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Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Titel: Nachrichten aus einem unbekannten Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Fleckchen verschonte. Die Befürworter des totalen Schneeballs führen an, atmosphärisches Kohlendioxid sei durchaus in der Lage gewesen, den Prozess umzukehren und eine komplett zugefrorene Erde wieder aufzutauen. Denn einige große Vulkane müssen aus dem Eispanzer herausgeragt haben, die große Mengen CO 2 in die Atmosphäre bliesen. Normalerweise verbindet sich Kohlendioxid mit Kalzium, das aus verwittertem Gestein freigesetzt und von Flüssen ins Meer gespült wird, zu Kalkstein. Aber die Kontinente lagen unter Eis und damit auch jegliches Kalzium. Also sammelte sich immer mehr Kohlendioxid in der Atmosphäre. Nach Millionen von Jahren hatte es die 350-fache Konzentration des heutigen Gehalts erreicht und die Erde so weit aufgeheizt, dass die Eismassen in Äquatorhöhe wieder zu schmelzen begannen und ein neuer Rückkopplungseffekt einsetzte. Die ersten Wasserflächen verdunsteten. Der Mantel aus Kohlendioxid und Wasserdampf trieb die Temperaturen in die Höhe. Als das Eis von den Landmassen wich, hatte es dort so viel kalziumhaltigen Schutt hinterlassen, dass dieser mit dem überreichlich vorhandenen Kohlendioxid reagierte, es der Atmosphäre entzog und jene gewaltigen Kalksteinablagerungen formte, die heute Aufschluss geben über die Ereignisse von damals.
    Gegner des Theorie vom globalen Schneeball machen geltend, eine Komplettvereisung hätte jegliches Leben vernichten müssen.
    Außerdem hätten derartige Mengen Kohlendioxid, wie für das einsetzende Tauwetter nötig waren, gar nicht so schnell in die Atmosphäre gelangen können. Dieser Prozess hätte 30 bis 40 Millionen Jahre in Anspruch genommen. Bis dahin wäre auch der letzte Vielzeller schnatternd zugrunde gegangen.
    Die Diskussion geht hin und her. Die Befürworter kontern, man müsse den Wasserdampf, der den eisfrei gewordenen Regionen entstieg, dem Kohlendioxid hinzurechnen. In dem entstandenen Treibhaus hätte es sehr wohl in verhältnismäßig kurzer Zeit 50 Grad Celsius heiß werden können, womit einer weiteren Enteisung nichts mehr im Wege gestanden hätte. Andere bezweifeln, dass die Erwärmung einzig der Vermischung von Wasserdampf und vulkanischem Kohlendioxid zuzuschreiben war, sondern machen Methan für den erhöhten Kohlenstoffgehalt verantwortlich. Tatsächlich dürften während der Varanger-Eiszeit gewaltige Vorkommen an Methanhydraten in den Sedimenten der Ozeane gelagert haben, die nun auftauten und die Erde ziemlich schnell in einen Brutkasten verwandelten.
    Die Gegner lassen das zwar gelten, beharren aber darauf, in Äquatornähe müsse ein schmaler eisfreier Gürtel verblieben sein, der es einigen Organismen ermöglichte, weiterhin Photosynthese zu betreiben. Ein Argument, das die Mehrheit teilt. Vorstellbar ist zwar auch, dass sich das Leben während der Vereisung wieder dorthin zurückzog, wo es hergekommen war, nämlich zu den hydrothermalen Kaminen am Meeresboden. Da hatte es sich ja nicht schlecht gelebt. Der Paläontologe Bernd-Dietrich Erdtmann, auf den wir später zu sprechen kommen, zieht aus dieser Annahme bestechende Schlüsse. Allerdings war die Entwicklung seither weit vorangeschritten, und die Photosynthese hatte sich als überlegenes Konzept erwiesen. Die Eukaryonten verdankten ihr Leben einzig der Sauerstoffverträglichkeit ihrer Mitochondrien. Damit waren auch die ersten Mehrzeller auf Sonnenlicht angewiesen, sprich, auf eisfreie Zonen.
    Indes bezweifelt niemand mehr, dass die Erde ein Schneeball war, ob nun komplett oder zu 90 Prozent. Was erneut die Frage aufwirft, wie es dazu kommen konnte. Hier ein paar Theorien:
    Die Sonne schien damals schwächer, ihre Einstrahlung betrug rund sechs Prozent weniger als heute. — Schön und gut, aber das war auch vor der Totalvereisung so gewesen. Deswegen friert ein ganzer Planet nicht mir nichts, dir nichts zu.
    Oder: Eine interstellare Wolke aus Staub schob sich zwischen Sonne und Erde und schluckte Licht und Wärme.
    Oder: Der Vulkanismus hatte überhand genommen und die Welt verdunkelt.
    Oder: Die Kontinente waren schuld, die ja bekanntlich nicht stillhalten können, sondern unablässig um die Häuser ziehen. Nachdem sich das komplette Land am Äquator zusammengeballt hatte, nahmen die Meeresströmungen weniger Wärme auf, was sich erst änderte, als Rodinia auseinander zu brechen begann.
    Und so weiter und so fort. Vielleicht hatte sich auch die Erdachse geneigt. Schließlich, wenn gar nichts mehr hilft, bemüht man gern die Superschurken aus dem All. Mehr als einmal

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