Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
Vom Netzwerk:
den Nachrichten entgegen, was immer das Schicksal uns bescheren mag. Alle, die mit mir der gleichen Meinung sind, mögen mit mir kommen!«
    Da waren viele willens, mit ihr zu gehen: die Frauen von Dorlas und Hunthor, weil die, die sie liebten, mil Turambar gegangen waren; andere aus Mitleid mit Níniel und aus dem Wunsch, ihr zu helfen; und viele andere, die das bloße Hörensagen vom Drachen lockte und die in ihrer Frechheit und Torheit (siewussten wenig vom Bösen) merkwürdige und ruhmreiche Taten zu sehen gedachten. In Wahrheit war das Schwarze Schwert in ihrer Vorstellung nämlich zu einer solchen Größe gewachsen, dass die meisten glaubten, nicht einmal Glaurung könne es besiegen. Darum brachen sie eilig auf, eine große Menschenmenge, die einer Gefahr entgegenging, von der sie keine Vorstellung hatte. Da sie sich kaum eine Rast gönnten, kamen sie endlich gerade bei Anbruch der Nacht am Nen Girith an, jedoch kurz nach Turambars Aufbruch von dort. Doch die Nacht kühlte die Gemüter, und viele waren jetzt über ihre eigene Unbesonnenheit erstaunt. Und als sie von den zurückgebliebenen Kundschaftern erfuhren, wie nahe Glaurung gekommen war, und sie von dem verzweifelten Plan Turambars hörten, überlief sie ein kalter Schauer, und sie wagten es nicht, weiterzugehen. Einige sahen mit ängstlichen Blicken zur Cabed-en-Aras hinüber, doch sie konnten nichts erkennen, und außer dem teilnahmslosen Rauschen der Fälle war nichts zu hören. Und Níniel saß abseits, und ein heftiges Zittern überkam sie.
     
    Als Níniel und ihre Begleitung verschwunden waren, sagte Brandir zu den Zurückgebliebenen: »Seht, wie man mich zum Gespött gemacht hat und alle meine Ratschläge in den Wind geschlagen hat. Lasst Turambar auch dem Namen nach euer Herr sein, denn meine Amtsgewalt hat er bereits übernommen. Hiermit entsage ich meiner Herrschaft und meinem Volk. Möge niemand jemals wieder bei mir Rat oder Heilung suchen!« Und er zerbrach seinen Stab. Bei sich selbst dachte er: »Jetzt ist mir nichts geblieben außer meiner Liebe zu Níniel. Darum muss ich dorthin gehen, wohin sie geht, ob aus Klugheit oder Torheit. In dieser dunklen Stunde kann man nichts voraussehen, doch es könnte sich sehr wohl fügen, dass gerade ich Schlimmes von ihr abwenden könnte, wenn ich in ihrer Nähe bin.«
    Deshalb umgürtete er sich mit einem kurzen Schwert, was er zuvor selten getan hatte, nahm seine Krücke, ging so rasch er konnte durch das Tor des Ephels und humpelte den anderen nach den langen Pfad entlang, der zur Westmark Brethils führte.

Glaurungs Tod
    Endlich, gerade als tiefe Nacht über das Land hereinbrach, gelangten Turambar und seine Gefährten zur Cabed-en-Aras. Sie waren froh über den gewaltigen Lärm des Wassers, denn wenn sich dahinter auch Gefahren verbargen, so übertönte er doch alle anderen Geräusche. Dann führte sie Dorlas ein wenig in südlicher Richtung beiseite, und sie kletterten durch eine Spalte zum Fuß der Klippe hinab; jedoch dort verließ Dorlas der Mut, denn im Fluss lagen viele Felsen und große Steine, zwischen denen das Wasser ungestüm hindurchschoss, als schärfe es seine Zähne an ihnen.
    »Es ist der einzige Weg, er führt zum Leben oder in den Tod«, sagte Turambar, »und ein Aufschub wird ihn nicht hoffnungsvoller erscheinen lassen. Deshalb folgt mir!« Und er ging voran, und durch Geschicklichkeit und Mut, oder weil das Schicksal es wollte, gelangte er hinüber. In der tiefen Dunkelheit wandte er sich um, um zu sehen, wer ihm folgte. Eine dunkle Gestalt stand neben ihm. »Dorlas?«, fragte er.
    »Nein, ich bin es«, sagte Hunthor. »Beim Übergang hat Dorlas der Mut verlassen. Ein Mann kann wohl den Krieg lieben und doch viele Dinge fürchten. Er sitzt zitternd am Ufer, glaube ich. Möge Schande über ihn kommen wegen der Worte, die er zu meinem Verwandten gesagt hat.«
    Turambar und Hunthor ruhten sich jetzt ein wenig aus, doch bald ließ die Kühle der Nacht sie frösteln, denn sie waren vomWasser durchweicht, und sie begannen einen Weg den Strom entlang nach Norden zum Aufenthalt des Drachen zu suchen. Dort wurde die Schlucht dunkler und schmäler, und während sie sich vorwärtstasteten, sahen sie über sich ein Flackern wie von einem schwelenden Feuer und hörten das Schnarchen des Drachen in seinem halbwachen Schlaf. Dann suchten sie tastend einen Weg nach oben, um dicht unter den Rand des Abgrundes zu gelangen, denn ihre ganze Hoffnung lag darin, in die Nähe der ungeschützten

Weitere Kostenlose Bücher