Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
Vom Netzwerk:
Nebel gehüllt, ein graues Land zu den matt getönten Hügeln am Fuß der Berge auf. »Dort drüben liegt Dimbar«, sagte Voronwe. »Wären wir nur dort! Denn nur selten wagen es unsere Feinde, dorthin ihren Fuß zu setzen. Zumindest war es so, als Ulmos Kraft noch im Sirion gegenwärtig war. Aber nun hat sich vielleicht alles geändert 20 – außer der Gefährlichkeit des Flusses: Um diese Zeit ist er bereits tief und reißend, und es ist sogar für die Eldar gefährlich, ihn zu überqueren. Aber ich habe Euch an den rechten Ort geführt, denn dort schimmert die Furt von Brithiach, ein wenig südlich, dort, wo die Oststraße seit alters her von Taras über den Fluss in den Westen führt. Außer in verzweifelter Not wagt jetzt niemand, ob Elbe, Mensch oder Ork, sie zu benutzen, seit sie zum Dungortheb und zum Land des Grauens zwischen den Gorgoroth und dem Gürtel Melians führt; seit langem hat sie sich in der Wildnis verloren oder ist zu einem schmalen Pfad zwischen Kraut und Dornenranken geworden.« 21
    Dann deutete Voronwe nach vorn, und Tuor erspähte in weiter Ferne einen Schimmer wie von offenem Wasser im flüchtigen Licht der Dämmerung, doch darüber türmten sich dunkle Massen; dort stieg der große Wald von Brethil nach Süden auf und zog sich in ein fernes Hochland empor. Jetzt stiegen sie unter großer Vorsicht talabwärts und gelangten schließlich an die alte Straße, die von der Wegscheide an den Grenzen Brethils herunterführt, wo sie die Straße von Nargothrond kreuzte. Tuor sah, dass sie dicht an den Sirion herangekommen waren. Die Ufer seines tiefen Flussbettes traten an dieser Stelle zurück, und seine Fluten, sich brechend in ausgedehntem Steingeröll, 22 verliefen sich in breite, flache Arme, in denen das aufgerührte Wasser murmelte. Kurz danach vereinigten sie sich wieder, flossen in einem neuen Flussbett auf den Wald zuund verschwanden in weiter Ferne in dichtem, undurchdringlichem Nebel. Dort lag, was Tuor nicht wissen konnte, inmitten des überschatteten Gürtels von Melian, die Nordmark von Doriath.
    Tuor wollte sofort zur Furt eilen, aber Voronwe hielt ihn zurück und sagte: »Wir dürfen die Brithiach weder am hellen Tag überqueren, noch wenn es Zweifel gibt, dass wir verfolgt werden.«
    »Dann sollen wir hier sitzen bleiben und vermodern?«, fragte Tuor. »Einen solchen Zweifel wird es geben, solange Morgoths Reich besteht. Komm! Im Schutz von Ulmos Mantel müssen wir es wagen.«
    Noch zögerte Voronwe und blickte nach Westen zurück, doch der Pfad hinter ihnen war verlassen, und alles ringsum war ruhig, bis auf das Rauschen des Wassers. Er blickte in die Höhe, und der Himmel war grau und leer, noch nicht einmal ein Vogel flog. Plötzlich erhellte sich sein Gesicht vor Freude, und er rief laut: »Alles ist gut! Die Brithiach wird noch immer von den Widersachern des Feindes bewacht. Hierher werden uns die Orks nicht folgen, und im Schutze des Mantels können wir die Furt ohne Zweifel passieren.«
    Was hast du gesehen?«, fragte Tuor.
    »Die Augen der Sterblichen reichen nicht weit!«, erwiderte Voronwe. »Ich sehe die Adler der Crissaegrim, und sie kommen hierher. Wartet ein wenig!«
    Tuor starrte nach oben, und bald sah er in der Luft die Umrisse dreier Vögel, die mit starken Flügelschlägen von den fernen Bergen heranflogen und jetzt wieder von Wolken verhüllt wurden. Langsam, große Kreise beschreibend gingen sie nieder und sanken plötzlich zu den Wanderern herab. Aber bevor Voronwe ihnen etwas zurufen konnte, schwenkten sie flügelrauschend in weitem Bogen ab und flogen, dem Flusslauf folgend, in nördlicher Richtung davon.
    »Nun lasst uns gehen«, sagte Voronwe. »Sollte irgendein Ork in der Nähe sein, wird er mit dem Gesicht flach auf dem Boden liegen, bis die Adler weit genug entfernt sind.«
    Schnell hasteten sie einen langgestreckten Hang hinunter und passierten die Furt trockenen Fußes über Geröllbänke oder durch das seichte Wasser watend. Das Wasser war sehr kalt und klar, und die seichten Stellen, wo die ziehende Flut sich zwischen Steinen verloren hatte, waren mit Eis bedeckt. Doch niemals, nicht einmal im Grausamen Winter, in dem Nargothrond fiel, konnte der tödliche Hauch des Nordens die Wasser des Sirion gänzlich zum Gefrieren bringen. 23
    Auf der anderen Seite der Furt kamen sie an eine tief eingeschnittene Rinne, die früher ein Flussbett gewesen sein musste und in der jetzt kein Wasser mehr floss. Doch vor Zeiten, so schien es, hatte sich ein Sturzbach,

Weitere Kostenlose Bücher