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NachSchlag

NachSchlag

Titel: NachSchlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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sie nicht, auch nur etwas auszuziehen; sie blieb vollständig bekleidet. Und wenig später wirkten seine erfahrenen, zugleich sanften und kraftvollen Hände wahre Wunder an ihr, lösten behutsam fast sämtliche Verspannungen, insbesondere im Kopf- und Nackenbereich. Das Kopfteil des ledernen Liegesessels ließ sich höchst einfach verstellen, so dass Yonathan mühelos alle Stellen erreichen und die verschiedensten Griffe anwenden konnte.
    Lea seufzte wohlig und murmelte ab und zu abgerissene Lob- und Dankesworte; hörte ihn ein- oder zweimal leise lachen. Sein Lachen war voller Wärme, wie Musik.
    »Auch erfahrene Callerinnen verkrampfen sich gelegentlich, wenn sie einen besonders schwierigen oder anspruchsvollen Kunden hatten«, äußerte Yonathan. »Und du bist ja noch relativ neu. Obwohl man es dir auf der anderen Seite kaum anmerkt, so gut bist du.«
    »Danke«, sagte Lea, und ein zarter Gluthauch strich über ihre Wangen.
    »Ich massiere nicht jede«, fuhr er fort, während er ihre Schultern knetete, »aber du hast es dir wirklich mehr als verdient.«
    Hatte die strenge, wortkarge, mit Lob eher geizende Chefin Anna etwa so positiv über sie gesprochen?, überlegte sich Lea. Oder hörte er vielleicht ab und zu mal mit? So ganz klar war sie sich sowieso nicht über seine Position. Er ging bei »Sweet & Dirty« aus und ein, war ganz offensichtlich mit Anna gut befreundet und vertraut mit der Branche, besaß aber kein offizielles Büro und strahlte das Selbstbewusstsein eines Menschen aus, der sein eigenes Leben führte, mit Freude und Erfolg.
    Lea hatte eigentlich kaum Informationen über ihn.
    Sie schreckte aus ihren Überlegungen auf, als er sie nun sanft aufforderte, die Bluse aufzuknöpfen und ihre Schultern zu entblößen, da er sie mit Lavendelöl einreiben wolle.
    »Also keine Sorge, mehr habe ich nicht vor«, versicherte er ihr, wieder mit diesem sympathischen Auflachen.
    Dennoch kurbelte genau das Leas Kopfkino sogleich an, ließ sie daran denken, wie es sich anfühlen würde, diese magischen Hände auch woanders zu spüren … wie sie ihren BH (nicht nur die Träger) sacht, aber konsequent herunterschieben, dann ihre Brüste umfassen, wiegen und drücken würden …
    Ihre Sinne waren erfüllt von den beiden Aromen von Rose und Lavendel, die sich harmonisch miteinander vermischten (Lea glaubte sich zu erinnern, dass auch im Blumenbeet beide Pflanzen sehr gut zueinander passten), als sie sich nach der Massageeinheit am Tisch gegenüber saßen.
    Es war wunderbar still um sie herum, so still, dass Lea deutlich das Klingeln der Kohlensäurebläschen hören konnte, die gegen die Wände ihrer Mineralwassergläser sprangen.
    Ich weiß praktisch nichts über ihn
, dachte sie,
wieso erzählt er nichts von sich?
Und doch hatte das Schweigen, das sich zwischen ihnen ausbreitete, einem seidenen Tuch gleich, nichts Unangenehmes.
    Seine Hände hatten mit ihr gesprochen, ihre Muskeln erforscht und ihren Körper beglückt, ihre Kopfschmerzen weggezaubert und ihrer Seele Entspannung geschenkt. War das nicht beinahe höherwertig als das gesprochene Wort?
    Das, was vorgefallen war, machte Lea sicherer und sie schaffte es nun, Yonathan länger anzusehen, ja, ihn forschend zu betrachten. Für einen Mann war er äußerst schlank und weniger athletisch als Armand … im Grunde wirkte er körperlich fast unscheinbar. Auch war er ein hellerer Typ bis hin zu dem sandblonden Haar.
    Was ihm Charisma schenkte, waren vor allem seine Augen, von ihnen ging alles aus. Diese Saphirpünktchen auf dem Grunde der perlgrauen Iris … Leas Herz schlug scheu aber schnell, o ja, in diesen Augen lag jene subtile Dominanz, die sie spürte; der Ruf ihres devoten Blutes konnte nicht irren.
    Mittlerweile hatte sie sich kundig gemacht und wusste, wie häufig das Wörtchen »sub«, allein oder als Teil eines größeren Wortes wie zum Beispiel »submissiv« in der »Szene« umhergeisterte, samt Begriffen wie Dominanz und Devotheit, Unterwerfungslust und Schmerzerotik und dergleichen mehr. Alle zogen sie magisch an, alle Wörter saugte sie in sich auf und stolperte doch auch wiederum durch sie hindurch wie durch einen Wald aus Pfählen, denn als lebendiges Wesen aus der dunkelbizarren Welt hatte sie bislang nur Armand gekannt.
    War Yonathan überhaupt ein Dom?
    Er musste einer sein.
    Wobei … also was Anna anging, so konnte sich Lea das noch viel eher vorstellen. Sie hatte die Ausstrahlung einer Domina.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, ergriff

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