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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
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entschuldigen. Er ist noch in einer Sitzung. Aber er kommt, sobald er kann.«
    Sie legt ungefragt ihren roten Schweizerpass vor Noldi hin. Er nimmt ihn in die Hand und blättert. Die Frau heißt Menchubertha Assunta, geborene Garcia und stammt von den Philippinen.
    Für die jetzige Heiratswelle mit Asiatinnen, denkt Noldi, ist sie zu alt. Er mustert sie, unauffällig, wie er hofft. Zweifellos eine attraktive Frau. Ihre Arme sind glatt, nackt bis über die Ellbogen und als einzigen Schmuck trägt sie einen riesigen goldenen Armreif.
    Ob der echt ist, überlegt Noldi. Da sagt sie: »Ich bin schon seit zweiunddreißig Jahren in der Schweiz und habe einen dreißigjährigen Sohn. Mit meinem Mann«, fügt sie hinzu und lächelt. »Früher war ich Model.«
    Aha, denkt Noldi, das Kleid.
    »Inzwischen bin ich zu alt für den Job«, fährt sie immer noch lächelnd fort. »Jetzt arbeite ich für meinen Mann. Er hat ein Umweltbüro. Er ist sehr berühmt und erhält viele Preise.
    »Einmal«, legt sie unvermittelt los, »waren wir in Florenz, wo er den Ehrendoktor der Universität bekommen sollte. Er stand schon auf der Bühne. Plötzlich ist er zusammengebrochen. Alle sind herumgerannt und haben durcheinandergeschrien. Ich bin zu ihm hin, habe mich auf den Boden gesetzt und seinen Kopf auf meinem Schoß genommen. Er hat nicht mehr geatmet, keinen Puls gehabt. Ich habe geweint und geweint, und meine Tränen sind auf sein Gesicht gefallen. Da hat er die Augen wieder geöffnet. Alle haben gesagt, es sei ein Wunder. Seither ist mein Leben nicht mehr wie vorher. Können Sie das verstehen?«
    Noldi nickt, und sie fährt fort. »Nachher hat er mir seine Buddha-Sammlung geschenkt. Die wollen Sie sehen. Mein Mann ist ein großer Liebhaber asiatischer Kunst. Wenn Sie bitte mitkommen. Nachher können wir Tee trinken.«
    Noldi folgt der Frau ins Nebenzimmer. Als Erstes nimmt er auf einer Staffelei das Bild einer nackten Frau wahr. Mühelos erkennt er seine Gastgeberin. Was ihn erschreckt, ist das unbehaarte Geschlecht. Mit ihrem sparsamen Strich scheint die Zeichnung den Blick darauf zu konzentrieren. Noldi dreht den Kopf weg.
    Berti Walter, die seine Reaktion beobachtet, sagt unbefangen: »Das hat mein Mann gezeichnet. Und da ist meine Sammlung.« Jetzt erst sieht er in einer langen schmalen Glasvitrine an der Wand eine Reihe Buddhas stehen. Neugierig tritt er näher. Es sind rund fünfzehn Stück, verschieden groß, die einen vergoldet, andere fast schwarz, noch andere vermutlich aus Silber. Einer wirkt, als wäre er aus Holz geschnitzt. Sie erscheinen ihm kostbar, im Gegensatz zu dem, was er im Kloster angetroffen hat.
    »Schön«, sagt er endlich bewundernd. »Und wie viele haben Sie weggegeben?«
    Berti Walter überlegt. »Drei. Es waren keine besonderen Arbeiten.«
    Aus dem Nebenzimmer kommt ein Geräusch.
    »Ah, mein Mann!«, ruft sie erfreut.
    Noldi macht rasch einen Schritt in Richtung Tür. Der Gedanke, mit der Frau und diesem Bild von ihr in einem Raum angetroffen zu werden, bereitet ihm Unbehagen. Doch da steht der andere schon vor ihm.
    Ein alter Mann, denkt Noldi verblüfft. Er weiß nicht, was er erwartet hat, aber jedenfalls nicht diese weißhaarige, hagere, leicht gebeugte Gestalt, die ihm mit einem freundlichen Lächeln die Hand entgegenstreckt.
    »Oberholzer«, sagt er, »Polizist Oberholzer.«
    »Sehr erfreut«, antwortet Walter. Sein Händedruck ist überraschend fest.
    Wieder muss Noldi staunen. So viel Kraft hat er dem dünnen Männchen nicht zugetraut.
    »Meine Frau hat mir schon erzählt, dass sich die Polizei für die Buddha-Sammlung interessiert.«
    »Reine Routine«, erwidert Noldi mechanisch. Er berichtet kurz über die unbekannte Tote, von der man nur weiß, dass sie möglicherweise unter dem Namen Berti Walter dem Tibet-Institut eine Sammlung von Buddha-Statuen überlassen hat.
    Sie kehren in das andere Zimmer zurück und setzen sich an den Tisch.
    Berti Walter schenkt den Tee ein. Ihr Mann sagt nachdenklich zu ihr: »Ich weiß nicht mehr genau, aber gab es nicht in diesem Einwanderungsbüro eine Frau, die Walter geheißen hat? Wir haben noch darüber gelacht.«
    »Ja, richtig«, stimmt Menchuberta zu. »Aber an ihren Vornamen erinnere ich mich nicht mehr.« Dann wendet sie sich lebhaft an Noldi. »Ich bin für den Auftrag einer Modeagentur in die Schweiz gekommen und habe auf dem Flughafen meinen Mann kennengelernt. Zwei Monate später waren wir verheiratet.«
    In dem Moment klopft es an der Tür, eine sehr

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