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Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)

Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)

Titel: Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Heinze
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nichts anderes. Das war nicht nur so dahingesagt, sondern damals schon unsere innerste Überzeugung. Natürlich hatten auch wir immer mal wieder Flausen im Kopf, doch bereits zu diesem frühen Zeitpunkt richteten wir den Fokus voll auf unseren sehnlichsten Wunsch. Auch wenn wir danach nur noch ganz selten so offen über diesen Traum sprachen, war von diesem Tag an klar, dass wir ihn konsequent verfolgen würden. Unser Plan war es, am besten gemeinsam für einen Verein in der Ersten Liga aufzulaufen. Georg in der Abwehr, ich am liebsten im Mittelfeld. Viele unserer Mitspieler fanden es in diesem jungen Alter zwar schön, für den FC Bayern zu spielen und bewundert zu werden, weiter dachten die meisten aber nicht. Der brennende Ehrgeiz, es später auch tatsächlich zu schaffen, fehlte ihnen. Bei Georg und mir war das anders. Vielleicht war das ein wesentlicher Grund, warum wir beide in der Lage waren, Jahr für Jahr jede Hürde zu nehmen bis in den Erwachsenenbereich, während der Rest des damaligen Teams nach und nach aussortiert wurde.
    Ich freute mich natürlich sehr für ihn, dass er nun die einmalige Chance bekam, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Gleichzeitig schwang ehrlich gesagt ein Stück weit Neid mit, denn auch ich wollte nur allzu gern dahin, wo er jetzt war. Doch ich tröstete mich mit der Einsicht, dass ich nicht weit weg war von Georgs Niveau und meinen Traum genauso gut noch leben konnte, wie er es ab jetzt tun würde. Er hatte es verdient, keine Frage. Allerdings hatte er auch zum richtigen Zeitpunkt das nötige Quäntchen Glück gehabt, das mir bis dato versagt geblieben war. Doch genau das konnte sich ja noch ändern.
    Und schon kurz nach seinem Umzug nach Stuttgart ging es exakt in diese Richtung für mich. Denn Georg war in dieser Saison unser Kapitän gewesen, und jetzt brauchten wir natürlich einen Nachfolger. Die Wahl fiel auf mich. Ich ging also als Spielführer des FC Bayern München II in meine letzte Rückrunde. Als Anführer des Vereins, für den ich schon als Kind geschwärmt hatte.
    Die Aussichten waren einfach glänzend, vor allem auch in Bezug auf meinen anstehenden Wechsel. Ich hatte schon zuvor durch eine starke Vorrunde das Interesse einiger Klubs aus der Zweiten Liga auf mich gezogen. Und mit meiner Ernennung zum Kapitän stand ich nun noch mehr im Fokus, auch in den Medien. Da erschien dann plötzlich mal ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung , mal eine kleine Notiz über mich im Kicker , oder ich hatte einen Auftritt in der Vereinszeitung. Natürlich war das nicht vergleichbar mit den unzähligen Meldungen über die richtigen Stars der Branche, doch ich war schließlich auch lediglich ein Drittligaspieler. Und das alles half, dass ich in der Öffentlichkeit immer präsenter wurde. Im heutigen Medienzeitalter und gerade im Fußball ein nicht zu unterschätzender Faktor.
    Die Liste der interessierten Vereine wurde von Spiel zu Spiel in der Rückrunde länger. Ich war einfach nur glücklich und sah freudig meiner Zukunft entgegen. Durch meinen Aufstieg an die Spitze der Mannschaftshierarchie steigerte sich auch mein Selbstvertrauen. Ich war immer ein Typ, der wusste, was er draufhatte. Aber nie einer, der abgehoben wäre. Manchmal fehlte mir vielleicht sogar der gewisse Schuss Arroganz. Auch jetzt versuchte ich, weiterhin bescheiden und auf dem Boden zu bleiben. Doch das Kapitänsamt gab mir einfach Auftrieb, einen Tick mehr Sicherheit. Und im Übrigen eine gehörige Portion Stolz. Allerdings machte ich mir schon zu diesem Zeitpunkt unnötigerweise zu viele Gedanken. Mit welchem Verein es klappen könnte, wo ich am liebsten hingehen würde, welcher Trainer mir wo gefallen könnte, wie viel ich verdienen würde und so weiter.

    Als neuer Kapitän in Aktion
    Bei meinem ersten Auftritt als Kapitän führte ich meine Mannschaft ausgerechnet auswärts gegen Dynamo Dresden auf das Feld. Dieses Spiel war eines der Höhepunkte der gesamten Saison, denn es war allgemein bekannt, dass die Atmosphäre in diesem Stadion mit Dritter Liga so viel zu tun hatte wie Woodstock mit der Wuppertaler Festwoche. Die Stimmung dort war schlichtweg bundesligareif. Dementsprechend erwartungsfroh traten wir die Reise nach Dresden an.
    Zu den ganz weit entfernten Auswärtsspielen, wie beispielsweise nach Bremen oder Berlin, nahmen wir den Flieger. Ansonsten erreichten wir unsere Spielorte mit dem Bus. Also bahnten wir uns am Freitag, dem Vortag des Spiels, unseren Weg über die Autobahn Richtung

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