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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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Angelegenheiten nicht beugen. Ich kenne ihre Entscheidung – selbst wenn sie lange genug zuhören würde, um zu verstehen, denn ihr Herz hat keine Flügel, die es über Númenor hinaustragen, und sie hat keine Vorstellung, was seinVerlust bedeuten würde. Wenn ihre Entscheidung zum Tode in ihrer eigenen Lebensspanne führte, würde sie tapfer sterben. Doch wie wird sie mit dem Leben und den Ansprüchen anderer verfahren? Selbst die Valar werden, gleich mir, warten müssen, um dies zu erfahren.«
     
    Vier Tage nachdem die
Hirilonde
in den Hafen eingelaufen war, kehrte Aldarion nach Rómenna zurück. Er war schmutzig vom Straßenstaub und müde und begab sich sogleich auf die
Eambar
, wo er zu wohnen beabsichtigte. In diesen Tagen liefen, wie er zu seiner Erbitterung bemerkte, in der Stadt bereits zahlreiche Gerüchte um. Am nächsten Tag sammelte er Männer in Rómenna und brachte sie nach Armenelos. Dort befahl er einigen von ihnen, mit Ausnahme eines Einzigen, alle Bäume seines Gartens zu fällen und zu den Werften zu schaffen; anderen befahl er, sein Haus niederzureißen. Nur den weißen Elbenbaum verschonte er; und als die Holzfäller gegangen waren, stand er inmitten der Verwüstung und betrachtete ihn. Und er sah zum ersten Mal, dass der Baum in sich selbst schön war. Bei seinem langsamen Elbenwuchs war er trotzdem schon zwölf Fuß hoch, gerade gewachsen, schlank, jugendlich und trug seine Winterblüten auf seinen aufgebogenen Zweigen, die zum Himmel wiesen. Er erinnerte ihn an seine Tochter, und er sagte: »Ich werde dich ebenfalls Ancalime nennen. Möget ihr beide in einem langen Leben so aufrecht stehen, nicht gebeugt durch Wind und Gewalt und nicht gestutzt!«
    Am dritten Tag nach seiner Rückkehr aus Emerië suchte Aldarion den König auf. Tar-Meneldur saß stumm in seinem Sessel und wartete. Als er seinen Sohn erblickte, erschrak er: Sein Gesicht war grau, kalt und feindselig geworden, wie das Meer, wenn die Sonne plötzlich von dunklen Wolken verhüllt wird. Vor seinem Vater stehend sprach er langsam und eher im Ton der Verachtung als des Zorns.
    »Welche Rolle du dabei gespielt hast, weißt du selbst am besten«, sagte er. »Aber ein König sollte sich überlegen, wie viel ein Mann zu ertragen bereit ist, wenn er auch ein Untertan oder gar dein Sohn ist. Wenn du mich an diese Insel fesseln wolltest, so hast du deine Kette schlecht gewählt. Nun ist mir weder mein Weib noch die Liebe meines Landes geblieben. Ich werde von dieser Insel des falschen Zaubers und der Tagträume fortgehen, wo Frauen in ihrer Überheblichkeit Männer zu Kriechern machen möchten. Ich will meine Tage einem anderen Zweck widmen, irgendwo, wo ich nicht verspottet werde und man mich mit mehr Achtung willkommen heißt. Mögest du einen anderen Erben finden, der sich besser zum Hausknecht eignet. Von meinem Erbe fordere ich nur dies: das Schiff
Hirilonde
und so viele Männer, wie es aufnehmen kann. Ich würde auch meine Tochter zu mir nehmen, wenn sie älter wäre, doch ich will sie meiner Mutter anvertrauen. Falls du nicht in Schafe vernarrt bist, wirst du dem nichts in den Weg legen und nicht zulassen, dass das Kind verkümmert, das unter stummen Frauen und in kalter Verachtung und Geringschätzung seiner Sippe aufgezogen wird. Es stammt aus der Linie von Elros, und durch deinen Sohn wirst du keine anderen Nachkommen haben. Ich bin zu Ende. Nun will ich mich einem nützlicheren Geschäft zuwenden.«
    Bis dahin hatte Meneldur geduldig und mit niedergeschlagenen Augen dagesessen und sich nicht gerührt. Jetzt jedoch seufzte er und sah auf. »Aldarion, mein Sohn«, sagte er betrübt, »der König könnte erwidern, dass auch du deiner Sippe kalte Anmaßung und Geringschätzung bezeigst und dass du selbst andre ungehört verdammst. Aber dein Vater, der dich liebt und sich über dich grämt, will es dir nachsehen. Der Fehler liegt nicht bei mir; ich hätte nur deine Ziele früher verstehen sollen. Doch was das angeht, was du erlitten hast (über das nun, fürwahr, zu viele tuscheln), so bin ich daran schuldlos. Ich habe Erendis liebgehabt, und weil wir uns in unseren Neigungenähneln, war ich der Ansicht, dass sie vieles zu ertragen hatte, das hart war. Nun sind mir deine Absichten klar geworden, und obwohl du in einer Stimmung bist, nichts als Lob zu hören, möchte ich dir sagen, dass es zuerst auch dein eigenes Vergnügen war, das dich leitete. Und es könnte sein, dass die Dinge anders verlaufen wären, wenn du vor langer Zeit

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