Nachruf auf eine Rose
Sie sich an die Arbeit.»
Er streifte sich dünne Latex-Handschuhe über. Einen Augenblick lang verdeckte seine massige Gestalt die Sicht auf das Innere des Safes.
«Warten Sie.» Fenwick verschwand und kehrte kurz darauf mit einem Fotografen zurück. Cooper zog die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts.
Der Inhalt des Tresors wurde abgelichtet und auf einem langen Tapeziertisch ausgebreitet: eine Geldkassette ohne Schlüssel, zwei dicke braune Briefumschläge und ein kleines, ledergebundenes Buch, dessen Seiten mit säuberlichen Zahlenkolonnen beschrieben waren. Fenwick erkannte Arthur Fishs Handschrift und spürte, während er das Buch durchblätterte, wie Adrenalin in seine Adern gepumpt wurde. Er holte den in Fishs Brieftasche gefundenen kleinen verchromten Schlüssel aus der Plastiktüte für Beweisstücke und steckte ihn in das Schloss der Geldkassette. Ein leises Klicken und der Stift sprang heraus. In der Kassette befand sich ein Verlobungsring mit Brillanten und eine braune Haarlocke, die von einem grünen Haarband zusammengehalten wurde. Keine Spur von einem Tonband.
In einem der beiden Umschläge fanden sie eine Kopie von Arthur Fishs Testament und andere persönliche Unterlagen. Nichts, was irgendwie ungewöhnlich oder gar verdächtig gewirkt hätte. Der zweite Umschlag enthielt einen Reisepass, ausgestellt auf den Namen William Herring und mit Arthur Fishs Passbild versehen, sowie einen Führerschein mit demselben Namen, ein Flugticket mit offenem Reisedatum erster Klasse nach Sydney und 1.000.000 Pfund in Form von Inhaberschuldverschreibungen.
«Seine Fluchtausrüstung», konstatierte Fenwick.
Er nahm das Flugticket. Es war am einundzwanzigsten Februar dieses Jahres ausgestellt worden. Unmittelbar nachdem man Alan Wainwrights Leiche gefunden hatte.
Fenwick starrte auf Fishs Foto auf dem gefälschten Reisepass und tippte sanft mit dem Finger darauf.
«Was hat dir so viel Angst eingejagt, dass du die Mühe auf dich genommen hast, dir gefälschte Ausweispapiere zu beschaffen? Solche Angst, dass du sogar bereit gewesen wärst, dafür deine über alles geliebte Frau zu verlassen! Nach Sydney ist es sehr, sehr weit. Du musst geglaubt haben, dort wärst du sicher.»
Cooper kniete sich erneut nieder und langte in den Safe.
«Hier, da ist noch was. Jetzt hab ich’s.»
Mühsam raffte er sich auf, das Gesicht rot vor Anstrengung, und reichte Fenwick einen in schwarzen Samt geschlagenen Gegenstand.
«Nun sieh mal einer an», sagte Fenwick. Eine 9-mm-Pistole blitzte auf, als das Licht darauf fiel. Eine Schachtel Munition landete auf dem Tisch. Fenwick sah noch einmal auf das Passfoto und schüttelte den Kopf.
«Sogar eine Pistole hat er sich besorgt. Hat ja an alles gedacht. Hier, Cooper, sie ist nicht geladen. Lassen Sie die Waffe überprüfen.»
Das Telefon begann zu läuten.
«Für Sie, Sir. Der Assistant Chief Constable kommt gegen sechs zu Superintendent Quinlan ins Büro. Sie sollen auch dabei sein.»
Nun, nachdem Arthur Fish nicht mehr war, hatte sich in der Buchhaltungsabteilung von Wainwright Enterprises ein junges und dynamisches Team etabliert. Neil Yarrell hatte schnell reagiert und einen ehrgeizigen jungen Mann, der gerade erst Vater von Zwillingen geworden war und durch einen Hauskauf enorme monatliche Belastungen hatte, zu Fishs Nachfolger ernannt. Oberflächlich gesehen war man wieder zur Tagesordnung übergegangen.
Als das Telefon klingelte, blickte Neil Yarrell gereizt auf und griff zum Hörer.
«Ja?»
«Mr Yarrell, hier spricht Chief Inspector Fenwick, Kripo Harlden.»
«Was kann ich für Sie tun, Chief Inspector?»
«Ich wollte Sie bitten, mir zu erklären, wie Ihr kürzlich verstorbener Chefbuchhalter zu einer Million Pfund in Form von Inhaberschuldverschreibungen gekommen ist?»
Yarrell starrte ungläubig auf den Hörer. Er fühlte sich, als habe er soeben einen Faustschlag in den Magen erhalten. Seine Kehle war wie ausgetrocknet.
«Mr Yarrell, was können Sie mir dazu sagen?»
Der Leiter der Finanzabteilung schluckte, bemüht, seine Fassung wiederzuerlangen.
«Ich habe …» Seine Worte waren nur mehr ein heiseres Krächzen. Er hustete und schluckte erneut. «Ich habe keine Ahnung. Sie verschwenden meine Zeit, Chief Inspector. Woher sollte ich wissen, was Fish in seiner Freizeit getrieben hat? Er hatte ja schließlich genug davon.»
«Wirklich? Und ich dachte, Ihr Geschäftsführer hätte gesagt, er sei überarbeitet gewesen. Wie auch immer. Ich bin sicher, die
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