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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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ihm war reine Fröhlichkeit, frei von Spott oder Arglist. 5 Im Frieden lachten sie oft bei der Arbeit oder beim Spiel, wenn andere Menschen sangen. Aber sie konnten rücksichtslose Feinde sein, und wenn ihr brennender Zorn einmal entflammt war, kühlte er sich nur langsam ab, obgleich er sich durch kein Zeichen verriet, außer durch das Licht in ihren Augen; denn sie kämpften schweigend, und im Siegfrohlockten sie nicht, nicht einmal über die Orks, die einzigen Wesen, die sie unversöhnlich hassten.
    Die Eldar nannten sie Drúedain und sprachen ihnen den Rang der Atani zu 6 , denn solange es sie gab, wurden sie sehr geliebt. Aber ach, ihnen war kein langes Leben vergönnt, ihre Zahl war immer klein und ihre Verluste waren schwer in ihren Fehden mit den Orks, die ihren Hass erwiderten und Freude daran hatten, sie zu fangen und zu foltern. Als die Siege Morgoths alle Reiche und Festungen der Elben und Menschen in Beleriand zerstörten, waren sie, wie man sagte, auf wenige Familien zusammengeschmolzen, meistens Frauen und Kinder, von denen einige zu den letzten Zufluchtsstätten an den Mündungen des Sirion kamen. 7
    In ihren früheren Tagen hatten sie denen, in deren Mitte sie lebten, große Dienste erwiesen, und sie waren überaus begehrt, wenn auch nur wenige jemals das Land von Haleths Volk verließen. 8 Sie waren außergewöhnlich geschickt, die Fährten aller Lebewesen aufzuspüren und zu verfolgen, und unterrichteten ihre Freunde nach Kräften in dieser Kunst; doch ihre Schüler kamen ihnen nicht gleich, denn die Drúedain benutzten ihren Geruchssinn wie Jagdhunde, nur dass sie nicht ebenso scharfäugig waren. Sie waren stolz darauf, einen Ork, der so weit entfernt war, dass andere Menschen ihn nicht sehen konnten, gegen den Wind wittern zu können, und vermochten seiner Witterung wochenlang zu folgen, außer durch fließendes Wasser. Ihre Kenntnis alles Wachsenden kam fast dem der Elben gleich (obwohl sie von ihnen nicht unterrichtet worden waren); und es wird gesagt, dass sie nach dem Umzug in ein neues Land innerhalb kurzer Zeit alles kannten, was dort wuchs, ob groß oder klein, und dass sie den Pflanzen, die für sie neu waren, Namen gaben, wobei sie zwischen giftigen und genießbaren zu unterscheiden vermochten. 9
    Die Drúedain wie auch die anderen Atani kannten keine Artvon Schrift, bevor sie die Eldar trafen; doch die Runen und Schriftzeichen der Eldar wurden von ihnen nie erlernt. Was die Erfindung einer eigenen Schrift angeht, gelangten sie über den Gebrauch einer Anzahl von Zeichen, zum größten Teil einfacher Art, nicht hinaus, mit deren Hilfe sie Fährten kennzeichneten oder Nachrichten und Warnungen übermittelten. In entfernter Vergangenheit schienen sie zum Schaben und Schneiden bereits kleine Werkzeuge aus Feuerstein gekannt zu haben, und diese benutzten sie noch immer, obgleich die Atani, bevor sie nach Beleriand kamen, einige Kenntnis von Metallen und der Schmiedekunst besessen hatten, 10 denn Metalle waren schwer zu bekommen, und geschmiedete Waffen und Werkzeuge waren kostbar. Aber als diese Dinge durch den Anschluss an die Eldar und den Verkehr mit den Zwergen von Ered Lindon in Beleriand gebräuchlicher wurden, bewiesen die Drúedain eine große Begabung in der Bearbeitung von Holz und Stein. Sie verstanden bereits mit Farbstoffen umzugehen, die sie hauptsächlich aus Pflanzen gewannen, und auf Holz oder flache Steinflächen malten sie Bilder und Muster; und manchmal schnitzten sie aus hölzernen Knorren Gesichter, die bemalt werden konnten. Doch mit schärferen und stärkeren Werkzeugen fanden sie Gefallen daran, Figuren von Menschen und Tieren zu schnitzen, ob Spielzeug und Schmuck oder große Bildnisse, denen die Geschicktesten unter ihnen eine treffende Lebensähnlichkeit verleihen konnten. Zuweilen waren diese Bildnisse seltsam und phantastisch oder einfach furchterregend: zu den grimmigen Scherzen, für die sie ihre Kunst benutzten, zählte die Anfertigung von Ork-Figuren, die sie an den Grenzen des Landes aufstellten und die so gestaltet waren, als seien sie vor Entsetzen schreiend auf der Flucht aus dem Land. Sie verfertigten auch Bildnisse von sich selbst und stellten sie an den Zugängen zu Fährten oder an Biegungen der Waldpfade auf. Diese wurden ›Wacht-Steine‹ genannt; die bemerkenswertestenSteine waren in der Nähe der Teiglin-Stege aufgestellt, und jeder von ihnen stellte einen Drúadan dar, größer als in Wirklichkeit, der schwer auf einem toten Ork hockte. Diese

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