Nachruf auf eine Rose
Mitarbeiter, eine Säge zu holen. Mrs Fishs Bett wurde in die hinterste Ecke des Raumes geschoben, weg von dem Lärm und dem Staub, als nun die Kreissäge in die Gipsschicht eindrang. Fünf Minuten später war der Beamte, der die Säge führte, mit dem Schnitt fertig und rammte seine Schulter in das rechteckig ausgesägte Wandstück. Es krachte. An einer Ecke gab die Wand nach. Nach zwei weiteren Versuchen klaffte ein schwarzes, staubiges Loch in der Wand, groß genug, um hindurchzuschlüpfen.
Fenwick holte eine starke Taschenlampe und leuchtete in den aufgewirbelten Staub. Er rief einen Fotografen, der den Schauplatz festhalten sollte, bevor sie hineingingen. Dann schlüpften er und Cooper durch die Öffnung und betraten einen Raum, der etwa die Größe einer Besenkammer hatte. Auf einem Metallregal standen, säuberlich aufgereiht, zehn feuerfeste Metallkisten. Daneben an der Wand war ein Safe untergebracht, der einem kleineren Kreditinstitut zur Ehre gereicht hätte.
Fenwick ließ den Lichtstrahl über die Decke gleiten. Direkt über ihnen befand sich der Eingang: eine Leiter, die an einer Bodenluke befestigt war. Mit behandschuhten Fingern entriegelte er die Leiter, behutsam, um keine Spuren zu verwischen. Dann stieg er vorsichtig hinauf. Die Luke ließ sich leicht öffnen, wurde dann jedoch von einem Läufer, der darüber lag, blockiert. Er schob den Teppich zur Seite und kletterte in Arthur Fishs begehbaren Wandschrank.
Die Kriminaltechniker nummerierten und fotografierten alle Gegenstände in der geheimen Kammer, versiegelten die Kisten mit Klebeband und verpackten sie in Plastiksäcken.
«Die werden erst im Beisein des Superintendent geöffnet, vorher geht da keiner ran.» Fenwick wandte sich an Cooper, der verwirrt dreinblickte. «Ich wette, in diesen Kisten finden wir sämtliche Bücher von Wainwright Enterprises. Und ich möchte nicht, dass irgendjemand später einmal anzweifelt, dass wir sie hier in diesem Haus gefunden haben. Dieses Unternehmen hat zu viel Einfluss in der Gegend, und wir werden ihnen auch nicht den geringsten Anlass bieten, unsere Ermittlungsarbeit in irgendeiner Weise zu blockieren.»
Bevor sie das Haus verließen, bat Fenwick die Krankenschwester zu bestätigen, dass Mrs Fish sich mit dieser Haussuchung einverstanden erklärt hatte. Als Fenwick sich von Mrs Fish verabschiedete, waren ein paar Männer gerade damit beschäftigt, den Safe ordnungsgemäß zu versiegeln und abzutransportieren. In Mrs Fishs Haar hatten sich Zementpartikel festgesetzt, und ihr Gesicht war aschfahl. Wie eine Totenmaske, dachte Fenwick. Als er ihr dankte, bewegten ihre Augen sich kaum, und ihre Hand in seiner war so leicht wie eine Feder. Er wusste, er würde sie nie wieder sehen.
Fenwicks Ahnung sollte sich als richtig herausstellen. Als sie die Kisten im Polizeipräsidium öffneten, kamen Fotokopien der Hauptbücher von Wainwright Enterprises zum Vorschein. Die Aufzeichnungen begannen im Jahr 1983, dann, 1992, änderte sich die Form, und es gab nur noch Excel-Ausdrucke, die dann im letzten Januar erneut von einem anderen Format abgelöst worden waren. Fenwick konnte mit den Tausenden von Zahlenkolonnen nichts anfangen, und sein Mut sank.
«Wir brauchen einen Finanzexperten, Sir», sagte er an Superintendent Quinlan gewandt, der die Öffnung der Kisten mit angesehen hatte.
«Einen Finanzwirt oder einen Buchhalter von der Forensik? Ich werde mit dem Assistant Chief Constable sprechen. Er kann uns sicher jemanden empfehlen.»
«Das kann er sicher, Sir, doch am besten wäre es, wir würden diesen Fachmann, der kürzlich auf dem Seminar einen Vortrag gehalten hat, kontaktieren, Sie wissen schon, das von Commander Cator präsidiert wurde. Sehen Sie eine Möglichkeit, diesen Mann anzufordern?»
Der Superintendent sah Fenwick ungläubig an. «Sie verlangen eine ganze Menge, Chief Inspector. Ich kümmere mich darum, mal sehen, was ich tun kann.»
Zehn Minuten später wurde Fenwick in die Spurensicherung gerufen. Einem Schlosser war es gelungen, den Safe zu öffnen. Als Fenwick eintraf, sah es so aus, als wäre die halbe Belegschaft in dem Raum versammelt. Gespannt sahen sie über die Schulter eines kleinen, mit einem Overall bekleideten Mannes, der, als Fenwick kam, gerade die Tür des Safes aufzog.
«Vielen Dank, Sir. Sie können jetzt gehen. Und Sie auch.» Cooper warf einen Blick in die Runde der müßigen Kollegen. Er ärgerte sich, dass Fenwick sie hier herumlungernd angetroffen hatte. «Machen
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