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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
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Blechparadies‹. Noldi findet den Namen kurios.
    Der Mann am Draht, Kevin Pfähler, ist offenbar der Chef.
    Ja, sagt er, er kennt eine Berti Walter. Sie ist eine Bekannte seiner Frau.
    »Was kann ich für Sie tun? Hat Berti uns empfohlen? Dann gibt es Sonderkonditionen für Sie, wenn sie uns Ihren Wagen bringen. Wir kommen Freunden von unseren Freunden gern entgegen.«
    Der Mann klingt freundlich, arglos und geschäftig, nicht unangenehm. Der Stimme nach scheint er jung zu sein. Sie klingt hell, fast kindlich. Und plötzlich hat Noldi einen Block. Er weiß nicht mehr, was er sagen oder fragen soll. Er hat es versäumt, sich im richtigen Moment als Polizist zu melden. Und jetzt kann er nicht mehr gut zurück.
    Macht auch nichts, denkt er, ich schaue einfach einmal dort vorbei.
    Dann gibt es noch eine dritte Nummer, die Berti Walter häufig gewählt hat. Wie sich herausstellt, gehört sie einer gewissen Ilse Biber. Auch sie ruft Noldi an, erwischt jedoch nur den Beantworter. Er entscheidet sich, keine Nachricht zu hinterlassen, sondern es später erneut zu versuchen. Dann will er gehen. Bevor er aus dem Haus kommt, klingelt das Telefon. Der Gemeindeschreiber von Brütten ist am Apparat.
    »Der Notar heißt Göpf Kläui«, sagt er. »Hat sein Büro in Winterthur.«
    Noldi ist überwältigt. Da tappt er tagelang im Dunklen und auf einmal fallen die Informationen nur so über ihn her. Er dankt dem Gemeindeschreiber, doch bevor dieser auflegen kann, kommt ihm eine weitere Frage in den Sinn.
    »Haben Sie Frau Walter persönlich gekannt?«
    Hätte er auch schon früher fragen können, denkt er.
    Der andere antwortet gedehnt: »Gekannt ist nicht das richtige Wort.«
    »Was heißt das genau?«, will Noldi wissen, dem das Zögern des anderen nicht entgeht.
    Der Mann ziert sich ein wenig, dann sagt er trocken: »Ich bin ihr aus dem Weg gegangen. Wie es schien, war sie einsam. Nicht unsympathisch. Aber ich bin verheiratet, oder war es zumindest damals noch. Verstehen Sie mich nicht falsch, sie hat sich weder aufgedrängt noch seltsam benommen, nicht im Mindesten. Der, mit dem etwas nicht gestimmt hatte, das war ihr Vater. Habe ich Ihnen schon gesagt. Mehr weiß ich nicht. Fragen Sie den Notar, er hat im Haus verkehrt. Ich vermute, sie haben gemeinsam Geschäfte gemacht. Ada fuhr mit ihrem Vater regelmässig nach Winterthur. Zum Arzt, zum Anwalt, wohin auch immer. Als es dem Alten schlechter ging, kam der Doktor zu ihm.«
    »Wissen Sie noch, wie der Arzt hieß?«, fragt Noldi begierig, aber ohne große Hoffnungen.
    »Ja«, antwortet der andere sofort. »Niederöst. Ich habe mir den Namen gemerkt, weil er eher selten ist. Den Mann selbst habe ich nie gesehen, ich glaube, er hat eine Praxis in Zürich.«
    Der Gemeindeschreiber legt auf.
    Niederöst. Noldi tippt den Namen sofort in den Computer.
    Ja, es gibt einen Doktor dieses Namens, Henrik mit Vornamen, allerdings nicht in Zürich, sondern in Winterthur. Noldi ruft an, verlangt den Doktor und sagt, als dieser sich meldet, ohne Umschweife: »Sie waren der Arzt von Herrn Walter in Brütten.«
    Der andere zögert.
    »Das war eigentlich mein Vater Heinrich. Aber ich bin der Arzt seiner Tochter, Berti Walter.« Potz, denkt Noldi, noch ein Volltreffer. So viel Glück hat man nicht jeden Tag.
    »Sie sind in Winterthur? Kann ich Sie sprechen? Es ist dringend.«
    Sie treffen sich, wie vereinbart, vor dem Polizeikommando. Niederöst steigt aus seinem teuren, silbergrauen Lancia und schaut sich suchend um.
    Noldi geht ihm entgegen.
    Der Mann ist untersetzt, hat aber, wie Noldi bei der Begrüßung feststellt, schlanke, äußerst kräftige Hände. Er ist mit lässiger Eleganz gekleidet, trägt das Haar kurz geschoren und seine Gesichtsfarbe ist gesund.
    »Herr Oberholzer?«, fragt er.
    »Ja«, antwortet Noldi.
    »Henrik Niederöst.«
    Er deutet eine Verbeugung an.
    »Ich sollte nach Familientradition Heinrich heißen wie der Vater. Meine Mutter fand das gut, aber sie war Pragmatikerin. Sie wollte uns auseinanderhalten. Daher ist bei mir ein Henrik daraus geworden. Ich habe nach dem Tod meines Vaters die Praxis übernommen. Aber worum geht es, dass Sie mich so dringend sprechen wollen?«
    »Es geht um Berti Walter«, beginnt Noldi.
    »Was ist mit ihr? Ich habe schon eine Weile nichts mehr von ihr gehört. Das heißt im Allgemeinen, es geht ihr gut.«
    »Ich fürchte, sie ist tot«, sagt Noldi.
    Der Doktor scheint erschüttert.
    »So krank war sie bei Gott nicht. Das muss ein Missverständnis

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