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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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Verhalten so extrem, dass er nie wusste, welche Sally ihm auf der Türschwelle entgegentreten würde. Doch solange sie es schaffte, sich beim Verhör zusammenzureißen, wäre alles gut. Ebutt war, wie es aussah, wirklich ein erstaunlicher Anwalt, und alles, was Sally zu tun hatte, war, Stillschweigen zu bewahren.
    «Natürlich schaffen wir das. Doch wenn du nicht da bist, Alex, ist alles so viel schwieriger für mich, und ich denke mir, Dinge … Nun, du weißt, was ich denke. Du tust mir so gut. Du verstehst mich und verzeihst mir, wenn ich böse war.»
    «Du weißt, dass ich dir immer verzeihe. Jetzt lass uns zu Bett gehen, gemeinsam, so wie früher.»
     
    Schon vor dem ersten Morgengrauen war Alex in der Küche und bereitete sich das Frühstück. Davor hatte er die Ginflasche beiseite geräumt, nur für den Fall, dass die Polizei vorhatte, Sally einen Besuch abzustatten. Seitdem Irene und Shirley nicht mehr kamen, war es auf Wainwright Hall immer schmuddeliger und unansehnlicher geworden, doch Sally, die anfänglich so stolz auf ihr neues Heim gewesen war, schien es gar nicht zu bemerken. Bei dem Gedanken an Irene ging er zum Telefonbuch, suchte ihre Nummer heraus, schrieb sie sorgfaltig auf einen Zettel und verließ dann das Haus.
    Alex wollte nicht weit weg fahren, und er hatte keineswegs vor, sich zu verstecken, doch im Moment wäre es das Beste für sie beide, wenn sie etwas Abstand zueinander hätten. Als Alex gegangen war, machte Sally sich auf in den Harlden Park, wo sie den Vormittag damit verbrachte, den Kindern beim Schaukeln zuzusehen, um nicht an ihr bevorstehendes Gespräch mit der Polizei denken zu müssen. Am späten Vormittag hatte sie bereits fünfundzwanzig Zigaretten geraucht, und sie lechzte nach einem Drink. Wenn sie sich beeilte, dann könnte sie es noch schaffen, vor ein Uhr ins Zentrum zu gehen, um ein oder zwei Gläser zu trinken.
    Um ihr seelisches Gleichgewicht zu bewahren, durfte sie auf keinen Fall die Selbstbeherrschung verlieren. Das war es, was Alex von ihr erwartete, und doch war das für sie die schwierigste Aufgabe. Plötzlich tauchte vor ihrem geistigen Auge das Bild von James FitzGerald auf. Er war ein mitleidloser und gefährlicher Mann, ein Mensch, der in der Hackordnung ganz oben stand, ein Raubtier und ein Jäger, vor dem sie einerseits Angst hatte, dem sie aber andererseits Respekt entgegenbrachte. Ihr sechster Sinn war so geschärft, dass sie die Macht und die Gefahr, die ein anderer Mensch ausstrahlte, instinktiv spürte, und bei ihm spürte sie diese besonders stark. Er war ein unberechenbares Element in ihrem Universum, etwas, dem sie lieber aus dem Weg ging.
    Als hätten ihre Gedanken ihn heraufbeschworen, hörte sie hinter sich schwere, schnelle Schritte. Sie wandte sich um und sah FitzGerald, der auf sie zueilte.
    «Dachte ich mir doch, dass du es bist! Das nenne ich einen Glücksfall, denn so spare ich mir die Fahrt zu euch raus.»
    «Hallo, James. Ich habe wenig Zeit. Was wollen Sie?»
    «Begrüßt man so einen alten Freund?», fragte er neckisch, doch Sally fühlte, wie ihr Magen sich schmerzhaft zusammenkrampfte. «Hier sitzt man ein bisschen auf dem Präsentierteller, findest du nicht auch? Lass uns nach Castle Hill gehen. Ist nur ein paar Minuten zu Fuß.»
    Castle Hill war ein Bereich der Parkanlage hinter der High Street, ein Gelände aus Rasenflächen und steil ansteigenden Spazierwegen. Hinter einem kleinen schmiedeeisernen Schwingtor führte ein Fußpfad hinauf auf den Hügel, auf dessen Kuppe die liebevoll restaurierten Überreste einer Burg thronten, die einst das ganze Tal um Harlden beherrscht hatte. Doch es waren mehr Leute unterwegs, als FitzGerald erwartet hatte. Er murrte vor sich hin, während Sally schweigend an seiner Seite ausschritt. Noch bevor sich Gelegenheit zu einem Gespräch bot, hatten sie bereits die Höhe erreicht. Sie tauchten in das düstere Gemäuer aus dem zwölften Jahrhundert, dessen Mauern bis in den Himmel zu ragen schienen. Selbstzufrieden lächelnd lehnte FitzGerald sich an die Wand aus dicken Quadersteinen und blickte Sally an. Schweigend erwiderte sie seinen Blick, doch fühlte sie kalte Furcht vor dem Unvermeidlichen in sich aufsteigen, wie damals, wenn ihr Vater spät in der Nacht aus dem Pub heimkehrte.
    «Du hast mich nie gefragt, wie ich zu den Fotos von dir und Alan gekommen bin.»
    In FitzGeralds Stimme lag eine falsche Harmlosigkeit, die Sally sofort in Alarmbereitschaft setzte. Sie schwieg noch immer.
    «Ich habe

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