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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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Körpergröße übertraf, und seine Kraft und Kühnheit waren im Reiche Thingols berühmt. In diesen Jahren eignete er sich viel Wissen an, indem er mit Fleiß den Schilderungen aus alten Zeiten zuhörte, er wurde nachdenklich und wortkarg. Beleg Langbogen kam oft nach Menegroth, um ihn zu besuchen, führte ihn tief in die Wildnis, wo er ihn das Holzschnitzen lehrte, das Bogenschießen und (was Túrin am meisten liebte) den Umgang mit dem Schwert. Im Handwerklichen war er freilich weniger geschickt, denn er unterschätzte seine eigene Kraft, und oft verdarb er sein Werk durch einen unüberlegten Hieb. Auch in anderen Belangen schien ihm das Glück nicht günstig, so dass seine Pläne oft scheiterten und er nicht erreichte, was er sich vorgenommen hatte. Auch Freundschaft schloss er nicht leicht, denn er warnicht heiter, lachte selten, und ein Schatten lag über seiner Jugend. Dennoch bezeugten ihm die, die ihn gut kannten, Liebe und Wertschätzung, und er wurde als Pflegesohn des Königs geehrt.
    Doch einen gab es, der ihm dies neidete, je mehr, desto näher Túrin dem Mannesalter kam. Er hieß Saeros und war der Sohn Ithilbors. Er gehörte zu den Nandor und war einer von denen, die, nachdem ihr Fürst Denethor in der ersten Schlacht Beleriands auf dem Amon Ereb gefallen war, in Doriath Zuflucht gesucht hatten. Die Nandor-Elben lebten zum größten Teil in Arthórien, zwischen Aros und Celon, und wanderten zuweilen über den Celon in die jenseitigen wilden Länder. Seit dem Durchzug der Edain durch Ossiriand und ihrer Niederlassung in Estolad waren sie diesen nicht freundlich gesinnt. Saeros freilich verbrachte die meiste Zeit in Menegroth und gewann die Achtung des Königs. Er war stolz und behandelte jedermann mit Hochmut, den er für niedriger gestellt und weniger würdig hielt als sich selbst. Er schloss Freundschaft mit Daeron, dem Sänger, 8 denn er beherrschte ebenfalls die Sangeskunst. Er empfand für Menschen keine Neigung und schon gar nicht für jene, welche zum Geschlecht Beren Erchamions gehörten. »Ist es nicht merkwürdig«, sagte er, »dass dieses Land noch einem zweiten Angehörigen dieser unglücklichen Rasse geöffnet wurde? Hat nicht der andere schon genug Unheil in Doriath angerichtet?« Deshalb sah er Túrin scheel an, und über alles, was dieser tat, sagte er das Schlechteste, doch seine Worte waren doppeldeutig und seine Boshaftigkeiten verhüllt. Traf er mit Túrin allein zusammen, sprach er herablassend mit ihm und machte aus seiner Geringschätzung kein Hehl. Túrin wurde ihm gegenüber missmutig, obgleich er bösen Worten lange Zeit mit Schweigen begegnete, denn Saeros genoss Ansehen beim Volk von Doriath und war Berater des Königs. Aber Túrins Schweigen missfiel Saeros ebenso wie seine Worte.
     
    In dem Jahr, in dem Túrin siebzehn Jahre alt war, wurde sein Schmerz aufs Neue entfacht, denn zu dieser Zeit versiegten die Nachrichten aus seiner Heimat. Die Macht Morgoths war von Jahr zu Jahr gewachsen, und ganz Hithlum lag jetzt unter seinem Schatten. Ohne Zweifel wusste er viel über das Treiben von Húrins Familie und hatte sie eine Zeit lang nicht behelligt, damit seine Pläne heranreifen konnten. Doch jetzt ließ er in Verfolgung seiner Ziele alle Pässe der Schattenberge streng überwachen, so dass niemand Hithlum verlassen oder hineingelangen konnte, außer unter größter Gefahr. Die Orks umschwärmten die Quellen von Narog und Teiglin und den Oberlauf des Sirion. Auf diese Weise ergab es sich, dass Thingols Boten nicht zurückkehrten, worauf er keine neuen aussandte. Er hatte Ausflügen über die bewachten Grenzen hinaus immer ablehnend gegenübergestanden, und nichts zeigte seinen Großmut gegenüber Túrin und dessen Familie besser, als dass er Männer seines Volkes über gefährlichen Pfade zu Morwen nach Dor-lómin gesandt hatte.
    Jetzt wurde Túrins Herz schwer, weil er nicht wusste, welches neue Unheil im Gange war, und er fürchtete, über Morwen und Nienor sei Schlimmes hereingebrochen. Viele Tage lang verharrte er schweigend und zerbrach sich den Kopf über den Untergang des Hauses Hador und der Menschen des Nordens. Dann erhob er sich und suchte Thingol auf. Er fand ihn mit Melian unter der Hírilorn sitzend, der gewaltigen Rotbuche Menegroths.
    Thingol sah ihn erstaunt an, denn plötzlich erblickte er statt seines Pflegekindes einen Mann und einen Fremdling, großgewachsen, dunkelhaarig, aus dessen weißem Gesicht ihn unergründliche Augen anblickten. Alsdann bat

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