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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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Besucher die Hand hin.
    Ein nicht zu deutender Ausdruck glitt über Blacks Gesicht, vielleicht Wachsamkeit oder Neid, das war schwer zu sagen.
    «Kommen Sie, setzen wir uns auf die Terrasse. Sie trinken doch eine Tasse Tee? Margaret ist nicht da, also werden Sie wohl mit meinem Gebräu vorlieb nehmen müssen.»
    Schweigend nippten sie an ihrem Tee. Keiner der beiden Männer machte Anstalten, das Gespräch zu beginnen. Nach einer Weile stellte Fenwick seine Tasse ab.
    «Gestern haben Sie mit einem meiner Mitarbeiter, Sergeant Gould, gesprochen. Er hat Sie gefragt, ob Sie sich noch an Amanda Bennetts Festnahme erinnern.»
    «Das ist lange her, Chief Inspector, und wie ich Ihrem Kollegen schon sagte, erinnere ich mich nicht an den Vorfall. Wenn Sie nur gekommen sind, um meinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, dann haben Sie den weiten Weg wohl umsonst gemacht.»
    Wieder fiel Fenwick auf, dass Chief Inspector Black das Gefühl hatte, sich rechtfertigen zu müssen, eine Eigenschaft, die eigentlich nicht zu seinem Charakter zu passen schien. Black hatte den Ruf gehabt, ein zuverlässiger und reeller Polizeibeamter gewesen zu sein, und Fenwick war erstaunt, dass der Mann ihm den Eindruck vermittelte, mit etwas hinterm Berg zu halten. Fenwick hatte das Gefühl, dass er weiterkommen würde, wenn er die Sache vorsichtig anginge.
    «Wie lange waren Sie bei der Sitte?»
    «Vier Jahre.»
    «Haben Sie die Abteilung geleitet?»
    «Nein, ich war damals nur Inspector. Ich wurde erst kurz vor meiner Pensionierung zum Chief Inspector befördert. Ziemlich spät verglichen mit euch jungen Leuten heute.» In seiner Stimme schwang eine Spur Bitterkeit mit. «Chief Inspector Harris war unser Boss. Er ist vor ein paar Jahren in Rente gegangen, vorletzten Winter ist er gestorben.»
    «Es muss toll gewesen sein damals, als es noch Richter gab, die einen Verbrecher ins Gefängnis brachten, statt ihn freizusprechen. Sie glauben nicht, wie frustrierend das heutzutage ist. Die ganze Arbeit – und wozu?» In der Hoffnung, Black zu einer Reaktion zu bringen, schüttelte Fenwick empört den Kopf.
    Und das tat er denn auch. Er genoss die Aufmerksamkeit und den Respekt, die ein jüngerer Kollege ihm zollte, und so erging er sich in aller Ausführlichkeit über die guten alten Zeiten.
    Fenwick hörte geduldig zu, wie Black die Ermittlungsmethoden der Polizei zu seiner Zeit mit den heutigen verglich. Als er schließlich eine Atempause einlegte, näherte sich Fenwick dem Thema, dessentwegen er gekommen war.
    «Und ich will Ihnen noch etwas sagen: Was man heute auch nicht mehr richtig zu schätzen weiß, ist der Wert eines guten Informanten. Wie oft habe ich einen Fall nur zum Abschluss bringen können, weil ich die richtige Information zur richtigen Zeit bekam! Und dennoch sieht keiner das heute ein.»
    Black nickte eifrig. «Ein paar meiner erfolgreichsten Fälle habe ich einem guten Tipp zu verdanken.»
    Fenwick lenkte seine Aufmerksamkeit unauffällig zurück auf seine Zeit bei der Sitte. Black erzählte gerade von einem raffinierten jungen Ding, die als Informantin für ihn gearbeitet hatte. Fenwick dachte sofort an Sally. Mit ihrem ausgeprägten Überlebenswillen und ihrem absoluten Mangel an Moral wäre diese Tätigkeit für sie wie maßgeschneidert. Fenwick beschloss, einen Vorstoß zu wagen. Was hatte er auch schon zu verlieren?
    «War das eine gewisse Sally Bates? Oder Price?»
    «Ja, Sally Price. Erst siebzehn, aber sehr zuverlässig.»
    «Amanda Bennetts Haus zu bespitzeln, war sicher auch nicht ohne, selbst für sie, mal etwas anderes als der übliche Kleinkram.»
    «Das stimmt, aber wir hatten sie in der Hand: Sie musste das für uns durchziehen, sonst hätte der Untersuchungsrichter einen Haftbefehl gegen sie ausgestellt. Sie hatte also gar keine Wahl.»
    Fenwick ließ die Worte in der Stille nachklingen. Er nahm den letzten Schluck Tee. Irgendwo schlug eine Uhr zweimal. Black drehte sich zu Fenwick und schüttelte den Kopf.
    «Sie sind doch ein verdammter Scheißkerl!»
    «Sie haben es ja nicht anders gewollt. Warum haben Sie vorgegeben, sich nicht an den Fall Bennett zu erinnern?»
    Black seufzte tief. Ein langer, hohler Seufzer, der sich wie ein resigniertes Stöhnen anhörte.
    «Falsch verstandene Loyalität, denke ich. Harris war ein guter Polizist, auch wenn seine Methoden manchmal hart an der Grenze waren. Er hatte Sally laufen, doch der Fall Amanda Bennett war sogar für ihn eine Nummer zu groß. Sally lieferte uns Amanda,

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