Nachrichten aus Mittelerde
Frühling wiedergutmachen kann.« – »Wie kann es für die Eldar anders sein, wenn sie sich an Mittelerde klammern?«, sagte Celebrimbor. »Willst du denn übers Meer fahren?« – »Nein«, sagte sie. »Angrod ist fort, Aegnor ist fort, und Felagund ist nicht mehr. Von den Kindern Finarfins bin ich das letzte. 20 Aber noch ist mein Herz stolz. Welches Unrecht hat das goldene Haus Finarfins begangen, dass ich die Valar um Verzeihung bitten oder mich mit einer Insel im Meer zufriedengeben sollte, ich, deren Geburtsland das Gesegnete Aman war? Hier bin ich mächtiger.« – »Was möchtest du dann?«, fragte Celebrimbor. »Ich möchte Blumen und Gräser um mich haben, die nicht sterben – hier in meinem Land«, antwortete sie. »Was ist aus der Kunst der Eldar geworden?«Und Celebrimbor sagte: »Wo ist der Stein Earendils jetzt? Und Enerdhil, der ihn gemacht hat, ist verschwunden.« – »Sie sind übers Meer gefahren«, sagte Galadriel, »mit fast allen schönen Dingen dazu. Aber muss denn Mittelerde auf immer welken und verderben?« – »Das ist ihr Schicksal, glaube ich«, sagte Celebrimbor. »Doch du weißt, dass ich dich liebe (obwohl du dich Celeborn von den Bäumen zugewandt hast), und für diese Liebe will ich tun, was ich vermag, wenn durch meine Kunst dein Kummer vielleicht vermindert werden kann.«
Doch er sagte ihr nicht, dass er selbst vor langer Zeit in Gondolin gewesen war und ein Freund Enerdhils, obwohl dieser ihn in den meisten Dingen übertraf. Wäre Enerdhil nämlich nicht gewesen, wäre Celebrimbor berühmter geworden. Deshalb dachte er nach und begann eine lange und knifflige Arbeit; und so schuf er für Galadriel das bedeutendste seiner Werke (nur die Drei Ringe ausgenommen). Und es heißt, dass der grüne Stein, den er machte, feiner und klarer war als der Enerdhils, doch sein Feuer hatte weniger Kraft. Während Enerdhils Stein nämlich vom jungen Sonnenlicht erleuchtet worden war, waren bereits viele Jahre vergangen, als Celebrimbor mit der Arbeit begann; und nirgendwo in Mittelerde war das Sonnenlicht noch so klar, wie es einst gewesen war, denn wenn Morgoth auch in die Leere hinausgeworfen worden war und nicht wieder eindringen konnte, lag doch sein ferner Schatten auf Mittelerde. Dennoch strahlte Celebrimbors Elessar; und er fasste ihn in eine große silberne Brosche von der Form eines Adlers, der mit ausgebreiteten Flügeln aufstieg. 21 Wenn sie den Elessar trug, wurde alles in Galadriels Umgebung schön, bis der Schatten auf den Wald fiel. Doch später, als Nenya, der Erste der Drei, 22 ihr von Celebrimbor gesandt wurde, brauchte sie ihn nicht mehr (wie sie dachte) und gab ihn ihrer Tochter Celebrían, und so gelangte er an Arwen und an Aragorn, der Elessar genannt wurde.
Am Ende heißt es:
Der Elessar wurde von Celebrimbor in Gondolin gemacht und kam so an Idril und an Earendil. Doch dieser Stein verschwand. Aber auch der zweite Stein wurde von Celebrimbor in Eregion auf Wunsch der Herrin Galadriel gemacht (die er liebte), und er war nicht geringer als der Eine, der gemacht wurde, bevor Sauron sich erneut erhob.
Diese Erzählung stimmt in gewissen Zügen mit »Über Galadriel und Celeborn« überein und wurde vermutlich etwa zur gleichen Zeit oder ein wenig früher geschrieben. Celebrimbor ist hier wieder ein Edelsteinschmied aus Gondolin statt ein Mitglied der Sippe Feanors (vgl. Seite 378), und von Galadriel heißt es, sie sei
nicht willens
gewesen, Mittelerde zu verlassen (Seite 376), obgleich der Text später verbessert und das Element des Bannes eingeführt wurde, und an einer späteren Stelle der Erzählung spricht sie von der Vergebung der Valar.
Enerdhil erscheint in keinem anderen Text; und die abschließenden Worte des Textes zeigen, dass Celebrimbor ihn als Schöpfer des Elessar in Gondolin ersetzen sollte. Von Celebrimbors Liebe zu Galadriel findet sich woanders keine Spur. In »Über Galadriel und Celeborn« wird angenommen, dass er mit ihnen nach Eregion kam (Seite 378); doch sowohl in diesem Text als auch im
Silmarillion
traf Galadriel Celebrimbor in Doriath, und es ist schwer, Celebrimbors Worte »obwohl du dich Celeborn von den Bäumen zugewandt hast« zu verstehen. Dunkel ist auch die Erwähnung von Galadriels Wohnung »unter den Bäumen des Großen Grünwaldes«. Dies könnte man als lockeren Gebrauch (nirgendwo sonst bestätigt) des Namens auffassen, um die Wälder von Lórien auf der anderen Seite des Anduin einzuschließen; doch die Wendung »bis der
Weitere Kostenlose Bücher