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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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Absicht, ihn zu kränken, und im Übermut so gehandelt, und wurde wütend. Sein Zorn wurde noch dadurch gesteigert, als er feststellte, dass die dort Sitzenden Túrin deswegen nicht zurechtwiesen, sondern ihn in ihrer Mitte willkommen hießen.
    Deshalb heuchelte er eine Weile Gleichmut, nahm einen anderen Platz ein und musterte Túrin über den Tisch hinweg. »Der Wächter der Mark beehrt uns selten mit seiner Gesellschaft«, sagte er, »und für den Vorzug, mit ihm sprechen zu dürfen, stelle ich ihm gern meinen angestammten Platz zur Verfügung.« In dieser Art sagte er manches zu Túrin, befragte ihn nach Neuigkeiten von den Grenzen und nach seinen Heldentaten in der Wildnis. Doch obwohl seine Worte ohne Falsch zu sein schienen, war der Spott in seiner Stimme nicht zu überhören. Danach wurde Túrin müde, er blickte in die Runde, und die Bitterkeit des Heimatlosen überkam ihn. Seine Gedanken wanderten weit weg vom Gelächter und all dem Licht in den Elben-Hallen zu Beleg, zu ihrem gemeinsamen Leben in den Wäldern und weiter zu Morwen und seinem Vaterhaus in Dor-lómin. Diese trüben Gedanken ließen ihn die Stirn runzeln, und er gab Saeros keine Antwort. Darauf, im Glauben, das Stirnrunzeln beziehe sich auf ihn, hielt Saeros seinen Zorn nicht länger zurück. Er zog einen goldenen Kammhervor, warf ihn vor Túrin auf den Tisch und sagte: »Ohne Zweifel, Mann aus Hithlum, bist du in Eile an diesen Tisch gekommen, und das mag deinen zerfetzten Mantel entschuldigen. Doch besteht kein Grund, dein Haar so ungepflegt zu lassen wie ein Gestrüpp von Brombeerranken. Außerdem würdest du vielleicht besser verstehen, was man dir sagt, wenn deine Ohren unbedeckt wären.«
    Túrin entgegnete nichts, doch er richtete seine Augen auf Saeros, und auf ihrem dunklen Grunde begann ein Funken zu glimmen. Saeros jedoch beachtete diese Warnung nicht, erwiderte Túrins Blick voll Hohn und sagte, dass es alle hören konnten: »Wenn die Männer von Hithlum so wild und grausam sind, welcher Art mögen wohl die Frauen in diesem Lande sein? Laufen sie wie Tiere umher, nur mit ihren Haaren bekleidet?«
    Darauf ergriff Túrin einen Trinkbecher und schleuderte ihn Saeros ins Gesicht, so dass dieser böse verletzt zu Boden fiel. Túrin zog sein Schwert, und er wäre auf ihn losgegangen, wenn ihn nicht der Jäger Mablung, der neben ihm saß, zurückgehalten hätte. Saeros erhob sich, spie Blut auf den Tisch und mühsam formte sein zerschlagener Mund die Worte: »Wie lange sollen wir diesen wilden Menschen aus den Wäldern beherbergen? 9 Wer vertritt hier heute Abend das Recht. Schwer trifft das Gesetz des Königs jeden, der in dieser Halle seine Vasallen verletzt, und für den, der das Schwert zieht, ist Ächtung die geringste Strafe. Außerhalb der Halle könnte ich dir die gebührende Antwort erteilen, Mensch aus den Wäldern!«
    Aber als Túrin das Blut auf dem Tisch sah, kehrte seine Beherrschung zurück, er befreite sich aus Mablungs Griff und verließ wortlos die Halle. Darauf sagte Mablung zu Saeros: »Welcher Teufel reitet dich heute Abend? Du bist verantwortlich für diesen bösen Auftritt. Es kann sein, dass das königliche Gesetz befindet, dass ein zerschlagener Mund die verdiente Belohnung für deinen Spott gewesen ist.«
    »Falls der Flegel Grund zur Klage hat, soll er sie vor das Gericht des Königs bringen«, antwortete Saeros. »Doch an diesem Ort aus einem solchen Anlass das Schwert zu ziehen, ist nicht zu entschuldigen. Wenn der Mensch aus den Wäldern außerhalb der Halle das Schwert gegen mich zieht, werde ich ihn töten.«
    »Das scheint mir nicht so gewiss«, sagte Mablung, »doch wenn einer von euch erschlagen werden sollte, wäre das eine schändliche Tat, die Angband mehr nützt als Doriath und die viel Böses nach sich ziehen wird. Mich dünkt, irgendein Schatten aus dem Norden hat sich heute Abend auf uns gelegt. Gib acht, Saeros, Sohn Ithilbors, dass du in deinem Hochmut nicht zum Werkzeug Morgoths wirst. Und denke daran: Du bist einer der Eldar.«
    »Ich vergesse es nicht«, erwiderte Saeros, doch mäßigte er seinen Zorn nicht, und im Laufe der Nacht, während er seine Wunde pflegte, wuchs sein Groll.
    Am nächsten Morgen, als Túrin Menegroth verließ, um zu den nördlichen Marken zurückzukehren, lauerte Saeros ihm auf und stürmte schildbewehrt und mit gezogenem Schwert von hinten auf ihn los. Aber Túrin, in der Wildnis zur Wachsamkeit erzogen, erspähte ihn aus einem Augenwinkel, sprang beiseite, zog rasch

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