Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)
frisch geduscht in den Mannschaftsbus steigen, mit dem es zurück an die Säbener Straße gehen sollte. Als ich mir zwischen all den Stars gerade genüsslich meinen Weg bahnte, hörte ich mehrmals meinen Namen. Ich blickte in die beachtliche Menschenmenge, die sich hinter einer Absperrung neben dem Bus gebildet hatte, und erkannte zwei bekannte Gesichter. Meinen ehemaligen Trainer aus Kindertagen und dessen Sohn, der damals mit mir gemeinsam in einem Rosenheimer Vorort gekickt hatte. Beide hatte ich seit vielen Jahren nicht mehr gesehen, und sie waren völlig aus dem Häuschen, dass der kleine Timo von damals nun auf der großen Bühne Allianz-Arena vor wenigen Minuten seinen ersten Auftritt gehabt hatte. Nach einem kurzen Plausch musste ich mich verabschieden und sank anschließend in meinen gemütlichen Ledersitz.
Ich war noch immer voller Adrenalin und wahnsinnig euphorisch, so was habe ich noch nie erlebt. Ein sensationelles Gefühl. Zwischendurch erreichten eine SMS nach der anderen und zahlreiche Anrufe mein Handy. Als hätte ich einen runden Geburtstag gefeiert. Natürlich hatten mich viele Freunde und Bekannte live im Fernsehen gesehen und sendeten Glückwünsche. Dieses Erlebnis war ein absolutes Highlight, das ich niemals vergessen werde. Ich ging sehr spät ins Bett an diesem Tag, ich war einfach zu glücklich, um zu schlafen.
Immer mal wieder fahre ich heute an der Allianz-Arena vorbei, sie liegt direkt an der Autobahn vor den Toren Münchens. Und jedes Mal beschleicht mich ein seltsames Gefühl. Ich schaue auf das schlauchbootartige, imposante Stadion, und mich ergreift eine tiefe Melancholie, ja sogar wahrhaftige Traurigkeit. Vor noch nicht einmal zwei Jahren stand ich da drinnen auf dem Platz, in diesem Fußballtempel. Und heute höre ich auf mit Profifußball.
Mein Sonnenbad geriet wohl gestern ein wenig zu ausgiebig. Wenn ich mich im Spiegel so betrachte, sehe ich aus wie ein Krebs. Meine nicht gebräunten Stellen leuchten nun in einem tiefen Rot. Trotzdem will ich heute den nächsten Strand unsicher machen. Dreamland heißt er. Allein schon der Name macht Lust und Laune. Und hält, was er verspricht. Bis zum frühen Nachmittag springe ich vergnügt in den hohen Wellen des Indischen Ozeans umher oder genieße die Sonne in meinem ganz persönlichen Traumland. Um meiner Haut etwas Erholung zu gönnen, nehme ich mir dann doch einen Sonnenschirm. Ausnahmsweise.
Ich will heute noch abreisen und mir den Tanah-Lot-Tempel im Südwesten der Insel ansehen. Mit dem Motorbike ist es zu weit dorthin, also holt mich ein Taxifahrer ab. Noch vor Sonnenuntergang bin ich angekommen. Um zu dem Tempel zu gelangen, muss man ein ganzes Stück gehen. Vorbei an Kunstmärkten und allerlei Verkaufsläden. Eine wahre Touristenstätte und daher leider ziemlich überlaufen. Das nimmt dem Ort ein wenig die Atmosphäre.
Der sogenannte Schlangentempel selbst ist hingegen ein Schauspiel. Er liegt direkt am Meer und soll als göttlicher Schutz vor den Dämonen des Wassers dienen. Seit Jahrhunderten thront dieser Tempel über dem Ozean. Sein Grundgerüst wurde kunstvoll aus einem Felsen gehauen. Die zahlreichen Eingänge an der Außenseite führen zu unterirdischen Höhlen, in denen Seeschlangen ihr Unwesen treiben sollen. Daher auch der Name. Die Viecher, übrigens heilig auf Bali, verkriechen sich bei Ebbe in den Niederungen des Tempels.
Die Höhleneingänge ergeben zusammen mit den akkuraten Steintreppen, die hinauf zu dem eigentlichen Ort des Geschehens führen, eine bizarre Form. Oben auf diesem Gebilde stehen die Schreine mit den für Asien typischen, pagodenartigen Stufendächern. Als ob die Götter von dort, wie aus kleinen Leuchttürmen, auf den Ozean hinabblicken würden. Der Tempel wirkt ein wenig unheimlich auf mich. Wären da nicht die zahlreichen Pflanzenbüschel, die in saftigem Grün und mit magentafarbenen Blüten direkt aus dem Felsen wachsen und dieser heiligen Stätte doch noch etwas Frohes und Buntes schenken. Ich kann mir nicht helfen, aber der Tempel scheint wie nicht ganz von dieser Welt. Ein ebenso majestätischer wie mystischer Anblick.
Zutritt zu diesem sehr bedeutenden Gotteshaus ist nur den Einheimischen gestattet. Mit meinem gesamten Hab und Gut auf dem Rücken wandere ich zu einem Felsvorsprung, einige hundert Meter entfernt vom Tanah Lot. Ich spekuliere dort auf einen besseren und ruhigeren Blick auf den Tempel. Und tatsächlich, der Plan geht auf. Der mit dem malerischen Sonnenuntergang jedoch nicht,
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