Nachrichten aus Mittelerde
Ringe
wird erwähnt, dass Celeborn eine Zeit lang in Lindon südlich des Luhn wohnte; 2 doch zu Anfang des Zweiten Zeitlters gingen sie über die Berge nach Eriador. Ihre anschließende Geschichte wird in der folgenden kurzen Erzählung mitgeteilt, die aus derselben Schaffensperiode (um es so zu nennen) meines Vaters stammt.
Über Galadriel und Celeborn
Der Text, der diesen Titel trägt, ein kurzer, hastiger Entwurf und sehr flüchtig ausgearbeitet, ist gleichwohl die einzige erzählende Quelle für die Ereignisse im Westen Mittelerdes bis zur Niederwerfung und Vertreibung Saurons aus Eriador im Jahr 1701 des Zweiten Zeitalters. Außer den kurzen und spärlichen Einträgen in der »Aufzählung der Jahre« und dem im stärkeren Maße verallgemeinernden und auswählenden Bericht »Von den Ringen der Macht und dem Dritten Zeitalter« (veröffentlicht im
Silmarillion
) gibt es darüber hinaus sehr wenig. Es ist sicher, dass der vorliegende Text nach der Veröffentlichung des
Herrn der Ringe
niedergeschrieben wurde; das geht aus seinem Bezug zum Buch und aus der Tatsache hervor, dass Galadriel die Tochter Finarfins und die Schwester Finrod Felagunds genannt wird, denn dies sind die späteren Namen der Fürsten, die in die überarbeitete Ausgabe eingeführt wurden (vgl. Seite 409, Anmerkung 20). Der Text ist stark überarbeitet, und es ist nicht immer möglich zu erkennen, welche Korrekturen aus der Zeit seiner Niederschrift und welche aus einer unbestimmten späteren Zeit stammen. Dies ist der Fall bei denjenigen Hinweisen auf Amroth, nach denen er der Sohn Galadriels und Celeborns ist; doch ich halte es für absolut sicher, wann immer diese Hinweise eingefügt wurden, dass es sich um eine neue Deutung handelt, die nach der Niederschrift des
Herrn der Ringe
vorgenommen wurde. Hätte er bereits bei der Niederschrift als deren Sohn gegolten, wäre diese Tatsache sicherlich erwähnt worden.
Es ist überaus bemerkenswert, dass in diesem Text nicht nur der Bann auf Galadriels Rückkehr unerwähnt bleibt, sondern dass aus einer Anfangspassage des Berichtes sogar hervorzugehen scheint, dass es eine solche Vorstellung nicht gab. An einer späteren Stelle der Erzählung wird dagegen Galadriels Zurückbleiben in Mittelerde nach der Niederwerfung Saurons in Eriador ihrer Überzeugung zugeschrieben, es sei ihre Pflicht, nicht fortzugehen, solange er nicht endgültig besiegt sei. Dies ist die Hauptstütze der oben (zögernd) vorgetragenen Ansicht, dass die Geschichte des Bannes später als der
Herr der Ringe
entstanden ist. Vgl. auch die Passage in der Geschichte »Der Elessar« auf Seite 399.
Was hier folgt, ist eine Nacherzählung dieses Textes mit eingestreuten Kommentaren, die durch eckige Klammern gekennzeichnet sind.
Galadriel war die Tochter Finarfins und die Schwester Finrod Felagunds. Sie war in Doriath gern gesehen, weil ihre Mutter Earwen, Tochter Olwes, eine Teleri und die Nichte Thingols war und weil das Volk Finarfins an dem Verwandtenmord bei Alqualonde keinen Anteil gehabt hatte; und sie wurde die Freundin Melians. In Doriath traf sie Celeborn, den Enkel Elmos, des Bruders Thingols. Aus Liebe zu Celeborn, der Mittelerde nicht verlassen wollte (und vermutlich auch ein wenig aus eigenem Stolz, denn sie war eine jener Eifrigen gewesen, die sich dorthin gewagt hatten), ging sie nach Melkors Fall nicht in den Westen, sondern überquerte mit Celeborn die Ered Lindon und kam nach Eriador. Als sie diese Gegend betraten, befanden sich zusammen mit Grau-Elben und Grün-Elben viele Noldor in ihrem Gefolge; und eine Zeit lang wohnten sie in dem Land um den See Nenuial (Evendim im Norden des Auenlands). Celeborn und Galadriel wurden schließlich als Herr und Herrin der Eldar in Eriador angesehen, eingeschlossen die umherziehenden Gruppen nandorischen Ursprunges, die nie nach Westen über die Ered Lindon gezogen und nach Ossiriand gekommen waren. Während ihres Aufenthaltes in der Nähe des Nenuial wurde etwa in der Zeit zwischen 350 und 400 ihr Sohn Amroth geboren. [Die Zeit und der Ort von Celebríans Geburt, ob hier oder später in Eregion oder noch später in Lórien, liegt nicht endgültig fest.]
Doch vielleicht bemerkte Galadriel, dass Sauron wiederum, wie in den alten Tagen der Gefangenschaft Melkors [vgl.
Das Silmarillion
, Seite 108], zurückgelassen worden war. Oder weil Sauron bis jetzt keinen einzelnen Namen hatte und nicht durchschaubar wurde, dass seine Tätigkeit von einem einzelnen bösen Geist
Weitere Kostenlose Bücher