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NachSchlag

NachSchlag

Titel: NachSchlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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Grund die Stirn – ihr Satz »Das Universum würde kosmische Gerechtigkeit walten lassen« klang unglaublich aufrichtig und überzeugt. Verflucht, was auch immer sie sagte, schien einen doppelten Boden zu haben und …
    »Meine wilde brodelnde Trauer, wie du sie zu nennen beliebst, hatte ich gut und sicher in Eis gepackt«, hielt Lea ihm entgegen, »etwas, was ich schon seit frühester Kindheit beherrsche … Herr«, fügte sie schnell hinzu.
    »Wie ging es weiter?«, fragte der LKA-Beamte scharf, ließ aber den Anfang ihrer Rede, der sarkastisch geklungen hatte, unbestraft.
    »Oh, nichts geschah, außer, dass Herr Rizzi nebendran zu randalieren anfing. Ich fand das zunächst einmal ziemlich schäbig vom Universum. Rizzi war ja Quartalssäufer und tobte regelmäßig.«
    »Ich erinnere mich«, unterbrach Armand sie. »Bin ihm einmal begegnet, weißt du noch? Habt ihr euch nicht zeitweise recht gut verstanden? Du hattest doch sogar den Schlüssel zu seiner Wohnung.« Bei den letzten Worten bekam seine Stimme etwas Lauerndes.
    »Stimmt. Ich hatte vergessen, dass ich Euch damals davon erzählt habe, Herr.« Lea bewegte sich unruhig.
    »Sprich weiter, los.«
    »Auf einmal baute sich meine Mutter mit ihrer ausgemergelten dürren Gestalt vor mir auf. ›Siehst du, der ist süchtig! DER! Nicht ich! DAS ist ein echter Säufer, ein Suchtkrüppel, und ich werde jetzt hingehen und ihn dazu bringen, mit dem Gegröle aufzuhören!‹ Herausfordernd starrte sie mich an. Ich war völlig sprachlos, brachte nicht ein einziges Wort hervor. Sie ging. Ich bekam zwar mit, dass sie noch einen Abstecher in die Küche machte, dachte mir aber nichts dabei.«
    Armand, auf dem »Herrscherthron« sitzend, beugte sich gespannt vor.
Jetzt, jetzt kommt es
… dachte er. Hoffentlich.
    Plötzlich veränderte sich Leas Stimme. Aber … verdammt, sie klang monoton! Angeödet. Flach. »Meine Mutter ging also in die Küche. Ich blieb wo ich war. Dachte nichts. War leer. Nahm höchstens an, sie würde sich ein Bier aus dem Kühlschrank holen, zur ›moralischen Stärkung‹. Mit Bier rundete sie ja öfter mal ihre Pillencocktails ab. Ich hatte keine Ahnung, dass sie eins meiner Brotmesser mitnahm. Ich …«
    »Stopp!«, unterbrach Armand sie mit schneidender Kälte. »Schweig augenblicklich. Du beleidigst meine Intelligenz, Schätzchen. Bis zu dem Satz: ›Herausfordernd starrte sie mich an‹ gefiel mir die Geschichte, sie hatte Anklänge von Ehrlichkeit, von Authentizität. Doch schon, dass du danach sprachlos geblieben wärst, glaube ich dir nicht. Und nun versuchst du allen Ernstes mir die gleiche Story zu verkaufen, die schon das Gericht geschluckt hat?! Ich war beim Prozess mit dabei. Ich kenne diese Version bereits, und ich weiß, dass sie erstunken und erlogen ist.« Er lehnte sich wieder zurück und entließ die ans Kreuz gefesselte Lea nicht eine Sekunde aus seinem stählernen Blick.
    Sie fühlte sich in die Enge getrieben. Wie konnte Armand so etwas wissen? Wie viel wusste er überhaupt? Und woher? Die DVD, was mochte darauf zu sehen sein?
    Der grausame Durst, vermischt mit dem Brennen ihrer Striemen, kratzte wie ein Messer durch ihr Hirn.
    »Wasser«, krächzte sie, ohne die Qualen länger standhaft ertragen zu können.
    Armand grinste wölfisch.
    »Oh nein. Das hast du dir durch deine Lüge verscherzt.«
    Er folgte seinem innersten Gefühl, seinen Foltermeister-Instinkten. Er wusste, dass dies der richtige Weg war. Keine Gnade, nein, jetzt nicht.
    Kühl beobachtete er, wie sich ihr Gesicht verzerrte, ihre Augen förmlich aus den Höhlen traten.
    »Letzte Chance, Schätzchen. Sage mir jetzt die Wahrheit.«
    Leas ausgedörrte Lippen zuckten und zitterten. Wieder schien es, als sei sie im Begriff zu weinen, als müssten ihre Augen jeden Moment feucht werden und der Damm brechen.
    Sie
wollte
es tun … das glaubte er mit Sicherheit in der Tiefe der Türkise zu sehen - aber ihre innere Bremse, die Blockade, war immer noch stärker!
    Armands Züge wurden ausdruckslos.
    Sie waren, stellte Lea schaudernd fest, auf einmal wie in Stein gemeißelt.
    Flehende Schreie erstarben in ihrer Kehle. Entstanden immer wieder neu und wollten gebrüllt werden, aber blieben drin, bis ihr Hals wund war, und sie brachen noch nicht einmal dann aus ihr heraus, als ihr Exfreund verkündete: »Nun, du kannst dir sicher denken, was das bedeutet.«
    Sie konnte es tatsächlich.
    Er sah sich in der staubigen SM-Spielkammer um.
    »Ich werde also das Verhör fortsetzen, aber

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