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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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fürchtete, solche Mären könnten sich verbreiten und vielleicht Gandalf zu Ohren kommen. Aber Gandalf wusste um diese Besuche, erriet ihren Grund und lachte, und er hielt sie für die harmlosesten von Sarumans Geheimnissen; doch anderen sagte er nichts, denn es war niemals sein Wunsch, dass irgendjemand beschämt werden sollte. Dennoch war er nicht unerfreut, als die Besuche Sarumans aufhörten, denn er misstraute ihm schon damals, wenn er auch nicht voraussehen konnte, dass eine Zeit kommen würde, in der Sarumans Kenntnis des Auenlandes sich als gefährlich erweisen, dem Feind den größten Dienst leisten und ihm den Sieg zum Greifen nahebringen würde.
     
    In einer anderen Version gibt es eine Beschreibung des Anlasses, bei dem Saruman offen über Gandalfs Gebrauch des ›Pfeifenkrauts‹ spottete:
     
    Wegen seiner Abneigung und Furcht mied Saruman nun in späteren Tagen Gandalf, und sie trafen sich selten, außer bei den Versammlungen des Weißen Rates. Es war auf der großen Sitzung des Rates im Jahr 2851, als zum ersten Mal über das ›Kraut der Halblinge‹ gesprochen wurde, und damals wurde diese Angelegenheit mit Heiterkeit vermerkt, obgleich sie später in anderem Licht erschien. Der Rat tagte in Bruchtal, und Gandalf saß abseits, doch ungewöhnlicherweise rauchte er (etwas, was er bei einem solchen Anlass nie zuvor getan hatte), während Saruman gegen ihn sprach und im Gegensatz zu Gandalfs Vorschlag forderte, dass Dol Guldur noch nicht belästigt werden sollte. Das Schweigen und der Rauch schienen Saruman außerordentlich zu belästigen, und bevor der Rat auseinanderging, sagte er zu Gandalf: »Wenn gewichtige Dinge behandelt werden, Mithrandir, wundert es mich ein wenig, dass du mit deinen Spielzeugen, mit Feuer und Rauch, herumhantierst, während andere sich ernsthaft unterhalten.«
    Aber Gandalf lachte und erwiderte: »Du würdest dich nicht darüber wundern, wenn du selbst dieses Kraut gebrauchen würdest. Du würdest feststellen, dass der ausgestoßene Rauch deinen Kopf von den inneren Schatten befreite. Wie auch immer, der Rauch verleiht einem die Geduld, Irrtümern ohne Ärger zuzuhören. Doch es ist nicht eines meiner Spielzeuge: Es ist eine Kunstfertigkeit der Kleinen Leute weit im Westen: ein fröhliches und achtbares Völkchen, wenn es vielleicht auch in deinen hochfliegenden Plänen nicht viel zählt.«
    Saruman war von dieser Antwort wenig angetan (denn er hasste Spott, auch wenn er höflich vorgebracht wurde), und er sagte darauf kühl: »Du scherzest, Fürst Mithrandir, wie esdeine Art ist. Ich weiß nur zu gut, dass du ein neugieriger Erforscher des Kleinen geworden bist: Kraut, wilde Pflanzen, und kindische Leutchen. Es ist deine Zeit, die du verschwendest, falls du nichts Würdigeres zu tun hast; und deine Freunde kannst du dir aussuchen, wie es dir gefällt. Aber mir sind die Tage zu düster für die Geschichten von Wanderern, und ich habe für die Albernheiten von Bauern keine Zeit.«
    Dieses Mal lachte Gandalf nicht und antwortete nicht, doch indem er Saruman scharf ansah, zog er an seiner Pfeife und blies einen großen Rauchring, dem viele kleine folgten. Dann hob er seine Hand, als wolle er nach ihnen greifen, und sie verschwanden. Damit stand er auf und verließ Saruman ohne ein weiteres Wort; aber Saruman stand für eine Weile schweigend da, und sein Gesicht war von Zweifel und Verdruss umdüstert.
     
    Diese Geschichte erscheint in einem halben Dutzend Manuskripten, und in einem davon heißt es, dass Saruman misstrauisch war
     
    und zweifelte, ob er den Sinn von Gandalfs Handbewegung mit den Rauchringen richtig gedeutet hatte (vor allem, ob sich darin ein Zusammenhang zwischen den Halblingen und der großen Frage nach den Ringen der Macht offenbarte, so unwahrscheinlich es erscheinen mochte); und er bezweifelte, dass ein so bedeutender Mann sich mit einem solchen Volk wie den Halblingen nur um ihrer selbst willen befasste.
     
    In einem anderen (durchgestrichenen) Manuskript wird Gandalfs Absicht verdeutlicht:
     
    Es war ein merkwürdiger Zufall, dass Gandalf, durch Sarumans Überheblichkeit verärgert, diesen Weg wählte, um ihm seinen Verdacht zu zeigen, dass das Verlangen nach ihrem Besitz begonnen hatte, seine Pläne und sein Bemühen um die Kunde von den Ringen zu bestimmen; und er wollte ihm zu verstehengeben, dass sie sich ihm entziehen würden. Denn es kann nicht bezweifelt werden, dass Gandalf bis jetzt nicht auf den Gedanken gekommen war, dass zwischen den

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