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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
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Lama aufbewahrt. Denn in allen Klassen saßen auch Tibeterkinder. Nur er, Noldi, besitzt kein solches Foto. Nach Langenhard verirrte sich der hohe Herr nie.
    Er geht um das Kloster herum, beäugt es, folgt dann dem schmalen Pfad und gelangt zu dem weißen Gebilde im Wald, von dem er annimmt, dass es eine Art Bildstock sei. Er betrachtet die bemalten Steine, zu kleinen Häufchen geschichtet, winzige Figuren, Opfergaben vermutlich, die bunten Fähnchen zwischen den Bäumen. Dann stapft er den Weg wieder hinauf und kommt gerade recht, als ein Auto im Schuss auf den Parkplatz vor dem Kloster einschwenkt.
    Eine kleine Frau mit blondem Schopf klettert heraus.
    Das muss die Sekretärin sein, denkt Noldi und springt hinzu, als sie sich anschickt, ein riesiges Paket aus dem Kofferraum zu zerren.
    Er nimmt es ihr ab, fragt: »Wohin?«
    Sie läuft voraus über die Brücke, sperrt die Tür auf, lotst ihn ins Haus. Bei einem großen Tisch sagt sie: »Stellen Sie es einfach ab.«
    Noldi entledigt sich seiner Last, dann erst mustern sie einander.
    »Oberholzer, Kantonspolizei Zürich.«
    Er streckt ihr die Hand hin.
    »Aha«, sagt sie ohne große Überraschung, »Sie sind der Vater von Pauli, dem Jungen, der gestern da war.«
    »Und Sie sind Erika«, gibt er zurück. »Ihren Schreibnamen hat mein Sohn nicht gewusst.«
    »Meierhans«, antwortet sie. »Erika Meierhans.«
    Sie schütteln einander die Hand. Erika sperrt die Türe zum Sekretariat auf.
    Drinnen legt Noldi das Foto der Toten auf den Schreibtisch.
    »Ist das diese Berti Walter?«, will er wissen.
    Erika nimmt das Bild, geht damit zum Fenster, schaut es lange und gründlich an.
    »Könnte sein«, sagt sie. »Aber sicher bin ich nicht. Sie schaut so anders aus.«
    »Sie ist tot«, sagt Noldi.
    Erika zieht scharf die Luft ein.
    »Tot«, wiederholt sie. »Davon hat Ihr Sohn gestern nichts erwähnt. Aber er ist erschrocken, als ich gesagt habe, der Anhänger gehöre ihr.«
    »Ja«, sagt Noldi, »und Sie haben ihm einen Schokoriegel geschenkt. Das hat ihn sehr beeindruckt.«
    Erika lacht.
    Noldi deutet wieder auf das Foto. »Haben Sie es nicht in der Zeitung gesehen? Wir haben einen Aufruf veröffentlicht.«
    »Ich lese kaum Zeitung und wenn, hätte ich sie vermutlich nicht erkannt. Ich habe sie nicht oft gesehen. Sie hat uns ihre Buddha-Sammlung geschenkt.«
    »Buddha-Sammlung«, wiederholt Noldi, »was muss ich mir darunter vorstellen?«
    »Kommen Sie mit«, sagt Erika bereitwillig, »ich zeige es Ihnen.«
    Sie führt ihn zu einer schmalen Tür im Hintergrund.
    »Das hier«, erklärt sie, »ist das Appartement des Dalai Lama. Und das sein Audienzzimmer.«
    Sie macht Licht. In der Mitte des Raumes befindet sich ein großer Tisch. Darauf stehen dicht an dicht Buddhas in allen Größen von fünfzig Zentimetern bis zu winzigen Figürchen aus verschiedenen Materialen und in unterschiedlichster Machart.
    »Das ist noch nicht alles«, bemerkt Erika befriedigt über sein Erstaunen. »Dort in der Ecke steht noch ein Karton voll.«
    Noldi fragt interessiert: »Wer hat die alle eingepackt?«
    »Keine Ahnung«, sagt Erika. »Aber wenn Sie meinen, Fingerabdrücke von der Frau darauf zu finden, sind Sie auf dem Holzweg. Die stehen schon eine Weile hier, und wir alle haben sie in den Händen gehabt, öfter als einmal.«
    »Könnte doch trotzdem sein. Zum Beispiel bei denen, die noch im Karton stecken.«
    »Das ist möglich«, stimmt sie zu. »Suchen Sie sich aus, was Sie wollen. Sie müssen sie auch nicht zurückbringen.«
    »Nein«, sagt Noldi, »vielen Dank. Ich regle das auf andere Art.«
    Er geht zum Auto und holt das Köfferchen, in dem er seine vorsintflutlichen Utensilien zur Spurensicherung aufbewahrt und das er stets mit sich führt.
    »Kann ich Sie allein lassen?«, fragt Erika, als sie sieht, was er alles auspackt. »Ich sollte etwas arbeiten. Wenn Sie wollen, lade ich Sie nachher zum Kaffee ein.«
    Noldi ist froh, dass sie geht. Er zieht Plastikhandschuhe über und nimmt sich den Karton vor. Er wühlt im Seidenpapier, bis er die erste Figur in Händen hält. Er bepinselt sie sorgfältig und klebt sie dann ab. So viel er auf den ersten Blick sieht, gibt es unzählige einander überlagernde Spuren. Deshalb sucht er weiter, bis er eine Figur findet, auf der sich nur einige gut sichtbare Abdrücke befinden. Kann ja sein, sagt er sich, dass er Glück hat.
    Endlich packt er zusammen, stellt den Karton wieder in die Ecke, geht zurück ins Sekretariat.
    »Und Adresse haben Sie wirklich

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