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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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hinabsteigt? Und wenn ihm dies gelingt, was nützt es uns, wenn wir uns unten im reißenden Wasser befinden?«
    »Vielleicht gelingt es ihm«, antwortete Turambar, »und wenn er es wirklich tut, wird es uns schlecht ergehen. Aber das, was wir von ihm wissen, und der Ort, an dem er jetzt liegt, geben mir die Hoffnung, dass seine Absicht eine andere ist. Er ist zum Rand der Cabed-en-Aras gekommen, über die, wie ihr sagt, einst ein Hirsch auf der Flucht vor den Jägern Haleths hinwegsetzte. Glaurung ist jetzt so groß, dass er versuchen wird, denke ich, sich über die Schlucht zu schnellen. Dies ist unsere ganze Hoffnung, und auf sie müssen wir vertrauen.«
    Bei diesen Worten sank Dorlas der Mut, denn besser als jeder andere kannte er das Land Brethil, und Cabed-en-Aras war in der Tat ein furchtbarer Ort. Auf ihrer Westseite war eine senkrechte, nackte, ungefähr vierzig Fuß hohe Klippe, doch auf ihrem Scheitel von Bäumen bestanden; auf der anderen Seite war das Flussufer weniger steil und hoch, mit hängenden Bäumen und Buschwerk bedeckt, doch dazwischen schoss der Fluss tobend durch die Felsen; obwohl ein unerschrockener und seinesTritts sicherer Mann ihn bei Tage überqueren konnte, war es gefährlich, dies bei Nacht zu wagen. Doch ebendies war Turambars Plan, und es war sinnlos, ihm zu widersprechen.
    Also brachen sie in der Dämmerung auf; sie gingen nicht geradewegs auf den Drachen los, sondern schlugen den Pfad zu den Stegen ein; bevor sie diese erreichten, wandten sie sich nach Süden und kamen über einen schmalen Weg in das Dämmerlicht der Wälder oberhalb des Teiglin. 26 Und als sie sich der Cabed-en-Aras näherten, Schritt für Schritt und oft stehen bleibend, um zu lauschen, zog ihnen Brandgeruch entgegen und ein Gestank, der ihnen Übelkeit bereitete. Doch alles war tödlich still, und kein Lüftchen regte sich. Die ersten Sterne schimmerten hinter ihnen im Westen, und dünne Rauchspiralen standen kerzengerade und unbeweglich gegen das letzte Licht im Westen. Als Turambar nun gegangen war, stand Níniel stumm wie ein Stein, doch Brandir kam zu ihr und sagte: »Fürchte nicht das Schlimmste, Níniel, bevor du Anlass dazu hast. Aber habe ich dir nicht geraten, zu warten?«
    »Das hast du«, antwortete sie. »Doch was soll das jetzt nützen? Auch wenn man unverheiratet ist, dauern Liebe und Schmerz fort.«
    »Das weiß ich«, sagte Brandir, »dennoch ist eine Heirat nichts Geringes.«
    »Ich trage sein Kind seit zwei Monaten«, sagte Níniel. »Aber es kommt mir nicht so vor, als sei meine Furcht, ihn zu verlieren, schwerer zu ertragen. Ich verstehe dich nicht.«
    »Ich verstehe mich selbst nicht«, sagte er. »Und doch habe ich Angst.«
    »Welch ein Tröster bist du!«, rief sie. »Aber, Brandir, mein Freund, ob verheiratet oder nicht, ob Mutter oder Jungfrau, meine Furcht übersteigt das, was ich ertragen kann. Der Meister des Schicksals ist ausgezogen, um weit weg von hier sein Schicksal herauszufordern. Wie soll ich hier ausharren und daraufwarten, dass allmählich Nachrichten eintreffen, gute oder schlechte? Es kann sein, dass er in dieser Nacht mit dem Drachen zusammentrifft, und wie soll ich die schrecklichen Stunden überstehen, soll ich dasitzen oder gehen?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er, »aber irgendwie müssen diese Stunden vorübergehen, für dich und für die Frauen derer, die mit ihm gegangen sind.«
    »Lass sie tun, was ihre Herzen ihnen befehlen!«, rief sie. »Was aber mich betrifft, so werde ich gehen. Zwischen mir und der Gefahr meines Herrn sollen keine Meilen liegen. Ich will den Nachrichten entgegengehen!«
    Bei ihren Worten verwandelte sich Brandirs Furcht in nachtschwarzen Groll, und er rief: »Das wirst du nicht tun, wenn ich es verhindern kann! Denn dadurch wirst du alle Pläne gefährden. Die Meilen, die zwischen euch liegen, können uns Zeit geben, zu entkommen, falls Schlimmes geschieht.«
    »Wenn etwas Schlimmes geschieht, werde ich nicht wünschen zu entkommen«, erwiderte sie. »Und jetzt verschwendest du nutzlos deine Klugheit. Du wirst mich nicht aufhalten.« Und sie trat vor das Volk, das sich auf dem freien Platz des Ephel versammelt hatte, und rief: »Leute von Brethil! Ich werde nicht hier warten. Falls mein Herr scheitert, dann ist all unsere Hoffnung eine Täuschung gewesen. Euer Land und eure Wälder werden restlos verbrannt und eure Häuser in Asche gelegt werden, und keiner, kein Einziger, wird entkommen. Weshalb also säumen wir hier? Ich gehe jetzt

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