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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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Unterseite ihres Feindes zu kommen. Doch der Gestank war jetzt so ekelerregend, dass ihnen schwindlig wurde, sie glitten beim mühsamen Klettern aus, klammerten sich an die Baumstämme und Wurzeln; in ihrem Elend vergaßen sie jede Furcht, außer jener, in den Rachen des Teiglin zu fallen.
    Da sagte Turambar zu Hunthor: »Wir vergeuden nutzlos unsere schwindenden Kräfte. Bis wir nämlich nicht wissen, an welcher Stelle der Drachen die Schlucht überquert, ist es sinnlos zu klettern.«
    »Aber wenn wir es wissen«, erwiderte Hunthor, »wird keine Zeit mehr sein, einen Aufstieg aus der Schlucht zu suchen.«
    »Das ist wahr«, sagte Turambar, »doch wo alles vom Zufall abhängt, müssen wir auf diesen vertrauen.« Deshalb machten sie halt und warteten; und aus der Tiefe der Schlucht beobachteten sie einen weißen Stern, der sich hoch oben über den undeutlichen Streifen Himmel bewegte. Allmählich sank Turambar in einen Traum, worin er all seinen Willen aufwandte, um sich festzuhalten, obwohl eine schwarze Flut an seinen Gliedern sog und nagte.
    Plötzlich entstand ein gewaltiger Lärm, und die Wände der Schlucht erzitterten und hallten wider. Turambar raffte sich auf und sagte zu Hunthor: »Er rührt sich. Die Stunde ist gekommen. Stoße tief zu, denn jetzt führen nur zwei statt drei Männer den Stoß.«
    Und damit begann Glaurung seinen Angriff gegen Brethil, und alles vollzog sich beinahe so, wie Turambar es erhofft hatte. Der Drache kroch nämlich jetzt mit träger Wucht zum Klippenrand; er wich nicht seitlich aus, sondern schickte sich an, mit seinen großen Vorderbeinen sich über den Abgrund zu schnellen und dann seinen Rumpf nachzuziehen. Damit kam Entsetzen über sie, denn Glaurung vollführte seinen Übergang nicht direkt über ihnen, sondern ein wenig nördlicher, und Turambar und Hunthor sahen von unten den ungeheuren Schattenriss seines Kopfes gegen die Sterne; seine Kiefer waren gähnend aufgerissen, und er hatte sieben feurige Zungen. Dann entfuhr ihm ein Feuerstrahl, so dass die Schlucht in rotes Licht getaucht war und schwarze Schatten über die Felsen flogen. Doch die Bäume vor ihm verdorrten, gingen in Rauch auf, und Steine krachten in den Fluss hinab. Und dann schleuderte er sich nach vorn, packte die gegenüberliegende Klippe mit seinen Klauen und begann sich hinüberzuziehen.
    Nun galt es, kühn und schnell zu handeln. Wenn Turambar und Hunthor dem Feuerstrahl auch entgangen waren, weil sie sich außerhalb seiner Reichweite befanden, mussten sie dennoch an Glaurung herankommen, bevor er gänzlich hinübergelangt war, oder alle ihre Hoffnung war vergebens gewesen. Ungeachtet der Gefahr kletterte Turambar am Wasser entlang, um unter den Drachen zu gelangen; doch dort waren Hitze und Gestank so tödlich, dass er taumelte und gestürzt wäre, hätte nicht Hunthor, der ihm standhaft folgte, seinen Arm gepackt und ihm Halt gegeben.
    »Tapferes Herz!«, sagte Turambar. »Welch glückliche Wahl, die dich zum Helfer machte!« Doch gerade als er dies sagte, stürzte ein großer Stein von oben herab, traf Hunthor am Kopf, und er fiel ins Wasser; und so endete Hunthor, nicht der Furchtsamste aus dem Volk Haleths. Da schrie Turambar: »Wehe, es bringt Unglück, in meinem Schatten zu wandeln!Warum habe ich Hilfe gesucht? Jetzt bist du allein, oh, Meister des Schicksals; du hättest es wissen müssen, dass es so sein würde. Jetzt musst du das Schicksal allein bezwingen!«
    Da nahm er all seine Willenskraft und seinen Hass gegen den Drachen und dessen Meister zusammen, und es schien, als gewinne er plötzlich eine Stärke des Herzens und des Leibes, die er vorher nicht gekannt hatte. Und von Stein zu Stein erkletterte er die Klippe, von Wurzel zu Wurzel, bis er endlich ein schlankes Bäumchen zu fassen bekam, das ein wenig unterhalb des Randes der Schlucht wuchs; und obwohl seine Krone verbrannt war, hielt es sich noch mit seinen Wurzeln fest. Und gerade als er in einer Astgabel einen festen Halt suchte, schob sich das Mittelstück des Drachenkörpers über ihn, das durch seine Schwere fast bis auf Turambars Kopf durchhing, bevor Glaurung es hochheben konnte. Die Unterseite war bleich und runzlig und überall feucht von grauem Schleim, von dem sich allerlei anklebender Unrat ablöste, und sie stank wie der Tod. Da zog Turambar das Schwarze Schwert Belegs, und mit der gesammelten Kraft seines Armes und seines Hasses stieß er es nach oben, und die tödliche Klinge drang lang und gefräßig bis zum Heft in den

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