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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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in der Schweiz, auf die Alex und sie ihr Geld transferiert hatten, hatte bestimmt schon zu. Sie schenkte sich noch einen Gin Tonic ein und stürzte den Drink in einem Zug hinunter. Ihr Verstand arbeitete fieberhaft, und der Alkohol, der durch ihre Adern gepumpt wurde, stürzte sie von einem absoluten Hochgefühl in eine tiefe Depression. Sie musste eine Lösung finden, doch die Gedanken in ihrem Kopf überschlugen sich. Sie musste unbedingt weg von hier, weg von diesem Fenwick, von FitzGerald, weg aus England! Wenn es ihr nur gelänge, irgendwie nach Brighton zu kommen, dann könnte sie von dort aus das Boot nehmen. Es war zwar nur fünf Meter lang, doch sie waren schon früher damit über den Kanal gefahren, und zur Not konnte sie es auch alleine steuern.
    Sally griff nach ihrer Handtasche und der Packung mit den Antidepressiva. Mehr als drei am Tag durfte sie davon nicht nehmen, und zwei hatte sie bereits geschluckt. Sie schenkte sich noch einen Gin ein, mit weniger Tonic diesmal, und nahm noch eine Tablette. Ein paar Sekunden lang legte sie den Kopf auf ein weiches Kissen, die Augen geschlossen. Eine ungeheure Mattigkeit überfiel sie, doch wenn sie jetzt nachgeben und einschlafen würde, wäre alles verloren.
    Sie raffte sich auf. Auf ihrem alten Sparbuch war noch etwas Geld. Sie hatte es vor zwölf Jahren mit den zehntausend Pfund, die sie Glass gestohlen hatte, angelegt. Dazu war noch das Geld gekommen, das sie den alten Männern im Heim abgeluchst hatte, sowie ihr Verdienst aus ihrer Zeit als Prostituierte in Brighton. Auf dem Sparbuch waren inzwischen über fünfundsechzigtausend Pfund, einschließlich dem Erlös aus dem Verkauf des geerbten Hauses in Wittering. Sie hatte die Telefonnummer der Filiale in Brighton im Kopf, denn sie war bereits damals, als sie nach Brighton gekommen war, bei dieser Bank gewesen. Sie ließ sich mit dem Filialleiter verbinden.
    «Ich möchte Geld von meinem Sparbuch abheben. Sofort.»
    «Wie viel?»
    «Alles, was drauf ist. Als Barauszahlung.»
    «Das dauert normalerweise mindestens drei Tage.»
    «Ich habe keine drei Tage Zeit!» Fieberhaft suchte sie nach einer plausiblen Erklärung. «Hören Sie, Sie scheinen nicht zu verstehen! Mein Vater ist schwer erkrankt, er ist in Afrika, und sie wollen ihn nicht weiter behandeln, bevor ich nicht die Kosten bar begleiche. Ich fliege morgen, und bis dahin brauche ich das Geld!»
    «Das tut mir sehr Leid, bitte beruhigen Sie sich doch. Wir könnten das Geld telegraphisch anweisen. Wenn Sie uns die Bankverbindung des Krankenhauses nennen und ich Ihre schriftliche Bestätigung dazu habe, kann ich alles Notwendige arrangieren.»
    «Sie verstehen nicht!» Sally musste die Tränen, die in ihrer Stimme mitschwangen, nicht vortäuschen. «Sie wollen das Geld in bar haben. Ich muss sie bar bezahlen.»
    «Würden Sie einen Moment dranbleiben?»
    Sally wartete und lauschte der elektronischen Melodie. Langsam wurde sie ruhiger. Als der Filialleiter wieder am Telefon war, sich dafür entschuldigte, dass er sie hatte warten lassen, hatte sie bereits eine Alternative zu bieten.
    «Ich kann morgen persönlich vorbeikommen und eine schriftliche Anweisung mitbringen.»
    «Normalerweise brauchen wir drei Tage Vorlaufzeit.»
    Der Filialleiter hatte kurz zuvor bei seinem Vorgesetzten die Erlaubnis eingeholt, das Geld auszuzahlen. In all den Jahren hatte Sally immer wieder kleinere und größere Geldbeträge eingezahlt, und nichts an ihrem Kundenprofil war irgendwie auffällig. Wenn er sich beeilte, würde er das bestellte Geld morgen bereithalten können.
    «In Ordnung, Miss Price. Sind Sie sicher, dass Sie so viel Bargeld mit sich herumtragen wollen?»
    «Oh ja, das bin ich.»
    Sally lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und seufzte erleichtert. In nicht einmal vierundzwanzig Stunden hätte sie genug Geld, um zu entkommen. Das Einzige, worauf sie sich jetzt konzentrieren musste, war, Fenwick in Schach zu halten, so dass sie sich ungestört um FitzGerald kümmern und nach Brighton reisen könnte. Sie musste sich nur noch etwas Passendes ausdenken.
     
    «Fenwick hier. Spreche ich mit Claire Keating?» Fenwick hatte die Polizeipsychiaterin von seinem Autotelefon aus angerufen. Er brannte darauf, ihre Beurteilung von Sallys Persönlichkeit zu hören, und hatte den Wagen in eine Parkbucht gefahren, um sich auf das Gespräch zu konzentrieren.
    Er erklärte ihr, dass er nun eine Verbindung zwischen Sally, Arthur Fish und Amanda Bennett gefunden hatte. Er hatte

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