Nachrichten aus Mittelerde
Augen aus Edelstein, ein Geschenk Círdans.
»Dort saß er, und dank der Kunst seines Schöpfers sah er so aus, als sei er zum Abflug gerüstet, irgendeinem fernen Ziel entgegen, daser erspähte. ›Dieses Zeichen soll uns zu unserem Ziel führen‹, sagte Aldarion. ›Für unsere Rückkehr lasst die Valar sorgen – falls unsere Taten ihnen nicht missfallen.‹«
Es wird auch festgestellt, dass »sich nun keine Aufzeichnungen über die späteren Reisen erhalten haben, die Aldarion unternahm«, aber dass »es bekannt ist, dass er sich ebenso häufig an Land wie auf See aufhielt, den Gwathló bis nach Tharbad hinauffuhr und dort Galadriel traf«. Dieses Treffen wird sonst nirgends erwähnt; doch um diese Zeit wohnten Galadriel und Celeborn in Eregion, nicht weit von Tharbad entfernt (vgl. S. 77).
»Doch alle Anstrengungen Aldarions wurden zunichte gemacht. Die Arbeiten, die er in Vinyalonde wieder aufnahm, wurden niemals abgeschlossen, und das Meer zernagte sie. 25 Gleichwohl schuf Aldarion die Grundlagen für die Leistung Tar-Minastirs im ersten Krieg gegen Sauron viele Jahre später; ohne seine Vorarbeit hätten die Flotten Númenors ihre Kampfkraft nicht rechtzeitig und am rechten Ort einsetzen können – wie er es vorausgesehen hatte. Schon begann die Feindseligkeit zuzunehmen, und dunkle Menschen aus den Bergen drängten nach Enedwaith hinein. Doch in Aldarions Tagen verlangten die Númenórer noch nicht mehr Raum, und seine Wagemutigen blieben ein kleines Volk, das man bewunderte, dem man aber wenig nacheiferte.«
Weder die weitere Entwicklung des Bündnisses mit Gil-galad findet Erwähnung noch die Entsendung jener Hilfstruppen, die er in seinem Brief an Tar-Meneldur verlangt hatte. Tatsächlich heißt es, dass »Aldarion zu spät kam oder zu früh. Zu spät: weil die Macht, die Númenor hasste, bereits erwacht war. Zu früh: weil für Númenor die Zeit noch nicht reif war, seine Kraft zu zeigen oder in die Schlacht um die Welt zurückzukehren.«
Es gab einige Aufregung in Númenor, als Aldarion 883 oder 884 beschloss, nach Mittelerde zurückzukehren, denn kein König hatte jemals zuvor die Insel verlassen. Es scheint, dass Meneldur die Regentschaft angetragen wurde, er sie aber ablehnte, und dass Hallatan aus Hyarastorni Herrscher wurde, entweder vom Rat oder von Tar-Aldarion selbst ernannt. Die Geschichte der Jahre, in denen Ancalime aufwuchs, hat keine gesicherte Form gefunden. Weniger Unsicherheitgibt es über ihren ein wenig problematischen Charakter. Sie war weniger spröde als Erendis, liebte von Geburt an Prunk, Edelsteine, Musik, Bewunderung und Unterwerfung; doch sie liebte alles ganz nach ihrer Laune und nicht stetig, und als Entschuldigung für ihre Vergnügungssucht führte sie ihre Mutter und das weiße Haus in Emerië an. Sie ließ die Dinge gelten, wie sie waren: sowohl die Behandlung Aldarions durch Erendis bei seiner verspäteten Rückkehr als auch dessen Zorn, Verstocktheit und die spätere rücksichtslose Verstoßung Erendis’ aus seinem Herzen und Denken. Sie hatte eine grundsätzliche Abneigung gegen eine verbindliche Ehe, die ihrem eigenen Willen Zwang auferlegte. Ihre Mutter hatte unausgesetzt gegen die Männer gepredigt, und in der Tat ist ein bemerkenswertes Beispiel ihrer Erziehung in dieser Hinsicht erhalten:
»Die Männer in Númenor sind Halb-Elben (sagte Erendis), besonders die von hoher Geburt; sie sind weder das eine noch das andere. Das lange Leben, das ihnen gewährt ist, täuscht sie, und sie tollen kindlichen Gemüts in der Welt umher, bis das Alter sie einholt – und dann geben viele das Spiel mit der Welt nur auf, um es zu Hause weiterzuspielen. Sie verwandeln ihr Spiel in große Dinge und große Dinge in Spiel. Sie wollen Künstler, Gelehrte und Helden auf einmal sein; und Frauen sind für sie nur wie ein Feuer auf dem Herd, auf das andre achtgeben, bis sie am Abend des Spiels müde sind. Alle Dinge sind nur dafür gemacht, ihnen zu Nutzen zu sein: Berge für Steinbrüche, Flüsse, um Wasser zu liefern und Räder anzutreiben, Bäume für Bretter, Frauen dienen den Bedürfnissen ihres Körpers oder, wenn sie schön sind, der Zierde ihrer Tafel und ihres Heims; Kinder sind gut, um sie zu liebkosen, wenn sonst nichts anderes zu tun ist – doch sie würden ebenso gut mit den Welpen ihrer Jagdhunde spielen. Allen gegenüber sind sie gütig, freundlich, vergnügt wie Lerchen am Morgen (wenn die Sonne scheint), denn sie sind niemals wütend, wenn
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