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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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in die Küche und schob die Pastete in den Ofen.
    Es war genau 19.00 Uhr -Arthur hatte alle Haushaltspflichten erfüllt –, als er neben dem Bett seiner Frau Platz nahm, um mit ihr zusammen, wie jeden Tag, ihre Lieblingsserie anzusehen. Er redete sich ein, dass sie sich immer noch auf den gemeinsamen Fernsehabend mit ihm freute, denn schließlich gab es ja keine Möglichkeit herauszufinden, wie es wirklich war. Jedenfalls blinzelte sie immer noch einmal, wenn er fragte, ob es ihr gefallen habe.
    Arthur blickte auf sie hinunter. Sie hatte die Augen geschlossen. Schlief sie oder nicht? Was war hinter diesem gelähmten und verzerrten Gesicht? Er versuchte sich zu erinnern, wie sie früher war: eine stille, freundliche und zufriedene Frau, die über niemanden etwas Schlechtes sagen mochte. Sie war der ruhende Pol in der Familie, und ihre drei inzwischen erwachsenen Kinder waren ein Zeugnis für ihre Fähigkeiten als Mutter und Ehefrau. Arthur hatte sich nie viel um die Erziehung der Kinder kümmern müssen. Und was war nun aus ihr geworden? All ihre Liebe und Güte war gefangen in einem kranken, aufgedunsenen Körper, der rund um die Uhr versorgt sein musste. Und das machte ihn zornig! Kein Wunder, dass er auf den falschen Weg geraten war.
    Die Backofenuhr summte. Er erhob sich und ging in die Küche. Während er das Essen für seine Frau pürierte, bereitete er sich innerlich auf die nächste halbe Stunde vor, in der er sich bis zum Eintreffen der Nachtschwester mit ihr unterhalten würde. Dann würde er sich vor den Fernseher setzen, erleichtert und doch von Schuldgefühlen geplagt, um dort die nächsten Stunden an sich vorbeiziehen zu sehen, bis es Zeit war, zu Bett zu gehen und so zu tun, als schlafe er.
    Während er mit der Gabel das Essen zerkleinerte, musste er wieder an sein Treffen mit Sally Wainwright-Smith denken. Staunend wurde er sich der Heftigkeit seiner Gefühle ihr gegenüber bewusst. Was bildete sie sich überhaupt ein? Stolzierte herum wie eine Dame von Welt. Aber ihm konnte sie jedenfalls nichts vormachen. Arthur hatte sie sofort wieder erkannt, und er würde ihr Gesicht niemals vergessen, besonders ihre Augen nicht. Er hatte gesehen, wie sie in boshafter Freude funkelten, wie sie sich vor Wut verengten und in Ekstase schlossen. Doch noch hatte sie keine Ahnung, dass er Bescheid wusste.
    Das Gefühl der Macht, das ihm dieses Wissen unwillkürlich beschert hatte, machte ihn einen Augenblick schwindeln. Er fühlte den Adrenalinstoß, als er daran dachte, dass er nun in der Lage wäre, wenigstens einen Teil seines Lebens wieder unter Kontrolle zu bringen. Sollte sie doch schnüffeln und Druck machen, soviel sie wollte! Bis zu einem gewissen Grad würde er sie gewähren lassen, doch wenn es so weit wäre, würde er sie in ihre Schranken weisen. Bei diesem Gedanken leckte er sich erwartungsvoll die Lippen. Als er die kleine Schüssel mit dem Brei auf das Tablett stellte, spielte ein leises Lächeln um seinen Mund.

15B 9
    Das ganze Wochenende, einschließlich Freitagnacht, arbeiteten sich Alexander und Sally durch Berge von Geschäftsbüchern der Firma Wainwright. Nach etwa einer Stunde war Sally stutzig geworden, und Alexander war es bald darauf ebenso ergangen. Schließlich einigten sie sich darauf, dass jeder sich auf ein Jahr beziehungsweise einen Geschäftsbereich konzentrieren und erst einmal für sich arbeiten sollte. Anschließend würden sie ihre Aufzeichnungen dann miteinander vergleichen.
    Gegen elf Uhr am Samstagvormittag waren sie so weit, dass sie ihre Schlussfolgerungen zum ersten Mal besprachen. Sally war zuerst an der Reihe.
    «Dieser Geschäftsbereich hat einen Umsatz von fünfundvierzig Millionen Pfund gemacht, die Ausgaben beliefen sich auf nur elf Millionen. Zwanzig Millionen wurden an eine Tochtergesellschaft überschrieben.»
    «So verstehe ich das auch. Sehen wir uns jetzt die Tochterfirma an, die die zwanzig Millionen bekommen hat.»
    Sie arbeiteten weiter bis ein Uhr, aßen rasch einen Salat und beendeten ihre Untersuchung um drei Uhr nachmittags. Diesmal sprach Alex zuerst.
    «Diese Tochterfirma konnte einen Jahresumsatz von dreiundachtzig Millionen Pfund verzeichnen, einschließlich der neunzehneinhalb Millionen, die auf ihr Konto transferiert wurden. Das heißt also, es fehlen fünfhunderttausend Pfund für das Jahr. Außerdem transferierte die Firma vierzig Millionen auf die Konten zweier anderer Geschäftsbereiche.»
    «Zu diesem Ergebnis komme ich auch. Wirf du einen Blick

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