Nachsuche
keine?«, fragt er noch einmal.
»Leider«, bedauert sie. »Ich habe Berti danach gefragt, denn bei Spenden und Schenkungen schreiben wir gewöhnlich einen Dankesbrief im Namen des Stiftungsrates und der Mönchsgemeinschaft. Sie hat nur gelacht und gesagt, das könnten wir uns in ihrem Fall sparen.«
Der Kaffee ist schon gekocht, Erika schiebt Noldi eine Tasse und den Zucker hin. Dann sagt sie: »Ich weiß nur, dass sie in einem Haus gewohnt hat. Dort musste sie ausziehen. Sie hat uns per E-Mail angefragt, ob wir Interesse an ihrer Sammlung hätten. Sie würde sie uns kostenlos überlassen.«
»Haben Sie die Email-Adresse noch?«, fragt Noldi rasch, aber Erika zerstört auch diese Hoffnung sofort wieder.
»Keine Chance«, sagt sie. »Ich habe es schon Ihrem Sohn gesagt. Wir löschen alles, sobald es erledigt ist. Was glauben Sie, wo wir sonst hinkämen. Sie können sich nicht vorstellen, was die Leute so von uns wollen.«
Plötzlich hält sie inne. »Da fällt mir noch etwas ein«, sagt sie eifrig. »Berti hat erwähnt, sie hätte ihre Sammlung im Internet angeboten. Allerdings ist das jetzt sicher schon mehr als ein Jahr her.«
»So lange?«, fragt Noldi. »Wirklich?«
Erika rechnet nach und sagt dann: »Es war Anfang des Jahres, als sie die Buddhas gebracht hat. Ja, Januar oder Februar. Also muss sie die Sammlung schon vorher im Internet angeboten haben. Offenbar hat sich niemand dafür interessiert.«
»Wie sah Frau Walter aus?«, fragt Noldi.
Erika überlegt. »Klein, eher dick, Anfang vierzig würde ich sagen, aber sicher bin ich nicht. Sie wirkte weder jung noch alt, sie wirkte irgendwie gar nicht.«
»Und wie war sie?«, fragt Noldi, der langsam seine Felle davonschwimmen sieht.
»Wie war sie«, wiederholt Erika nachdenklich. »Sie hat viel gelacht. Ob es ehrlich war, weiß ich nicht. Vielleicht war sie auch nur verlegen. Und von Buddhismus hatte sie keine Ahnung.«
»Wie kommen Sie darauf?«, fragt Noldi.
»Wie soll ich sagen, ich bin nicht schlau aus ihr geworden. Da kam sie mit ihren Buddhas bei uns an, jammerte, sie müsse aus ihrem Haus und in eine kleine Wohnung, in der für ihre Sammlung kein Platz sei. Gleichzeitig tat sie, als würde sie uns weiß Gott was für Kostbarkeiten überlassen. Bevor sie ging, fragte sie mich dann wie ein Kind, ob sie ihre Buddhas einmal besuchen dürfe. Selbstverständlich, habe ich gesagt, jederzeit. Ich könne ihr aber nicht garantieren, dass sie alle wiederfinde. Die Mönche würden aussuchen, welche Statuen sie in den Tempel stellen oder in ihre Zellen nehmen wollten. Wenn sie damit nicht einverstanden sei, wäre es besser, sie packte die Buddhas gleich wieder ein. Da sah sie mich ganz erschrocken an. Und die ganze Zeit hatte ich das Gefühl, sollten wir ihre Sammlung ablehnen, würde sie Terror machen. So ungefähr war sie. Oder ist sie mir zumindest vorgekommen. Ich weiß nicht, ob Sie damit etwas anfangen können.«
Erika schaut Noldi an.
»Ich im Moment auch noch nicht«, gibt Noldi zu. »Danke trotzdem«, sagt er. »Für Ihre Freundlichkeit und für den Kaffee.«
Vom Kloster fährt Noldi auf den Polizeiposten. Er hat noch keine Schalterstunden, verschanzt sich hinter dem Schreibtisch und überlegt sich ein System, wie er diese Berti Walter am schnellsten finden könnte. Und wenn es mehrere mit dem Namen geben sollte, welche von ihnen vermisst würde. Der Einfachheit halber will er zuerst telefonieren. Er nimmt an, auf diese Weise könnte er einen Großteil der Namen eliminieren. Dann ändert er seinen Plan. Wenn er sich schon die Mühe macht, kann er ebenso gut auch nach der Buddha-Sammlung fragen. Falls er die Frau Walter findet, die ihre Buddhas tatsächlich ins Kloster gebracht hat, würde er sie der Sekretärin gegenüberstellen. Möglicherweise müsste er danach wieder von vorne anfangen. Das hieße, die Frau im Wald wäre vielleicht gar nicht Berti Walter, oder der Anhänger, den sein schlauer kleiner Sohn gefunden hat, gehörte nicht ihr. Sollte er aber der Person mit der Sammlung gehören, würde es doppelt spannend. Dann müsste diese ihn im Wald bei der Fundstelle der Leiche verloren haben.
Er beginnt mit seinem Computerspiel, loggt sich in die Einwohnerkontrolle ein, sucht zuerst eine Berti, beziehungsweise Berta mit und ohne h sowie Walter mit und ohne h. Er findet niemanden, der Bertha Walter heißt und scheinbar alleinstehend ist. Natürlich, sagt er sich, kann die Gesuchte auch eine Ehefrau sein, die in die Ferien gefahren ist und
Weitere Kostenlose Bücher