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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
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sich nicht meldet. Oder eine, die ihrem Ehemann einen Zettel hinterlassen hat, auf dem steht, mir reicht es, ich bin weg, such nicht nach mir. Du wirst mich nicht finden. Und dann ist sie ihrem Mörder begegnet. Immer vorausgesetzt, es gibt einen Mörder oder eine Mörderin, denkt er. Also muss er alle verheirateten Bertis (mit und ohne h) Walter (mit und ohne h) anrufen, um sich zu vergewissern, dass sie am Leben und an Ort und Stelle sind. Alle Walter (mit und ohne h), bei denen keine Frau angeführt ist, auch die gibt es, nimmt er sich, wenn es notwendig sein sollte, nachher vor.
    Zu seinem Erstaunen findet er nicht sehr viele Treffer für Walter als Geschlecht. Bei den meisten handelt es sich um den Vornamen. Die Liste, die er schließlich ausdruckt, hat auf einer Seite Platz.
    Er macht sich an die Arbeit und telefoniert sich durch. Als er eine Nummer in Zürich anruft, gibt es einen Zwischenfall.
    Ein Martin Walter meldet sich, Noldi fragt nach der Frau.
    Der Mann sagt bereitwillig, »einen Augenblick bitte«.
    Dann kommt sie ans Telefon.
    »Berti Walter«, meldet sie sich. Ihre Stimme ist rau und relativ hoch. Noldi denkt, er hört einen fremden Unterton.
    Er sagt, dass er eine Berti Walter mit einer Buddha-Sammlung suche und dass es sich um eine Routinekontrolle handle.
    Darauf die Frau: »Ja, das bin ich.«
    Noldi, überrascht und enttäuscht, überlegt fieberhaft, was er jetzt machen soll.
    Da lacht die Frau auf, und fragt: »Sie glauben mir einfach?«
    »Was?«
    »Dass ich Berti Walter bin.«
    »Sollte ich nicht?«, fragt Noldi verdutzt.
    »Wer weiß.«
    Jetzt scheint ihm der Akzent stärker.
    »Vielleicht habe ich etwas zu verbergen.«
    »Das stimmt«, gibt Noldi zu. Und dann sagt er gewandt: »Unter diesen Umständen wird es mir ein Vergnügen sein, Sie bei der Kantonspolizei in Zürich zu treffen und Ihren Pass zu kontrollieren.«
    »Oh, natürlich.«
    »Ich habe aber noch eine Frage.«
    »Ja?«
    »Haben Sie ungefähr vor einem Jahr einen Teil Ihrer Sammlung dem Tibet-Institut in Rikon überlassen?«
    »Von meiner Buddha-Sammlung, mein Gott, nein, niemals. Das heißt, eigentlich, na ja, ich habe ein paar minderwertige Figuren weitergegeben.«
    »An wen?«
    »An meine Putzfrau. Sie kommt aus China. Sie ist Buddhistin.«
    »Und Sie?«, fragt Noldi.
    »Ich bin Christin«, antwortet die Frau, und Noldi glaubt einen Hauch von Hochmut in ihrer Stimme zu hören. Er fasst einen schnellen Entschluss. Nicht ganz logisch, aber im Moment scheint es ihm zwingend.
    Er fragt: »Könnte ich diese Sammlung einmal sehen?«
    »Unbedingt«, sagt sie. Jetzt gurrt sie fast vor Vergnügen.
    »Kommen Sie doch einfach morgen zum Tee. Um fünf. Abgemacht?«
    Hoppla, denkt Noldi, steht aber am nächsten Tag pünktlich vor der angegebenen Hausnummer in der Englischviertel­strasse in Zürich.
    Das Ehepaar Walter wohnt in einer prächtigen Villa aus der Jahrhundertwende, umgeben von einem großen Garten. Jetzt sind Bäume und Stauden kahl und der saubere Kiesweg glänzt unter dem Herbstregen. Es ist wieder wärmer geworden.
    Die Wohnung der Walters befindet sich im ersten Stock. Im Erdgeschoss hat der Mann sein Büro. Er ist, das hat Noldi recherchiert, ein bekannter Umweltaktivist.
    Noldi läutet. Da steht die Frau schon in der Tür. Sie wirkt älter als erwartet, eine Asiatin. Könnte, denkt er, dem Aussehen nach eine Tibeterin sein. Sie ist klein, schmal, in ein Stück Stoff gehüllt, das an verschiedenen Stellen ihres Körpers gerafft ist. Wie sie vor ihm den dunklen Gang entlangflattert, sieht er auf ihrem Rücken eine überdimensionale Masche prangen. Ein wenig unmotiviert, findet er, so zwischen Schultern und Taille. Belustigt versucht er sich seine Meret in dem Ding vorzustellen.
    Frau Walter führt ihn in ein großes Zimmer mit Blick auf den Park. Die schweren Möbel sind aus dunklem, rotbraunem Holz. Am Fenster steht der Tisch, weiß gedeckt mit einer hohen dünnen Kerze in der Mitte. Er sieht vier Gedecke, weiße, hauchdünne, henkellose Schalen auf viereckigen Untertassen. Wie hält man die, fragt er sich und flüchtig kommt ihm seine rot-weiß getüpfelte Kaffeetasse in den Sinn. Dann entdeckt er noch etwas: Es gibt Mandelgipfel. Sie bilden, handfest, wie sie da auf dem Teller liegen, einen seltsamen Kontrast zu dem ätherischen Teegeschirr. Noldi liebt Mandelgipfel über alles, bekommt sie aber selten, weil Meret meint, er würde zu dick davon.
    »Mein Mann«, sagt Frau Walter in diesem Augenblick, »lässt sich

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