Nachrichten aus Mittelerde
herrührte, dem wichtigsten Diener Melkors, begriff sie vielmehr, dass es eine böse, lenkende Kraft draußen in der Welt gab, die aus einer Quelle weiter im Osten, jenseits von Eriador und dem Nebelgebirge, zu stammen schien.
Deshalb gingen Galadriel und Celeborn um das Jahr 700 des Zweiten Zeitalters nach Osten und errichteten das (erste, doch auf keinen Fall das einzige) Noldor-Reich von Eregion. Es ist möglich, dass Galadriel dieses Gebiet wählte, weil sie von den Zwergen von Khazad-dûm (Moria) Kenntnis hatte. Es lebten und blieben immer einige Zwerge auf der Ostseite der Ered Lindon, 3 wo die uralten Wohnungen von Nogrod und Belegost gewesen waren – nicht weit vom Nenuial; doch sie hatten den größten Teil ihrer Streitmacht nach Khazad-dûm verlegt. Celeborn fand keinen Gefallen an Zwergen, gleich welcher Rasse (wie er in Lothlórien Gimli gegenüber bewies), und verzieh ihnen ihren Anteil an der Zerstörung Doriaths nie; doch es war nur das Heer von Nogrod, das am Angriff teilnahm, und dieses wurde in der Schlacht von Sarn Athrad vernichtet. [
Das Silmarillion
, Seite 404f.] Die Zwerge von Belegost waren entsetzt über dieses Unglück und fürchteten seine Folgen, und dies beschleunigte ihren Aufbruch nach Khazad-dûm im Osten. 4 Also durfte man von den Zwergen von Moria annehmen, dass sie an der Zerstörung Doriaths unschuldig gewesen und den Elben nicht feindlich gesinnt waren. Auf jeden Fall war Galadriel in diesem Punkt weitblickender als Celeborn: Sie erkannte von Anfang an, dass Mittelerde von den ›Rückständen des Bösen‹, die Melkor hinterlassen hatte, nur durch einen Zusammenschluss aller gerettet werden konnte, die auf ihre Weise und in ihrem Maße sich ihm entgegenstellten. Sie sah die Zwerge auch mit den Augen eines Befehlshabers und hielt sie für die geschicktesten Krieger, die man gegen die Orks ins Feld führen konnte. Überdies war sie eine Noldo und empfand eine natürliche Zuneigung zu ihrem Denken und ihrer leidenschaftlichen Liebe zum künstlerischen Handwerk, eine Sympathie, die viel größer war, als man sie bei vielen der Eldar fand: Die Zwerge waren die ›Kinder Aules‹, und Galadriel war wie andere der Noldor in Valinor Schülerin Aules und Yavannas gewesen.
In der Begleitung Galadriels und Celeborns befand sich ein noldorischer Handwerker namens Celebrimbor. [Es heißt, er sei einer der Überlebenden von Gondolin gewesen und habe zu Turgons bedeutendsten Künstlern gehört; doch der Text ist im Hinblick auf die neue Geschichte korrigiert, die ihn zu einem Nachkommen Feanors macht, wie im Anhang B zum
Herrn der Ringe
erwähnt wird; genauer beschrieben ist er im
Silmarillion
(Seite 481). Dort heißt es, er sei der Sohn Curufins, des fünften Sohns Feanors, der sich seinem Vater entfremdete und in Nargothrond blieb, als Celegorm und Curufin vertrieben wurden.] Celebrimbor war »von den Künsten fast ebenso besessen wie die Zwerge«; und bald wurde er der erste Künstler Eregions, der zu den Zwergen von Khazad-dûm in eine enge Beziehung trat, unter denen Narvi sein bester Freund war. [In der Inschrift am West-Tor Morias las Gandalf die Worte:
Im Narvi hain echant: Celebrimbor o Eregion teithant i thiw hin:
Ich, Narvi, machte sie. Celebrimbor von Hulsten zeichnete diese Buchstaben. »Die Gefährten«, 2, Kapitel 4.] Elben und Zwerge zogen aus dieser Verbindung gleichermaßen Nutzen, so dass Eregion viel stärker und Khazad-dûm viel schöner wurde, als sie es aus eigener Kraft hätten werden können.
[Diese Schilderung des Ursprunges Eregions stimmt mit jener überein, die sich in »Von den Ringen der Macht« (
Das Silmarillion
, Seite 481) findet, doch weder dort noch in den kurzen Hinweisen im Anhang B zum
Herrn der Ringe
wird die Anwesenheit Galadriels und Celeborns erwähnt; in den Letzteren freilich wird Celebrimbor Herr von Eregion genannt.]
Der Bau der Hauptstadt Eregions, Ost-in-Edhil, wurde um das Jahr 750 des Zweiten Zeitalters begonnen [dieses Datum wird in der »Aufzählung der Jahre« für die Gründung Eregions durch die Noldor angegeben]. Hiervon erhielt Sauron Nachricht, und dies vergrößerte seine Furcht, die er über das Kommen der Númenórer nach Lindon und zu den Küsten weitersüdlich und über ihre Freundschaft mit Gil-galad empfand; und er hörte auch von Aldarion erzählen, dem Sohn Tar-Meneldurs, König von Númenor, dieser sei ein großer Schiffbauer geworden, der seine Schiffe weit unten im Süden sicher anlanden ließ. Deshalb ließ Sauron
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