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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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Penny zu geben. Er hatte ihr am Telefon nicht direkt gesagt, wie sie mit FitzGerald umgehen sollte, doch die Andeutungen, die er gemacht hatte, waren unmissverständlich gewesen.
    Sie wusste, dass er hoffte, sie würde mit der Situation umzugehen wissen, ohne jedoch die Einzelheiten erfahren zu müssen, genauso wie ihr Vater das damals von ihr erwartet hatte. Er hatte ihr alles gezeigt, sie mit Lob oder Tadel bedacht, und sie hatte schon immer schnell gelernt. Alex war freundlicher; er schlug sie nicht, und er wusste auch, dass sie nicht so furchtlos war, wie sie vorgab. Dennoch setzte er bestimmte Erwartungen in sie. FitzGerald musste verschwinden, sie wusste nur noch nicht genau, wie. Doch ihr würde schon etwas einfallen. Und natürlich würde sie der Polizei – besonders Chief Inspector Fenwick – aus dem Weg gehen müssen. Blite war zwar hartnäckig, doch im Grunde nur ein Rüpel, mit dem sie schon fertig werden würde. Solange sie es irgendwie schaffte, sich dieser Gegenüberstellung zu entziehen, wäre er kein Problem für sie. Mit Fenwick war das etwas anderes. Er war klug, und er misstraute ihr. Dass er ihrem Verhör nicht beigewohnt hatte, konnte sie nicht täuschen. Er war bestimmt dabei, irgendetwas gegen sie auszuhecken.
    Sally ließ den Kopf in ihre Hände sinken und begann sich langsam hin und her zu wiegen, vor und zurück, vor und zurück. Dann ballte sie die Hände zur Faust und klopfte in einem beständigen Rhythmus gegen ihre Schläfen, zunächst sanft, dann zunehmend fester, bis es mehr ein Boxen war. Die Küchenwände schienen zu schwanken, und ihr Verstand raste. Sie brauchte unbedingt noch einen Drink. Den ersten Gin Tonic stürzte sie in einem Zug hinunter, den zweiten trank sie bedächtig, Schluck für Schluck. Als das Glas wieder leer war, rang sie mit sich, ob sie sich noch ein drittes Mal einschenken sollte. Da läutete das Telefon. Sie machte einen Satz nach vorne, verlor das Gleichgewicht und stolperte. Ihr Drink schwappte über, und das Glas fiel ihr aus der Hand. Sie ließ es auf dem Teppich liegen, wandte den Blick ab von dem dunklen Fleck, der langsam größer wurde.
    «Alex!» Ihre Stimme klang atemlos, fast panisch.
    «Nein, hier spricht Chief Inspector Fenwick, Mrs Wainwright-Smith.»
    Oh, wie sie diesen Mann hasste! Als habe ihre Furcht ihn irgendwie heraufbeschworen. «Ja, Chief Inspector?»
    «Ich wollte Sie nur wissen lassen, dass ich Sie später auf dem Präsidium noch einmal im Zusammenhang mit Amanda Bennetts Tod befragen möchte.»
    Sally spürte, wie sie aufstoßen musste und es sauer in ihrer Kehle brannte. Für den Bruchteil einer Sekunde war ihr Kopf völlig leer. Sie ahnte eine Niederlage, und die Vorstellung war einen kurzen Moment lang so zwingend, dass sie erschöpft, wie besiegt, auf ihren Stuhl sank. Dann durchzuckte der Gedanke an eine Gefängniszelle ihr Bewusstsein, und sie nahm ihre letzten Kräfte zusammen. Er versuchte ja nur, sie in eine Falle zu locken.
    «Ich sagte Ihnen doch bereits, ich kenne die Frau nicht. Hören Sie auf, mich damit zu belästigen.»
    «Das würde mir nicht im Traum einfallen. Doch da wir nun einen Zeugen haben, der bestätigt, dass Sie Amanda Bennett kannten, dachte ich, es wäre nur fair, Sie vorzuwarnen.»
    Wie war das möglich? Alle waren doch bereits tot, dafür hatte sie schließlich gesorgt. Er bluffte doch nur, und damit wusste sie umzugehen.
    «Ich bin sehr beschäftigt, Chief Inspector. Außerdem bin ich Ihre Spielchen Leid. Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.»
    «Ich habe mit einem der Beamten gesprochen, die Sie vor zehn Jahren verhaftet haben. Er erinnert sich sehr gut an Sie.»
    «Ich war doch gar nicht dabei!»
    Eine bedeutungsschwere Pause entstand, in der das einzige Geräusch das Knistern in der Leitung war. Sie konnte förmlich spüren, wie er fieberhaft überlegte, ob sie soeben eine Art Geständnis abgelegt hatte oder nicht. Sie begann erneut, mit der Faust gegen ihre Schläfe zu trommeln. Das war so ungerecht, so gemein. Was hatte sie diesem Mann je getan, dass er sie verfolgte wie ein Bluthund?
    «Ich habe nichts zu sagen.» Mehr als alles andere brauchte sie jetzt Zeit. Zeit zum Nachdenken. Er war ihr Feind, und sie musste eine Lösung finden, mit ihm fertig zu werden. «Ich muss los», sagte sie unvermittelt und legte den Hörer auf die Gabel, bevor er etwas erwidern konnte.
    Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr: kurz vor halb drei. Sie musste weg hier, doch dafür brauchte sie Geld. Die kleine Bank

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