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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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Aber sie fand nichts Essbares und wusste auch nicht, wo sie etwas finden sollte; sie war hungrig, und sie fror. Weil ihr die Bäume auf der anderen Seite des Flusses dichter und dunkler vorkamen (das waren sie tatsächlich, denn sie bildeten die Säume des Waldes von Brethil), überquerte sie ihn schließlich, kam auf eine grüne Anhöhe und warf sich auf den Boden: Sie war am Ende ihrer Kraft, und es schien ihr, als hole das Dunkel sie wieder ein, das hinter ihr lag, und die Sonne verdunkele sich.
    Doch in Wahrheit war es ein schwarzer Sturm, der aus dem Süden heraufzog, mit Blitzen geladen und regenschwer; und sie lag dort zusammengekauert auf der Anhöhe, und der dunkle Regen prasselte auf ihren nackten Körper.
    Es geschah nun zufällig, dass einige der Waldmenschen von Brethil, um diese Zeit von einem Zug gegen Orks heimkehrend, vorbeikamen und über die Teiglin-Stege zu einer nahe gelegenen Schutzhütte hasteten. Und es leuchtete ein gewaltiger Blitz auf, so dass der Haudh-en-Elleth wie eine weiße Flamme strahlte. Da wich Turambar, der die Männer anführte, zurück, bedeckte seine Augen und zitterte. Ihm war nämlich, als sehe er die geisterhafte Gestalt eines toten Mädchens auf dem Grabhügel Finduilas’ liegen.
    Aber einer der Männer rannte zur Anhöhe und rief ihm zu: »Hierher, Herr! Hier liegt eine junge Frau, und sie lebt!« Turambar kam hinzu, hob sie hoch, und das Wasser rann aus ihrendurchweichten Haaren, doch sie hielt die Augen geschlossen, zitterte und wehrte sich nicht. Über ihre Nacktheit verwundert, warf Turambar seinen Umhang über sie und trug sie zur Jagdhütte in den Wäldern. Dort entzündeten sie ein Feuer, wickelten sie in Decken, und sie öffnete ihre Augen und blickte die Männer an. Und als ihr Blick auf Turambar fiel, trat ein Glanz auf ihr Gesicht, und sie streckte eine Hand nach ihm aus. Es war ihr, als habe sie endlich etwas gefunden, das sie in der Dunkelheit gesucht hatte, und sie war getröstet. Turambar nahm ihre Hand, lächelte und sagte: »Nun, junge Frau, willst du uns nicht deinen Namen sagen, den deiner Sippe, und uns erzählen, was dir Böses zugestoßen ist?«
    Da schüttelte sie den Kopf und sagte nichts, sondern begann zu weinen. Sie bedrängten sie nicht weiter, bis sie sich, ausgehungert wie sie war, an den Speisen, die sie ihr geben konnten, gesättigt hatte. Dann seufzte sie, legte ihre Hand wieder in Turambars Hand, und er sagte: »Bei uns bist du sicher. Hier magst du den Rest der Nacht ruhen, und am Morgen werden wir dich zu unseren Wohnungen oben im Hochwald bringen. Aber wir würden gern deinen Namen wissen und aus welcher Familie du stammst, damit wir sie finden und ihr Nachricht von dir geben können. Willst du nicht zu uns sprechen?«
    Aber wiederum gab sie keine Antwort und weinte.
    »Sei unbesorgt«, sagte Turambar. »Vielleicht ist die Geschichte zu schlimm, um sie jetzt zu erzählen. Doch einen Namen will ich dir geben, und so nenne ich dich Níniel, das Tränenmädchen.« Und bei diesem Namen sah sie auf, schüttelte den Kopf, wiederholte aber den Namen. Dies war das erste Wort, das sie nach ihrer Dunkelheit sprach, und es blieb für immer ihr Name unter den Waldmenschen.
    Am Morgen trugen sie Níniel nach Ephel Brandir, und der Weg stieg steil zum Amon Obel hinauf, bis sie an die Stelle kamen, wo sie den herabstürzenden Celebros überqueren mussten.Dort hatte man eine hölzerne Brücke gebaut, und unter ihr floss der Strom über die Rundung eines ausgewaschenen Steins, fiel über viele schäumende Stufen tief nach unten in ein felsiges Becken, und die ganze Luft war mit Dunst wie von einem feinen Regen erfüllt. Am oberen Ende der Fälle, wo Birken wuchsen, war eine weite Rasenfläche; von dort hatte man einen weiten Blick bis zu den ungefähr zwei Meilen entfernten Schluchten des Teiglin. Die Luft war dort kühl, und sommers rasteten hier die Reisenden und tranken von dem kalten Wasser. Dimrost, die Regentreppe, wurden diese Fälle genannt, aber seit diesem Tag nannte man sie Neu Girith, das Schauderwasser; Turambar und seine Gefährten machten nämlich dort halt, und sobald Níniel an diesen Platz kam, wurde ihr kalt, und sie schauderte, und man konnte sie weder wärmen noch ihr sonst helfen. 24 Deshalb beeilten sie sich auf ihrem Weg, doch bevor sie nach Ephel Brandir kamen, war Níniel bereits an einem Fieber erkrankt.
    Lange lag sie krank danieder, und Brandir wandte seine ganze Kunst auf, ihr zu helfen, und die Frauen der Waldmenschen

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