Nachschubbasis Godapol
strampelnden Mimin unter dem Arm zum Ausgang des Raumes.
Erleichtert aufatmend, schaute ich dem seltsamen Paar nach. Boris durchquerte gelassen den Saal, dessen übertriebene Luxusausstattung die Fremden hatte beeindrucken sollen.
»Wohin? Gummizelle oder Transportbehälter für den nächsten Versorgungsfrachter, Herr General?« erkundigte sich mein neuer Leibwächter, Adjutant, Freund, und Seelentröster und was er sonst noch alles verkörperte.
»Zum Psychiater«, ordnete ich an. »Er soll entscheiden, ob ei ne vorzeitige Rückkehr zur Erde erforderlich ist.«
Zu Ovaras Protestgeschrei meinte Boris unwirsch:
»Na, na, Täubchen, was soll das? Den Oberbefehlshaber ›Mars‹, der unter anderem eine Fülle lebenswichtiger Entscheidungen zu treffen hat, sollte man in Ruhe arbeiten lassen. In Ordnung, Sir, also zum Psychiater. Übrigens, die Verabschiedung der Akteure wird wohl nicht wie vorgesehen um vierzehn Uhr Stati onszeit stattfinden können. Sie sollten sich noch etwas hinlegen.«
Er salutierte und war schneller verschwunden, als ich den Sinn seiner Worte verarbeiten konnte.
»Boris …!«
Er antwortete nicht mehr. Ich war wieder allein – zu allein nach dem hektischen Betrieb der letzten Monate.
Ich blickte nochmals auf die Datumsuhr. Es war kurz nach zwölf. Die irdischen Essenszeiten wurden auch auf dem Mars eingehalten. Wenn mich nicht alles täuschte, konnte ich jetzt wohl niemand in den verschiedenen Stationen antreffen.
Ich unterließ es, auf den Schalter der Rundrufanlage zu drücken. Petronkos flüchtige Bemerkung bohrte jedoch in mir wie ein Stachel.
Wieso sollten die Akteure nicht planmäßig verabschiedet werden? Sieben große Marstransporter, die alle mit den neuen Ultraplasttriebwerken ausgerüstet waren, und der schnelle Marskreuzer »1418« standen startklar auf dem größten Raumhafen, den wir jemals gesehen hatten: auf Topthar. Er war mit etwa zehntausend Quadratkilometer Grundfläche vermessen worden. Ich konnte mich gut an die aufwendige Säuberungsaktion erinnern. Schließlich hatten wir die zu erwartenden Fremden nicht mit einem meterhoch verstaubten, sandbedeckten Flugfeld konfrontieren dürfen. Meine Behauptung, der Mars sei identisch mit einer »kleinen« Außenbastion meines Sternenreiches, wäre kaum glaubhaft gewesen.
Noch vor zwei Tagen war der verständliche Wunsch vieler Darsteller, zum Weihnachtsfest auf der Erde zu sein, diskutiert worden. Ich war nicht damit einverstanden. Nach wie vor meinte ich, daß die Gefahr aus den Tiefen unserer Galaxis noch lange nicht vorüber war. Wenn die Hypnos aus unerfindlichen Gründen nochmals umkehren sollten, konnte es nur vorteilhaft sein, wenn wir das eingespielte Team der Schauspieler und Artisten zur Hand hatten.
Nun sollte der hartnäckig durchgefochtene Heimkehrtermin plötzlich korrigiert werden. Warum?
Ich war in Versuchung, meine täglich stärker werdenden telepathischen Paragaben anzuwenden und den Bewußtseinsinhalt verschiedener Personen zu ergründen. Dann verzichtete ich darauf.
Männer meiner Art wurden von den eingeweihten Wissenschaftlern und Militärs ohnehin als Monstren eingestuft. Man wollte oder konnte nicht begreifen, daß ein menschliches oder auch tierisches Gehirn nichts anderes ist als eine auf fremdartigen Frequenzen sendende Station. Wenn man es durch eine natürliche Begabung oder infolge einer parapsychischen Schulung verstand, die im fünfdimensionalen Energiebereich liegenden »Funksendungen« zu empfangen und folgerichtig zu entschlüsseln, verlor die Telepathie sehr schnell alles
Weitere Kostenlose Bücher