Nachruf auf eine Rose
Dinge zu erledigen hätte. Er starrte auf die Berge von Papier auf seinem Schreibtisch und fühlte Übelkeit in sich aufsteigen. Seine Hände zitterten, während er die Aktenbündel vor sich auf dem Schreibtisch sortierte. Als er nach einem dicken Stapel Computerausdrucke greifen wollte, stieß er gegen eine Schachtel Büroklammern und konnte nur noch hilflos zusehen, wie sich alles zusammen auf dem Fußboden verteilte. Er sank auf seinen Stuhl, den Kopf in die Hände gestützt, und bemühte sich, tief durchzuatmen.
Es war furchtbar … alles schien ihm zu entgleiten. Morgen sollte er die Unterlagen dem neuen Geschäftsführer vorlegen, sonst würde er sich nach einer anderen Stelle umschauen müssen. Arthur wusste, dass er Gefahr lief, entdeckt zu werden und alles, was ihm lieb und teuer war, zu verlieren. Beim alten Mr Wainwright war alles anders gewesen. Er und Neil Yarrell hatten Arthur unmissverständlich zu verstehen gegeben, was sie von ihm als Buchhalter erwarteten, und er hatte ihre Anweisungen haarklein befolgt. Das Problem war, dass der neue Direktor und seine Frau nach anderen Regeln spielten, und Neil Yarrell hatte es so eingerichtet, dass das Chaos, das sie auf jeden Fall vorfinden würden, niemals mit ihm in Verbindung gebracht werden würde.
Er starrte dumpf auf die orangefarbene Kiste mitten im Raum und verfluchte die gefährliche Neugier der Wainwright-Smiths. Bisher hatte es noch niemals irgendwelchen Ärger gegeben. Er und die externen Buchhalter waren mit den Buchprüfern immer sehr gut zurechtgekommen. Niemals hatten sie misstrauische Fragen gestellt und ihre Arbeiten immer gerade so gründlich ausgeführt, dass es im Falle einer Prüfung durch Außenstehende so aussah, als wäre alles in schönster Ordnung. Und jetzt kam Mr Wainwright-Smith daher und verlangte Einblick in alle Unterlagen. Arthur wusste nur zu gut, was er finden oder, besser gesagt, nicht finden würde, wenn er seine Sinne nur halbwegs beieinander hatte. Er würde die Aufzeichnungen und Hauptbücher, die alle Eintragungen bestätigten, niemals finden. Aus dem einfachen Grund, weil diese Bücher nichts von dem, was er lesen würde, bestätigten. Mr Alan Wainwright hatte das alles gewusst und niemals unbequeme Fragen gestellt. Es war ein aussichtsloses Unterfangen, das alles bis zum Morgen in Ordnung bringen zu wollen. Neil Yarrell machte sich deshalb keine großen Sorgen, weil er immer noch dachte, dass man Alexander davon würde überzeugen können, dass es zu seinem eigenen Besten wäre, keine allzu neugierigen Fragen zu stellen. Doch Arthur stimmte dem nicht zu. Er entdeckte eine sture Beharrlichkeit an dem jungen Mann, und auch eine gewisse Härte, die Neil seiner Meinung nach unterschätzte. Und erst seine Frau! Er hatte sie zwar bisher noch nicht kennen gelernt, doch nach allem, was er gehört hatte, musste sie noch schlimmer sein als ihr Ehemann.
Er warf einen nervösen Blick auf die Uhr vor ihm auf dem Schreibtisch: In weniger als zwölf Stunden würde hier entweder dieser Wainwright-Smith oder seine Frau auf der Matte stehen und erwarten, dass diese Kiste dort bis zum Rand mit ordentlichen Buchhaltungsunterlagen gefüllt wäre.
Arthur bückte sich und sammelte die Computerausdrucke auf. Dann machte er sich daran, sie wenigstens grob nach Jahren zu sortieren. Um 23.00 Uhr klingelte das Telefon und seine Nachbarin zitierte ihn verärgert nach Hause. Er schloss die Tür hinter sich und den Papierbergen in seinem Büro und nahm sich vor, den Gedanken daran bis zum nächsten Morgen beiseite zu schieben.
«Sally, meine Liebe, was für eine nette Überraschung! Ich freue mich, Sie wieder zu sehen. Sie erinnern sich vielleicht? Wir haben uns auf Wainwright Hall kennen gelernt, anlässlich Ihrer Trauung.»
«Aber sicher, Sie sind Neil Yarrell, der Leiter der Finanzabteilung. Alex hat so viel zu tun, dass er mich bat, die Unterlagen für ihn abzuholen, damit er sie heute Abend durchsehen kann.»
«Darf ich Ihnen unseren Bilanzbuchhalter, Arthur Fish, vorstellen?» Sally und Arthur gaben sich die Hand. Ein aufmerksamer Beobachter hätte vielleicht bemerkt, dass Arthurs Augen sich eine Sekunde lang vor Verblüffung weiteten, doch Sally schien es nicht zu bemerken, weil ihr Blick bereits auf der Kiste mit den Unterlagen, die hinter ihm stand, ruhte.
«Sind das die Bücher?»
«Ja, das sind alle. Sie hätten doch nicht extra persönlich vorbeikommen müssen, wir hätten einen Boten nach Wainwright Hall geschickt, wie beim
Weitere Kostenlose Bücher