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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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Beweise, doch wenn wir auch nur den leisesten Hinweis darauf erhalten, dass bei Wainwright Enterprises nicht alles so ist, wie es sein sollte, dann müssen wir das ernst nehmen. Das ist wahrscheinlich nicht gerade das, was Sie hören wollten, doch genau das werde ich in meinem Bericht schreiben … Einen guten Tag noch, Sir.»

14B 8
    Der Umzug von Alexander und Sally nach Wainwright Hall ging reibungslos vonstatten. Das Anwesen war im Stil spätviktorianischer Gotik gehalten, mit verzierten Schornsteinen, einem ungewöhnlichen Turm, Wasserspeiern und Stützbögen. Die Einrichtung bestand aus schwerem viktorianischen Mobiliar, das sich offenbar schon seit drei Generationen, seit Alexander Wainwright dem Ersten, im Familienbesitz befand. Über der Haupttreppe hing ein Porträt, das ihn mit Ende vierzig zeigte, als er das dritte Mal heiratete, und zwar die Frau, die einmal Alexanders Ururgroßmutter werden sollte.
    In einem der Gästezimmer hing ein Porträt auch von ihr, auf dem sie ein Baby im Arm hielt, Alexanders Großvater. Sie hatte eine so starke Ähnlichkeit mit seiner Mutter, dass Alexander darauf bestand, das Gemälde im großen Salon, seinem Lieblingszimmer, aufzuhängen. Alles andere überließ er Sally, die ganz in ihrem Element war.
    Mrs Willett, die Haushälterin, wurde resolut «nach unten» beordert, wo sie den Auftrag erhielt, in Küche, Speisekammer und den anderen Vorratsräumen den Frühjahrsputz durchzuführen. Mr Willett widmete sich derweil wohlweislich dem Garten, so wie er es auch in den vergangenen dreißig Jahren gehalten hatte. Jeden Abend, wenn sie in ihr Cottage, das ehemalige Gesindehaus, heimkehrten, warnte ihn seine Frau vor den Plänen, die «Ihre Majestät» auch für den Garten hatte, so dass es ihm erst gar nicht einfiele, eine dicke Lippe zu riskieren. Er käme auch noch an die Reihe. Während Willett sich um die Pflanzen kümmerte, pfiff er leise vor sich hin.
    Alexander in seiner Eigenschaft als Alan Wainwrights Nachfolger war damit beschäftigt, das Geschäft am Laufen zu halten. Alans Tod hatte die ganze Firma erschüttert, doch bisher hatte Alexander sämtliche Mitarbeiter mit unerwarteter Autorität bei der Stange halten können. Während er durch die Korridore ging und sowohl die Führungskräfte als auch die Belegschaft durch sein unvermutetes Auftauchen aufschreckte, zeichnete sich mehr und mehr eine geradezu unheimliche Ähnlichkeit mit seinem Onkel ab.
    Einige Tage nach ihrem Einzug in Wainwright Hall überraschte Alexander Sally mit der Neuigkeit, er habe seinen Cousin Graham zum Abendessen eingeladen. Es sei an der Zeit, die Kluft, die sich durch das Testament seines Onkels zwischen ihnen aufgetan hatte, zu überwinden. Jenny würde ihn begleiten. Sie könnten auswärts essen, um Graham die Peinlichkeit zu ersparen, im Hause seines Vaters empfangen zu werden, wo er doch sicherlich überzeugt gewesen war, selber einmal alles zu erben. Zu seiner großen Erleichterung war Sally einverstanden.
    Abgesehen von der Tatsache, dass Graham Sally beharrlich über ihre Vergangenheit ausfragte und sich mit ausweichenden Antworten nicht zufrieden geben wollte, fing der Abend ganz gut an. Nach Wochen anstrengender Arbeit brauchte Alexander dringend ein wenig Zerstreuung. Nach dem Hauptgericht nahm er Jennys leicht gelangweilte Miene zum Anlass, sie zu einer Zigarette und einem kurzen Abendspaziergang an der frischen Luft zu entführen. Dankbar ging sie auf den Vorschlag ein, und so spazierten sie in einträchtigem Schweigen über den Dorfanger. Plötzlich sagte sie: «Ich bin nicht hinter seinem Geld her.»
    «Wie kommen Sie denn jetzt darauf? Ich bin mir sicher, dass keiner das von Ihnen denkt.»
    «Ach nein? Ihre Frau jedenfalls schon.»
    «Sally? Aber nein, da irren Sie sich.»
    Jenny warf ihm einen seltsamen Blick zu und wollte ihm schon widersprechen, als sie es sich anders überlegte und lediglich mit den Achseln zuckte.
    «Wie auch immer. Ist ja auch egal, solange Sie das nicht glauben.»
    «Natürlich nicht. Ich sehe doch, wie sehr Sie Graham zugetan sind. Außerdem braucht er jemanden, der ein bisschen auf ihn aufpasst.»
    Lachend drückte Jenny seinen Arm. «Ich weiß, was Sie meinen. Er ist so furchtbar verwöhnt, dass ich wahrscheinlich die erste Frau bin, von der er jemals das Wort nein gehört hat.»
    «Das ist vermutlich der Grund, warum Sie immer noch zusammen sind. Sie tun ihm gut, so viel ist klar.»
    «Ich liebe ihn», sagte sie schlicht und zog ihre Hand aus

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