Nachruf auf eine Rose
dich beobachten lassen, Sally, von dem Tag an, als du plötzlich als Alex’ Verlobte auftauchtest. Ich habe das Urteil des Coroner über Alans Tod nie so recht glauben können. Also habe ich mir die Leute herausgepickt, die ein plausibles Motiv hatten: dich, Alexander und Graham. Ich war damals der Ansicht, es würde sich nicht lohnen, dich die ganze Zeit über beschatten zu lassen. Was sich als Fehler meinerseits herausstellte. Ich hatte einen Mann auf euch alle – dich, Alex und Graham – angesetzt, weil ich nicht wollte, dass zu viele Leute von meinem Interesse an euch erfuhren. Demnach weiß ich nicht, wo du zum Zeitpunkt von Arthur Fishs und Amanda Bennetts Ermordung warst. Doch eines weiß ich mit Sicherheit: Alex hatte damit nichts zu tun.
Und auch an dem Tag, als Graham starb, habe ich dich nicht verfolgen lassen.» Er machte eine Pause und blickte sie forschend an, auf der Suche nach der Spur einer Reaktion. Aber ihr Gesicht blieb völlig ausdruckslos. Er stieß sich von der Wand ab und ging hinüber zu ihr. Sie blickte starr über seine linke Schulter hinweg. Er legte einen Finger unter ihr Kinn und drückte ihren Kopf hoch, so dass sie seinem Blick nicht länger ausweichen konnte.
«Wie gesagt, ich habe dich an Grahams Todestag nicht beschatten lassen.» Er lächelte sie an. Ihre Augen waren weit aufgerissen. «Aber ihn habe ich beobachten lassen.» Sein Lächeln erinnerte jetzt an das Zähneblecken einer Raubkatze. Er zog seine Hand zurück. Die Drohung in seinem Blick war unverkennbar. «Möchtest du einen Blick auf die Fotos werfen? Ich habe ein paar Extraabzüge mitgebracht. Der Mann, den ich beauftragt habe, ist ziemlich fähig. Aber das weißt du ja, denn du hast seine Arbeiten bereits früher bewundern dürfen. Du bist wirklich genial, Sally, das muss man dir zugestehen. Wie ist es dir nur gelungen, ihn zu einem Picknick im Grünen zu überreden? Noch dazu an so einem abgelegenen Ort? Das ist wirklich ganz erstaunlich!»
Sie vergegenwärtigte sich Alex’ mahnende Worte und schwieg. Auf gar keinen Fall würde sie diesem scheußlichen Kerl verraten, wie leicht es gewesen war, Graham zu einem Treffen zu veranlassen. Sie hatte sich einfach geweigert, zu ihm ins Hotel zu kommen, und er war so erpicht darauf gewesen, ihr gegenüberzutreten, dass er sich sofort einverstanden erklärt hatte. Und so hatte sie in aller Frühe auf ihn gewartet, nachdem sie zuerst den Bus in den nächsten Ort genommen hatte. Es war dumm von ihr gewesen, das bestellte Gemüse vom Markt holen zu wollen, und geradezu leichtsinnig, ihn zu bitten, die Ware abzuholen, während sie – das Kopftuch tief in die Stirn gezogen – auf dem Beifahrersitz seines Wagens auf ihn gewartet hatte. Doch dieser kleine Touch von Häuslichkeit hatte wiederum eine beruhigende Wirkung auf Graham gehabt, und als er mit der Kiste zum Auto zurückkehrte, war er ihr bedeutend entspannter vorgekommen. Und sie hatte ihn wegen seiner Schwäche verabscheut.
«Hier, das wird dir gefallen.» FitzGerald reichte ihr ein Hochglanzfoto in Schwarzweiß, das die alte Buche und zwei Personen zeigte. Die Aufnahme war aus einiger Entfernung mit einem starken Teleobjektiv gemacht worden, und die Gesichter waren noch nicht einmal fingernagelgroß. Doch sie zweifelte nicht daran, dass es mit einer entsprechenden technischen Ausrüstung ein Leichtes wäre, die Gesichter auf dem Foto in aller Deutlichkeit darzustellen.
«Warum sind Sie damit nicht zur Polizei gegangen? Ich bin sicher, die hätten sich sehr dafür interessiert.»
«Ich denke, die wären mehr als nur interessiert, besonders an diesem Bildchen hier.» Er reichte ihr eine weitere Aufnahme. «Das war wirklich genial, Sally, wenngleich es sicher immer noch Schwerstarbeit gewesen sein muss. Nun, ich bin zu dem Schluss gekommen, dass diese Bilder mir mehr nutzen als der Polizei, die sich nur in unsere geschäftlichen Angelegenheiten einmischen würde. Für mich und meine Geschäftspartner ist es aber sehr wichtig, dass Wainwright’s schön brav so weitergeführt wird wie unter dem lieben alten Alan. Und solange diese Fotos in meinem Besitz sind, hat sich dein nach Unabhängigkeit strebender Ehemann nach mir zu richten. Ob du ihm erzählst, was ich habe, oder einfach deinen Einfluss geltend machst – das ist mir, ehrlich gesagt, scheißegal. Mich interessiert lediglich, dass er schön brav bleibt. Verstanden?»
Mit eisernen Fingern umklammerte er ihr Handgelenk, und sie merkte, wie sie nahe daran war,
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