eine überdurchschnittliche Begabung dafür an den Tag. Und noch was: Wenn der Bräutigam der Braut das Ringlein an den Finger steckt, lässt es sich nur bis dahin schieben, wo ein Restchen Schwimmhaut die Finger miteinander verbindet. Wasser auf Hardys Mühle. Sogar den aufrechten Gang will er im nassen Element entstanden wissen — und tatsächlich stellen sich Schimpansen in den seltenen Fällen, wo sie ins Wasser gehen, auf die Hinterbeine.
Schön und gut. Ganz überzeugend ist das alles nicht. Die Urwale beispielsweise wählten einen anderen Weg. Sie richteten sich nicht auf und entwickelten auch keine Greifhände wie Otter, sondern entledigten sich ihrer Gliedmaßen zum Zwecke eines stromlinienförmigen Körperbaus. Richtig, sagt Hardy, aber darum geht’s nicht. Die einen entschieden sich fürs Wasser, die anderen fürs Land. Entscheidend ist, dass wir den Walen in mancher Hinsicht näher sind als den Affen. Einmal, was die Haut-Fettgewebe-Verbindung angeht. Zweitens, wir sind nackt — im Gegensatz zu jedem anderen Landsäuger, ausgenommen Nacktmullen (das sind nordafrikanische Nager, die aussehen wie haarlose Ratten und mit denen man nicht unbedingt verwandt sein möchte). Haarlos aber ist auch der Wal, weil Fell im Wasser bremsend wirkt.
Und Robben? Und Biber? Leben die nicht auch im Wasser und kommen prima voran mit ihrem Pelz?
Darauf ist Hardy bislang nicht eingegangen. So springen Befürworter und Gegner der Wasseraffen-Hypothese argumentativ von Baum zu Baum. Menschen hätten einen miserablen Geruchssinn, sagt die Hardy-Fraktion, weil sie den im Wasser nie gebraucht hätten. Um den zu verlieren, kontern die anderen, hätten sie aber verdammt lange unter Wasser zubringen müssen, da hätten sie sich doch gleich auch Flossen zulegen können. Möglich auch, dass gar nicht alle Vorläufer des Menschen im Wasser lebten, sondern nur die Urahnen Franzi von Almsicks, während Reinhold Messner aus dem Zweig der Almaffen hervorging. Oder wie oder was?
Fest steht, dass sich längst nicht alle wesentlichen Eigenschaften des modernen Menschen aus einer vorübergehenden Vorliebe für Planschereien ableiten lassen. Ziemlich sicher sind wir das Resultat der so genannten Mosaik-Evolution, in deren Verlauf wir nach und nach, über diverse Anpassungsprozesse, zu dem zusammengefügt wurden, was wir heute sind. Ebenso steht fest, dass Menschen die Nähe zum Wasser suchen, dass der größte Teil der Menschheit in Küstennähe oder direkt am Meer wohnt, an Flussläufen und an Seen, dass wir besser schwimmen und tauchen als jedes Landtier — und dass wir Esther Williams haben!
Vielleicht bedürfte es also nur weniger Generationen, um ein Leben auf schwimmenden Inseln als normal zu empfinden. Ist die Insel groß genug, kann man für den Messner-Zweig ja ein kleines Zentralmassiv mit Steilwand aufschütten.
Nur: Wie findet man einen Wasserplaneten?
Bitte noch etwas Geduld. Die Europäische Raumfahrtbehörde ESA sucht schon fleißig: Eddington ist der Name eines Projekts zur Aufspürung von Wasserplaneten, wie sie der französische Astrophysiker Alain Leger vom Institut d’Astrophysique Spatiale definiert
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